Personal Quaterly 1/2022

49 01 / 22 PERSONALquarterly D ie Realität von Unternehmertum ist wie seinerzeit Klaus Wowereits’ Berlin: arm, aber sexy. Gründer erzielen im Durchschnitt ein geringeres und vo­ latileres Einkommen als vergleichbare abhängig Beschäftigte und sie erzielen im Vergleich zu Investoren ge­ ringere Erträge auf ihr Kapital. Die Hälfte der neugegrün­ deten Unternehmen überlebt die ersten drei bis vier Jahre nicht. Und doch erfreut sich die Vorstellung einer Karriere als Gründer großer Beliebtheit – in den USA bspw. gilt das für zwei Drittel der Bevölkerung. Die meisten Erklärungsansätze für dieses Phänomen fokussieren individuelle Faktoren und weniger die kulturell-kognitive institutionelle Umwelt, die maßgeblich vom Einfluss der Massenmedien geprägt ist. Die­ se Lücke füllen Suárez und Kollegen mit einer explorativ an­ gelegten Stimmungsanalyse (Text Mining) auf Basis von mehr als einem Jahrzehnt New York Times und Financial Times – das heißt also repräsentative Mainstream-Tageszeitungen mit großer Reichweite. Ihrer traditionellen Ausrichtung ent­ sprechend wurde in beiden Tageszeitungen deutlich seltener Bezug auf Entrepreneure/Founder als Manager/Executives genommen. Allerdings vermittelten mehr als drei Viertel der Textauszüge mit Bezug zu Entrepreneuren/Foundern eine positive Stimmung – bei solchen mit Bezug zu Managern/ Executives nur die Hälfte. Ein ähnliches Bild ergab sich bei einer Stimmungsanaly­ se auf Basis von Textauszügen mit Bezug zu traditionellen Firmen wie Ford Motor und General Electric versus unter­ nehmerischen, innovativen Firmen wie Google und Netflix zugunsten letzterer. Weitere Analysen legen nahe, konnten jedoch nicht abschließend klären, dass das durch die beiden Tageszeitungen vermittelte Stimmungsbild bezüglich Unter­ nehmertum einen Einfluss auf die Gründungsrate im Verei­ nigten Königreich bzw. den USA hat, aber auch durch die Gründungsrate beeinflusst wird. Der „Bias“ in der Berichter­ stattung könnte also Unternehmertum als Karriereweg för­ dern – mit negativen ökonomischen Konsequenzen für den durchschnittlichen Gründer, durch positive Externalitäten bedingt aber eher vorteilhaften Auswirkungen für die Allge­ meinheit (obgleich einige Studien auf ein Überinvestment in unternehmerische Aktivitäten hindeuten). Auch etablierte Es ist nicht alles Gold, was glänzt – aber es glänzt Suárez, Juan Luis; White, Roderick E.; Parker, Simon C. & Jiménez-Mavillard, Antonio (Western University): Entre- preneurship bias and the mass media: Evidence from big data, Academy of Management Discoveries, 2021, Vol. 7, No. 2, 247–265. Firmen könnten langfristig von einem prounternehmerischen Bias in der Berichterstattung von Massenmedien profitieren, wenn unternehmerische Aktivitäten als Lernerfahrung und Qualifikation verstanden werden. Besprochen von Dr. Benjamin P. Krebs , Lehrstuhl International Business, Universität Paderborn Folgende internationale Zeitschriften verfolgen wir für Sie regelmäßig: 3 Academy of Management Journal 3 American Economic Review 3 Human Resource Management 3 Human Resource Management Review 3 Journal of Applied Psychology 3 Journal of Labor Economics 3 Journal of Organizational Behavior 3 Journal of International Business Studies 3 Journal of Political Economy 3 Management Science 3 Personnel Psychology 3 Quarterly Journal of Economics 3 Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie Unser Rezensenten-Team wird darüber hinaus an dieser Stelle auch richtungsweisende Veröffentlichungen aus weiteren Publikationen darstellen. Neues aus Top-Journals

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