37 02 / 22 PERSONALquarterly abzubauen. Zudem lässt sich beobachten, dass Mitarbeitende oft neugierig auf das Arbeiten mit VR-Technologie sind und der intuitive Umgang mit der entwickelten Software-Umgebung schon nach kurzer Eingewöhnungszeit zu Explorationsverhalten bei den Mitarbeitenden führt. Dies äußert sich einerseits durch intensivere Prozessexploration, aber auch durch das Einnehmen neuer Perspektiven, die teilweise in der Realität schwer eingenommen werden können (z. B. auf Gebäude oder Maschinen). VR kann die Kreativität und Inspiration der Mitarbeitenden anregen, was sie zu einem vielversprechenden Werkzeug für innovative Lösungen macht, insbesondere weil auch da die Mitarbeitenden in der virtuellen Arbeitssituation direkt die Möglichkeit haben, Veränderungen auszuprobieren. Sie können Maschinen umstellen, Prozesse unterschiedlich planen oder neue Technologien direkt aus einer Objektbibliothek ziehen und anwenden – ohne Wartezeiten oder Investitionskosten. Entsprechend können unterschiedliche Arten der technologischen Unterstützung des Arbeitsprozesses miteinander verglichen werden. Hier zeigte sich im Projekt bspw., dass das an einer Arbeitsstation ursprünglich geplante Tablet nicht die Ideallösung war, da es wegen seiner Größe als zu unhandlich und störend empfunden wurde. Die Multidimensionalität der VR kann die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Mitarbeitenden unterstützen. Im Projekt „SoDigital“ können Mitarbeitende bspw. Bewertungen der Arbeitsschritte in Bezug auf die Arbeitsgestaltung und Kompetenzanforderungen an den jeweiligen Prozessschritten hinterlegen. In entsprechenden Workshops fanden die Mitarbeitenden sich leicht zurecht, konnten gezielt Einschätzungen vornehmen und mit praxisnahen Beispielen erläutern. Darüber hinaus entwickelten sie aus der Bewertung heraus weitere Ideen zur Digitalisierung (z. B. Einsatz digitaler Systeme auch an anderen Stellen des Prozesses, Nutzung ergebnisbezogener Rückmeldungen bei Dateneingabe) und zur Prozessgestaltung (z. B. Ergänzung weiterer Prozessschritte). Verringerung der verlorenen Innovationen – verbessertes Projektmanagement Die VR eignet sich als Unterstützungsplattform für das Projektmanagement im Rahmen des partizipativen Geschäftsprozessmanagements. Mit der Unabhängigkeit von Zeit und Raum und der vereinfachten Zusammenarbeit können Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen in die Arbeitsprozesse virtuell eintauchen, was die interdisziplinäre Kommunikation und Zusammenarbeit fördert. Zudem entstehen keine Medienbrüche durchWorkshops mit geschriebenenMetaplankarten, die dann per digitalem Foto von Fotoprotokollen in Software übertragen werden müssen. Ebenso profitieren Unternehmen von der Kosten- und Zeiteffizienz, da die laufenden Prozesse wenig oder gar nicht bevirtuelle Nachbildungen erstellt werden, in denen sich die Mitarbeitenden gut orientieren können. Dabei führte das Wiedererkennen der eigenen Unternehmensumgebung stets zu positiven Reaktionen und ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich zielstrebig durch ihre Arbeitsumgebung zu bewegen. Zur Modellierung der zukünftigen Prozessschritte wird im Projekt „SoDigital“ eine vereinfachte, am internationalen Industriestandard BPMN angelehnte und für den Kontext der digitalen Neugestaltung erweiterte dreidimensionale Notationssprache genutzt. Dies erlaubt es, die geplanten Arbeitsschritte innerhalb der Prozesse direkt an ihrem vorgesehenen Ort zu platzieren und damit für die Mitarbeitenden kontextuell einzubetten. Entsprechend können Erfahrungen aus der realen Welt besser in den Prozessmodellen abgebildet sowie spezifische Auswirkungen und Hindernisse schneller erkannt und berücksichtigt werden. Verringerung der Modell-Realitäts-Kluft: Reduktion des Modell-Konsistenz-Problems Die in VR bestehenden Interaktionsmöglichkeiten mit Arbeitsmitteln erlauben es, den Einsatz von neuen Technologien und Werkzeugen im Rahmen der Prozesse aktiv und realitätsnah zu erproben. Somit lassen sich Anforderungen an die Technologie und Systeme zur bestmöglichen Unterstützung der Arbeitsschritte der beteiligten Mitarbeitenden direkt ermitteln. Zudem können Einführungshürden der digital neugestalteten Prozessschritte antizipiert sowie die Akzeptanz der am Prozess beteiligten Mitarbeitenden in Bezug auf die digitale Neugestaltung abgeschätzt werden. Zusätzlich können bereits vor der eigentlichen Einführung kognitive, psychomotorische und affektive berufliche Fertigkeiten auf Basis der modellierten Prozesse vermittelt werden. So schafft die immersive und naturalistische Umgebung der VR eine direkte Erfahrbarkeit der zukünftigen Prozessgestaltung und löst realitätsnahes Verhalten aus. Darüber hinaus kann durch Aufzeichnungen von Handlungssequenzen und abspielbaren VR-Avatar-Sequenzen die Konkretheit des zukünftig gewünschten bzw. geforderten Handelns im Rahmen des neu gestalteten Prozesses befördert werden. Dies ermöglicht es, konkrete Handlungsabläufe im Sinne des Beobachtungslernens bereits vor Umsetzung der geplanten Digitalisierungsmaßnahme zu vermitteln. Verringerung der verlorenen Innovationen – Überwindung des Motivationsproblems Die VR bietet durch ihren innovativen Charakter und Neuheitswert Vorteile in der aktiven Einbindung von Mitarbeitenden. So zeigt sich auch im Projekt „SoDigital“, dass insbesondere bei erstmaliger Nutzung der Technologie ein Wow-Effekt auftritt. Auch nach mehrfacher Anwendung hilft diese positive emotionale Wirkung und die Aktivierung, Motivationshürden
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