PersonalQuarterly 2/2022

72 SERVICE_FORSCHERPORTRÄT PERSONALquarterly 02 / 22 Dynamik und Diversität in der Personalführung Fabiola H. Gerpott lehrt und forscht an der WHU – Otto Beisheim School of Management zu Leadership. Dabei nimmt sie Mikrodynamiken in Organisationen unter die Lupe. Dr. Christina Guthier, Wirtschaftspsychologin in Düsseldorf Begonnen hat Professor Fabiola Gerpotts akademische Reise imWirtschaftsingenieurwesen amKarlsruher Institut für Technologie. Schon im ersten Semester wurde ihr klar, dass ihr Interdisziplinarität zwar gefällt, die Fächerkombination aber nicht. Den entscheidenden Impuls für den Wechsel zum Studium der Wirtschaftspsychologie bekam sie während eines Auswahlseminars für die Studienstiftung des Deutschen Volkes, in die sie später aufgenommen wurde. Die Mischung aus Wirtschaft und Psychologie sollte ihre Berufung werden. Nach vier Semestern des Wirtschaftspsychologiestudiums tauschte sie die Betonplatten der Ruhr-Universität Bochum trotzdem – zumindest vorübergehend – gegen Gefängnistüren. Natürlich nicht, weil sie sich etwas zuschulden kommen ließ, sondern weil das Fremantle Prison in Australien zu einem Start-up Hub umgebaut worden war und sie in einem der dort ansässigen Start-ups ein sechsmonatiges Praktikum im Recruiting absolvierte. Nach ihrer Rückkehr aus Down Under wandte sie sich an Prof. Dr. Heinrich Wottawa als Mentoren. Durch ihn motiviert gelang es ihr bereits mit einer Bachelorarbeit zum Thema „Oben ohne Frauenquote: Abschätzungen des potenzialadäquaten Anteils von Frauen in Führungspositionen“ den Rotary Club Bochum Universitätspreis zu gewinnen. Außerdem kam sie mit dieser Arbeit in die Top Ten des Bachelorpreises der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. Lag der Fokus des Wirtschaftspsychologiestudiums deutlich auf der Psychologie, so wollte sie sich im Master Corporate Management & Economics an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen als nächstes auf die Wirtschaftswissenschaften konzentrieren. Dort nutzte sie die forschungsorientierte Ausrichtung dafür, schon während des Masters erste eigene Artikel (zu Charismatisierung von Gründern sowie den Auswirkungen von Markenpersönlichkeit auf die Arbeitgeberattraktivität) auf zwei renommierten internationalen Konferenzen zu präsentieren. In ihrer Masterarbeit befasste sie sich schließlich damit, welche generationsspezifischen Maßnahmen wirkungsvoll sind, um hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und an die Organisation zu binden. Die mit zwei Preisen ausgezeichnete Arbeit fand in der Praxis großen Anklang und legte damit den Grundstein für den nächsten Karriereschritt. Vom Bodensee wechselte die angehende Forscherin nach Bremen, wo sie in einem Produktionswerk der Daimler AG zu intergenerationalen Qualifizierungsmaßnahmen in Betriebswirtschaftslehre und Organisationspsychologie promovierte. In diesem Doppelpromotionsprogramm wurde sie für die Betriebswirtschaftslehre an der Jacobs University Bremen und für die Organisationspsychologie an der Vrije Universiteit Amsterdam betreut. Dort war sie anschließend auch als Assistenzprofessorin tätig. Sie leitete das Fachgebiet Organizational Behavior an der Technischen Universität Berlin als Juniorprofessorin, bevor sie schließlich im April 2019 auf den Lehrstuhl für Leadership der WHU in Düsseldorf berufen wurde. Evidenzbasiertes Mindset lehren Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung ist es der 33-Jährigen wichtig, evidenzbasiert zu agieren. „Meine Studierenden sollen verstehen, dass sie bei einem Problem, das in der Arbeitspraxis auftritt, wissenschaftliche Paper lesen können, um passende evidenzbasierte Lösungsansätze zu finden.“ Zur Übung gibt sie ihren Masterstudierenden bspw. Paper aus dem Academy of Management Journal, in dem sie auch selbst mit ihren Kollegen publiziert. Die Studierenden sollen sodann die zentralen Erkenntnisse in einem Pitch-Video, das HR-Verantwortliche als Zielgruppe adressiert, präsentieren. Ist der Respekt vor dieser Aufgabe auch anfangs sehr hoch, so bestätigen die Rückmeldungen am Ende des Semesters stets, dass sich die Studierenden nun besser dazu befähigt fühlen, eigenständig hochwertige wissenschaftliche Literatur zu verstehen und aus ihr Handlungsempfehlungen für die Praxis abzuleiten– Fähigkeiten, die im weiteren Leben aus Sicht der Professorin sowohl in wissenschaftlichen als auch wirtschaftlichen Arbeitskontexten sehr wertvoll sind. Personalführung und Diversity Von 2020 bis 2022 leitet Fabiola Gerpott das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Möge die Macht mir dir sein? Eine mikrodynamische Betrachtung der Rolle des Geschlechts in der Einforderung und Zusprechung von Führung in Interaktionen von Managern und Mitarbeitern“. Als Kooperationspartner an ihrer Seite ist Professor Niels Van

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==