PersonalQuarterly 2/2022

PERSONALquarterly 02 / 22 36 SCHWERPUNKT_TRANSFORMATION menden organisationalen Anwendung (z. B. Sicherheitsschulung, Produktpräsentation, Maschinen-/Werkzeugeinweisung) besondere Vorteile von VR, die das Potenzial haben, Informationsweitergabebarrieren abzubauen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das vom BMBF geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt „SoDigital“ mit dem Potenzial von Virtual Reality für die partizipative Neugestaltung von Geschäftsprozessen in Zusammenarbeit mit Halocline als Entwicklungspartner und drei KMU als Anwendungsunternehmen. Verringerung der Modell-Realitäts-Kluft: Reduktion der automatisierten Fiktion Um den Mitarbeitenden besser zu ermöglichen, implizites Wissen über den Arbeitsprozess abzurufen, ist es wichtig, den spezifischen Kontext in die Prozessgestaltung zu integrieren. Die Kontextintegration über eine veränderbare dreidimensionale Nachbildung ihrer Arbeitsumgebung erlaubt es ihnen, ihre Situationsexpertise einzubringen. Dabei steigt mit zunehmender Exaktheit der Nachbildung sowohl der Aufwand der Erstellung als auch die benötigte Rechenleistung. Im Projekt „SoDigital“ findet die Nachbildung der Unternehmensumgebung in Form von virtuellen Boxen statt. Dieser Low-Fidelity-Ansatz schafft im Projekt eine gute Balance zwischen Erstellungsaufwand und Präsenzgefühl der Mitarbeitenden. Auch können entsprechend schnell und flexibel Veränderungen in der Umgebung vorgenommen werden. Um die Unternehmensumgebung möglichst realitätsnah abzubilden, wurden Büros, Werks- und Lagerhallen durch Grundrisse und Vermessungen erfasst. Zudem wurden Einrichtung, Gegenstände und Maschinen durch Punktwolken aus LiDAR-Scans erfasst. Auf diese Weise konnten maßstabsgetreue Das Problem der verlorenen Innovation beschreibt die unvollständige Ausschöpfung von Innovationspotenzialen im Rahmen der Neugestaltung (Erol u. a., 2010). Dies ist zum einen auf ein Motivationsproblem in der Projektdurchführung zurückzuführen. Hierzu tragen oft technologische oder organisatorische Hürden bei, welche die Motivation der Mitarbeitenden, sich aktiv an der Gestaltung von Arbeitsprozessen zu beteiligen und Ideen für Verbesserungen einzubringen, unterminieren (Bögel u. a., 2014). Bspw. erhalten Mitarbeitende wenig Rückmeldungen zu eingebrachten Ideen, werden spät im Gestaltungsprozess eingebunden oder haben Schwierigkeiten mit dem ungewohnten Abstraktionsgrad der Darstellungen und mit der Komplexität der Modellierungsmethoden. Zum anderen stellt das Projektmanagement von Initiativen zur Prozessgestaltung an sich eine Herausforderung dar. So müssen Standpunkte, Konzepte und Ideen unterschiedlicher Interessengruppen und Experten in der Planung, der Entwicklung und der Umsetzung einbezogen und häufig ohne eine durchgängige digitale Dokumentation in Einklang gebracht werden. Einsatz von Virtual Reality zur Prozessmodellierung In der Tradition der Idee, die bestehenden Herausforderungen der Prozessgestaltung durch technologische Unterstützung zu überwinden, bietet Virtual-Reality-Technologie neue Wege und Potenziale. Virtual Reality (VR) beschreibt dabei immersive Technologien, die mittels Head Mounted Display (HMD) interaktive virtuelle Umgebungen simulieren, in die Benutzerinnen und Benutzer subjektiv involviert werden und in denen sie sich präsent fühlen (Wohlgenannt u. a., 2020). Der immersive Charakter von VR zielt darauf ab, dass Benutzer so mit der simulierten Umgebung interagieren können, als wäre es die reale Welt. Dabei zeigen sich aus anderen Bereichen der zunehAbb. 2: Herausforderungen partizipativer Prozessmodellierung Quelle: in Anlehnung an Erol u.a. (2010) verlorene Innovation Modell- RealitätsKluft Problem automatisierter Fiktion Motivationsproblem Umsetzung- Konsistenz-Problem Projektmanagementproblem Informationsweitergabebarrieren

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==