Personal Quaterly 1/2022

7 01 / 22 PERSONALquarterly Im Jahr 2011 verkauften die Handelsblatt Fachmedien die „Per- sonal“ an die Haufe Gruppe, die mit dem „Personalmagazin“ bereits über ein Medium für Praktiker verfügte. Haufe reani- mierte den akademischen Kern der „PERSONAL“ und machte daraus die heutige Fachzeitschrift „PERSONALquarterly“, die sich als „Wissenschaftsjournal für die Personalpraxis“ ver- steht. Die Schriftleitung führte Dieter Wagner bis 2014 fort, Professor Rüdiger Kabst folgte ihm in dieser Funktion. Die The- men wurden ab diesem Zeitpunkt von der wissenschaftlichen Schriftleitung gemacht, Ruth Lemmer blieb der journalistische Kopf der Zeitschrift, schrieb Forscherporträts und betreute die journalistischen Rubriken „Die Fakten hinter der Schlagzeile“ und „Evidenz über den Tellerrand“. Der Blick über den Tellerrand des Fachgebiets – das zeichnet das Denken und Wirken von Ruth Lemmer aus. Und das wird auch an ihrem gesellschaftlichen Engagement deutlich. Als Mitglied der Journalistengewerkschaft dju (Teil von Verdi) war sie von 2009 bis 2021 Mitglied des WDR-Rundfunkrats, die letzten vier Jahre war sie zudem Aufsichtsratsvorsitzende der Tochtergesellschaft WDR-Mediagroup. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach mit Journalisten- preisen ausgezeichnet, etwa dem HR-Journalistenpreis des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) oder dem Jour- nalistenpreis „Gemeinsam gegen Diskriminierung“ der EU- Kommission. Hunderte von Begegnungen mit Personalern und Forschern Über die Jahre hat sie für Personal, PERSONALquarterly und Personalmagazin über 120 Porträts von Personalforschern ver- fasst, die Zahl der Interviewpartner dürfte deutlich größer sein. Wie blickt sie auf die Personaler, über die sie so viele Geschich- ten geschrieben hat? „Vor zwanzig Jahren haben die Personaler immer diskutiert, wie sie vomVerwalter zumGestalter werden. Das war damals sehr dominant“, erläutert Lemmer. Diese Rol- lendiskussion sei immer noch präsent, allerdings unter verän- derten Vorzeichen. „Heute geht es darum, ob die Personaler Treiber in den Unternehmen sein können oder Getriebene von Entwicklungen sind, die andere anstoßen“, beobachtet Lem- mer, die sich noch mehr selbstbewusste HR-Managerinnen und HR-Manager wünscht. Was sie an der HR-Community enttäuscht hat Was hat sie am meisten an der HR-Community enttäuscht? Lemmer überlegt nicht lange. „Wir haben viele gute Forscher. Es ist sehr ernüchternd, wie wenig deren Arbeiten in der Praxis bewirken können“, sagt die 66jährige Journalistin, die sowohl über die Welt der Forscher wie auch der Praktiker geschrieben hat. Jetzt geht sie in den Ruhestand. Aufhören mit dem Schrei- ben will sie nicht ganz, sie kann sich vorstellen ab und zu mal wieder eine Geschichte in den Computer zu tippen. „Aber nicht für Personalthemen. Damit ist jetzt Schluss“, sagt sie. Bevor wir das Gespräch beenden, kommen wir noch ein we- nig über aktuelle Entwicklungen in den Unternehmen und neue Köpfe ins Gespräch. Da kommt sie gleich wieder mit ei- ner neuen Idee um die Ecke. „Wie kommen neue HR- Themen eigentlich bei den Mitarbeitenden an? Manche Ideen hören sich gut an, doch kommt das auch unten an der Basis an? Um das herauszufinden, müsste man einen Praxistest entwickeln“, sagt sie mir und ergänzt: „Diese Idee könnt ihr jetzt umsetzen, ich bin raus.“ „Wie kommen neue HR-Themen eigent- lich bei den Mitarbeitenden an? Manche Ideen hören sich gut an, doch kommt das auch unten an der Basis an? Um das herauszufinden, müsste man einen Praxistest entwickeln. Diese Idee könnt ihr jetzt umsetzen, ich bin raus.“ Ruth Lemmer

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