23 02 / 22 PERSONALquarterly Aufwand für Mitarbeitende darstellt, werden Veränderungsmaßnahmen selten sofort befürwortet. Die Folge ist Widerstand gegenüber der Veränderung, die mutmaßlich auch den Teilnehmenden begegnen wird. Die „motivierende Gesprächsführung“ (eng. Motivational Interviewing, MI) ist eine Gesprächsmethode zur Initiierung und Begleitung von Veränderungsprozessen. Sie wirkt dabei auf die Verbesserung der intrinsischen Motivation für eine Veränderung mittels der Erforschung und Auflösung von ambivalenten Einstellungen gegenüber Veränderungsmaßnahmen ein (Klonek/Kauffeld, 2012). Im Rahmen des Moduls trainieren die Teilnehmenden diese grundlegenden Gesprächstechniken für die Umsetzung ihres Transferprojekts. Sie erlangen damit Kompetenzen in der Motivation und Führung anderer durch einen Veränderungsprozess. Das Training wird durch die Nutzung eines digitalen Trainingstools intensiviert: Das Tool ist durch individualisierte Fallbeispiele auf die jeweilige Zielgruppe angepasst und steht den Teilnehmenden kontinuierlich zur Verfügung. Es sichert den Trainingstransfer und bildet den Kompetenzzuwachs ab. Trainingsinhalte, die regulär an außerbetriebliche Weiterbildung gebunden sind, können direkt am Arbeitsplatz integriert werden, um das Lernen arbeitsintegriert zu fördern und Wissensvermittlung zeitlich zurück in das Unternehmen zu verlagern. Nach der Einführung eines prototypischen neuen Arbeitsablaufs, führte HK motivierende Gespräche mit den Mitarbeitenden der Spritzgussmaschine, um Feedback zur Umsetzung einzuholen und die Kollegen für die Veränderung abzuholen. Modul 3 – Look und Feel: neue Technologien erlebbar machen Nachdem die Teilnehmenden über die Nutzerreise den Ist-Arbeitsprozess des Transferprojekts abgebildet haben und sich stark auf die sozial-kommunikativen Prozesse einer Veränderung konzentrierten, sammeln sie in Modul 3 technologisches Know-how zur Umsetzung ihrer Transferprojekte. Die Wissensvermittlung und praktischen Demonstrationen zu neuen Technologien werden in Kooperation mit Ingenieurswissenschaftlern der Technischen Universität Braunschweig durchgeführt. Für die Themenbereiche besteht Wahlfreiheit, sodass die Teilnehmenden über ein Mehrheitsprinzip entscheiden. Der technische Experten-Input umfasst eine große Bandbreite an Zukunftstechnologien, u. a. Mobilitätsformen, elektrische und alternative Antriebe, Ökobilanzierung, Internet of Things, Industrie 4.0, Augmented Reality, künstliche Intelligenz u. v. m. Ein Teil des Moduls umfasst zudem eine Expertenberatung für das Transferprojekt. Die Teilnehmenden sollen in die Lage versetzt werden, Zukunftsszenarien auf bestehende Arbeitsprozesse zu übertragen, um den Nutzen dieser Veränderungen in ihr Unternehmen hineinzutragen. HK nutzt die Möglichkeiten der Augmented Reality und Ansätze des maschinellen Lernens, um die Qualitätskontrolle der Spritzgussanlagen weiter in die Zukunft zu denken. Modul 4 – Agiles Lernen: Weiterbildung gestalten, lernende Kollegen begleiten Was bleibt nach der Einführung des Transferprojekts? Die digitale Umstrukturierung eines Arbeitsprozesses wie im Fallbeispiel HK hat stets zur Folge, dass Kolleginnen und Kollegen lernen müssen, neue Anlagen zu bedienen oder Arbeitsmittel (bspw. Tablets) anders einzusetzen. In diesem Modul lernen die Teilnehmenden deshalb einfache agile Methoden kennen, um ihre Kollegen auf diesem Einführungsweg zu begleiten und sie beim Lernen zu unterstützen. Agiles Lernen beschreibt einen flexiblen Arbeitsprozess, der durch schnelles Testen, Reflektieren und Anpassen stets neugestaltet wird. Mitarbeitende werden angeregt, ihr Lern- und Arbeitsumfeld vor allem selbstbestimmt und autonom zu verfolgen. In diesem Modul werden die Teilnehmenden hinsichtlich der Gestaltung und Begleitung von betrieblichen Lernprozessen qualifiziert, die sie im Transferprojekt vertiefen. Modul 5 – Erfolge teilen: Projekterfolge kommunizieren, Learnings teilen Die Teilnehmenden reflektieren über Kommunikationskanäle zur Verbreitung der Transferprojekte. Maßnahmenpläne umfassen u. a. Betriebsratssitzungen, Townhall Meetings, Aushänge, Intranet, Rundmails etc. Das Abschlussforum bietet den Teilnehmenden eine „Bühne“ zur Kurzpräsentation ihrer Transferprojekte mit anschließender Frage- und Antwortrunde vor geladenen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Unternehmen. Die Geschäftsführenden berichten dazu aus Unternehmensperspektive. Die Teilnehmenden erfahren so Anerkennung für ihre Leistung und stärken ihre Selbstwirksamkeit. Eine Zertifikatsübergabe rundet das digitale Abschlussforum ab, das gleichzeitig ein Bestandteil der Alumninetzwerkarbeit ist und den Startpunkt für neue Veränderungsprojekte darstellen kann. Fazit der Hankensbütteler Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG HK erzielte auf drei Ebenen nennenswerte Ergebnisse ihrer Teilnahme. 1. Die handschriftliche Dokumentation der Qualitätskontrolle der Werkerselbstkontrolle an einer Spritzgussmaschine konnte digitalisiert werden. Die Werkerselbstkontrolle erfolgt nun über den Einsatz von Tablets. Ein Prozess wurde entwickelt und umgesetzt, wie zukünftig die Daten der Qualitätssicherung in einer Datenbank gesammelt werden können. Papiernutzung und Laufzeiten wurden damit beseitigt. Ziel ist es, diesen Prozess von einem Pilotprojekt an einer Maschine auf alle 29 Spritzgussmaschinen auszuweiten. 2. Die Teilnehmenden konnten selbstständig einen Arbeitsprozess für Kollegen verbessern und vereinfachen. Sie konnten Iterationen und Widerstände anderer auflösen und sie statt-
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