58 PERSONALquarterly 02 / 22 NEUE FORSCHUNG_HYBRIDE ARBEITSWELT Sinkt die Regressionsgerade von links nach rechts, kann von einem negativen Zusammenhang ausgegangen werden. Bleibt die Regressionsgerade auf dem gleichen Niveau, ist kein systematischer Zusammenhang vorhanden. Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass Homeoffice in einem positiven Zusammenhang mit der emotionalen Erschöpfung der Mitarbeitenden steht, wenn Führungskräfte gleichzeitig stark leistungsorientiert und wenig unterstützend führen. Die Regressionsgerade liegt mit Abstand am höchsten und steigt zudem von links nach rechts in einem statistisch signifikanten Maß (p ≤ 0.05). Im Gegensatz dazu sind die übrigen Regressionsgeraden nicht statistisch signifikant, wodurch sich bei diesen Kombinationen aus leistungsorientierter und unterstützender Führung kein klarer Zusammenhang zwischen der Arbeit imHomeoffice und der emotionalen Erschöpfung der Mitarbeitenden festhalten lässt. Aus diesen Befunden wird deutlich, dass es zwar wichtig ist, auch im Homeoffice eine effektive Aufgabenerfüllung zu fördern und Mitarbeitenden herausfordernde und motivierende Ziele zu setzen; gleichzeitig scheinen Führungskräfte, welche einseitig versuchen, die Produktivitätspotenziale des Homeoffice mittels leistungsorientierter Führung auszuschöpfen, in Konsequenz zu einer weiteren Verschärfung der Emotionsarmut und Erschöpfung der Mitarbeitenden beitragen. Im Gegensatz dazu tritt dieser stressverstärkende Effekt durch leistungsorientierte Führung im Homeoffice nicht auf, wenn Führungskräfte gleichzeitig unterstützendes Führungsverhalten zeigen, etwa in Form vonWertschätzung, aktivem Interesse an den Gefühlen der Mitarbeitenden sowie Sorge um deren Wohlbefinden. Angesichts der möglichen Homeoffice bedingten Beeinträchtigungen wie vermehrter Isolation, emotionaler Erschöpfung (Bruch/Hesse/Hölzl, 2021) und vermindertem positiven Affekt sowie mit Blick auf die augenscheinlich sogar potenziell gesteigerte Produktivität der Mitarbeitenden (Kunze/Hampel/ Zimmermann, 2020) scheint es im Gegensatz zur bisherigen vorherrschenden Führungspraxis angebracht, dass Führungskräfte im Homeoffice einen besonderen Fokus auf die emotionalen und sozialen Aspekte der Führung legen. Führung kommt demnach im Kontext von Homeoffice eine kompensatorische Funktion bezüglich der Emotionsarmut und potenziellen Isolation zu. Abbildung 3 und 4 zeigen hierzu die Auswirkungen von Homeoffice unter verschiedenen Ausprägungen unterstützender Führung (niedrig versus hoch) auf die Arbeitszufriedenheit und die emotionale Erschöpfung der Mitarbeitenden. Die ansonsten kurvilinearen Effekte von Homeoffice auf die Arbeitszufriedenheit sowie die emotionale Erschöpfung der Mitarbeitenden durch unterstützendes Führungsverhalten der direkten Führungskraft wurden neutralisiert. Bei moderaten Niveaus von Homeoffice (ca. zwei bis drei Tage die Woche) gab es noch keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der Arbeitszufriedenheit und der emo5 4 3 2 1 wenig Homeoffice viel Homeoffice Quelle: Eigene Darstellung Abb. 3: W echselwirkung zwischen Arbeit im Homeoffice und unterstützender Führung auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden niedrige unterstützende Führung Arbeitszufriedenheit hohe unterstützende Führung 5 4 3 2 1 wenig Homeoffice viel Homeoffice Quelle: Eigene Darstellung Abb. 4: W echselwirkung zwischen Arbeit im Homeoffice und unterstützender Führung auf die emotionale Erschöpfung der Mitarbeitenden niedrige unterstützende Führung Emotionale Erschöpfung hohe unterstützende Führung
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