PERSONALquarterly 02 / 22 74 SERVICE_PRAXISBLICK PERSONALquarterly: Welche wissenschaftliche Leistung in der Menschheitsgeschichte hat Sie besonders beeindruckt? Lasse Rheingans: Es fällt mir schwer, einzelne Leistungen auszuwählen. Allein die Entdeckung bzw. Nutzbarmachung der Elektrizität, die Entdeckung von Penizillin und der Dampfmaschine oder Erkenntnisse der Psychologie beeindrucken mich! Was mich aber fast täglich fasziniert: die Entwicklung des Internets und dessen Einzug in unseren Alltag; vomArpanet des Militärs zum Treibstoff unseres digitalen Zeitalters – im Guten wie im Schlechten. PERSONALquarterly: Welche Bedeutung hat für Sie die Wissenschaft? Kann man sich auf ihre Erkenntnisse verlassen? Lasse Rheingans: Ich bin der Meinung, dass fundierte wissenschaftliche Erkenntnis die beste, objektivste Erkenntnis ist, die wir haben – eben bis zu demMoment, an demneue Erkenntnisse ans Tageslicht kommen. Denn so funktioniert Wissenschaft nun einmal. Das gilt imÜbrigen auch, wenn Erkenntnisse Einzelnen nicht gefallen, aus welchen Gründen auch immer. Natürlich darf im Hinblick auf Verlässlichkeit nicht unberücksichtigt bleiben, welche Interessen und Gruppen hinter mancher Forschung stecken. Denn je nach Design einer Studie kann das Ergebnis durchaus schon im Vorfeld „vermutet“ werden. Deswegen ist allein das Herausbringen einer wissenschaftlichen Studie noch lange kein wissenschaftlicher Durchbruch. Wert entsteht erst, wenn die Studie auch nachvollziehbar, begründbar und wiederholbar ist sowie einem Peer-Review standhält. PERSONALquarterly: Welche Berührungspunkte haben Sie persönlich mit der Wissenschaft? Lasse Rheingans: Ich persönlich habe „interdisziplinäre Medienwissenschaften“ an der Universität Bielefeld studiert. Besonders spannend an diesem Studiengang war und ist die Überschneidung und Verzahnung ganz verschiedener Disziplinen wie Linguistik, Literaturwissenschaft, Soziologie, Erziehungswissenschaft und Technik. PERSONALquarterly: Arbeiten Sie in Ihrem beruflichen Kontext mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen? Lasse Rheingans: Im Zuge der Einführung unseres neuen Arbeitszeitmodells (vgl. „Die 5-Stunden-Revolution“, Campus 2019) haben wir laufend Anfragen aus verschiedenen Disziplinen, die bestimmte Aspekte in unserem Arbeitsalltag evaluieren. Darüber hinaus haben wir studentische Unterstützung. In der Vergangenheit gab es auch diverse Kooperationen, u. a. mit der FH Bielefeld. Und der BRIC, der Bielefelder Research + Innovation Campus (https://bric-owl.de/) ist seit einiger Zeit ein hervorragender Ansprechpartner für solche Kooperationsideen. PERSONALquarterly: Haben Sie ein Beispiel, bei dem Sie auf wissenschaftliche Expertise zurückgreifen, um Ihre Entscheidungen besser zu machen oder abzusichern? Lasse Rheingans: Tatsächlich greifen wir in unseren Projekten, gerade in der Beratung, immer wieder auf aktuelle Studien aus verschiedenen Fachbereichen zurück. In komplexen Situationen – und die Realität in Unternehmen ist eine solche – benötigen wir eine Perspektivenvielfalt, die wir bei uns durch interdisziplinäre Zusammenarbeit herzustellen versuchen, um die bestmöglichen Entscheidungen hieraus ableiten zu können. PERSONALquarterly: Was wünschen Sie sich von der Wissenschaft? Lasse Rheingans: Ich würde mir manchmal eine bessere Zusammenarbeit und Verzahnung bzw. einen besseren Abgleich der unterschiedlichen Fachrichtungen wünschen. Hierfür bedarf es allerdings verbesserter Wissenschaftskommunikation – sowohl von den Ergebnissen her als auch von der Herangehensweise, Stichwort Nahbarkeit. Die vermisse ich. In Bielefeld entsteht aktuell die „Wissenswerkstadt“ – ein Ort, an dem die Wissenschaft für die Stadtgesellschaft besser „erfahrbar“ werden soll. Das halte ich für sehr sinnvoll und darauf freue ich mich sehr. PQ stellt HR-Verantwortliche vor, die im engen Austausch mit der Wissenschaft sind und so Personalarbeit voranbringen. In dieser Ausgabe: Lasse Rheingans, Rheingans GmbH Der PERSONALquarterly-Fragebogen LASSE RHEINGANS ist Gründer und Geschäftsführer der Transformationsagentur Rheingans GmbH, die mit ihrem 5-Stunden-Arbeitszeitmodell von sich reden machte. Das Unternehmen hat mehrere Awards für seine Personalarbeit erhalten.
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