Personal Quaterly 1/2022

38 PERSONALquarterly 01 / 22 NEUE FORSCHUNG _ARBEITEN AUF DISTANZ senschaftlichen Diskussion und Empirie zum Thema sollten entlang dieser Forschungsfrage durch empirisches Material weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Dazu wurden Leit- fadeninterviews mit Führungskräften und Mitarbeitenden, die als Betroffene von ihrer persönlichen Situation berichten sollten, durchgeführt. Da sich Führungskräfte und Mitarbei- tende auf einer anderen hierarchischen Ebene befinden und daher mit spezifischen Herausforderungen im beruflichen Alltag konfrontiert werden, erfolgte eine teilweise Differen- zierung der Interviewleitfäden. In beiden Varianten wurden zunächst die persönliche Rolle und Verantwortlichkeiten im Unternehmen geklärt; danach folgten Fragen zum Umgang mit Homeoffice im Unternehmen, wahrgenommenen Verände- rungen durch Führung auf Distanz, Lerneffekte auf individu- eller und Teamebene sowie persönliche Erfahrungen mit Blick auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Der Fokus der hier vorgelegten Studie liegt auf den wahrgenommenen Veränderungen durch Führung und Zusammenarbeit auf Dis­ tanz, insbesondere Kommunikation, kollegiale Beziehungen und Wissensaustausch. Für das Sample der im November 2020 durchgeführten Stu- die ist es gelungen, Heterogenität in Bezug auf Region, Bran- che, Unternehmensgröße und Tätigkeitsfeld herzustellen; die Interviewteilnehmer arbeiteten u. a. bei Energieversorgern, Versicherungen, Verlagen und in der Metallindustrie. Insge- samt liegt eine nahezu gleichmäßige Verteilung der definierten Hauptkriterien Führungskraft/Mitarbeitende, akademisch/ nichtakademisch und männlich/weiblich vor. Der Altersdurch- schnitt der Befragten von 43,18 Jahren repräsentiert das Durch- schnittsalter der Beschäftigten in Deutschland. Datenerhebung und -auswertung wurden eng miteinander verzahnt, indem die transkribierten Interviews unmittelbar unter Verwendung der Datenanalysesoftware MAXQDA mit- hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Die Bestimmung der thematischen Kategorien erfolgte durch ei- ne deduktiv-induktive Kategorienbildung, um die Offenheit für neue Erkenntnisse sicherzustellen. Für diesen Artikel wurden die folgenden deduktiv gewonnen Hauptkategorien fokussiert: 1. Herausforderung der Arbeitsausführung im Homeoffice 2. Herausforderung der Kommunikation im Homeoffice 3. Herausforderung der Zusammenarbeit innerhalb des Teams und des Unternehmens 4. Herausforderung der Führung auf Distanz Nach der deduktiven Kategorienbildung wurden in der darauffol- genden Bearbeitungsphase durch mehrmaliges Lesen aller Tran- skriptionen auch induktiv am Text Subkategorien entwickelt, um die Hauptkategorien auszudifferenzieren. Induktiv kamen z. B. in der Pandemie neu eingeführte Kommunikationsformate (z. B. Dailys) und die Bedeutung von Ad-hoc-Lösungen zur Aufrechter- haltung des Tagesgeschäfts als Subkategorien hinzu. Parallel zur Codierung der Textelemente wurde ein Kate- gorienleitfaden entwickelt und genutzt. Im letzten Schritt Quelle: Eigene Darstellung Abb. 1: Ablaufschema der qualitativen Studie Forschungsziel Methodik Stichprobenauswahl Stichprobe Generieren von persön­ lichen Einschätzungen und Erfahrungen mit Homeoffice und Führung auf Distanz durch Mitar­ beitende und Führungs­ kräfte Qualitative Studie in Form von Leitfaden-Interviews (teilstandardisiertes Verfahren) Notwendiges Kriterium: Mindestens 8 Wochen Home­ office-Tätigkeit am Stück als Führungskraft oder Mitarbeite­ rin/Mitarbeiter Ziel: gleichmäßige Verteilung von · Führungskraft/Mitarbeitern · männlich/weiblich · Akademiker/Nichtakademiker · Alter · 22 Befragte aus 17 verschiedenen Städten in Deutschland · 12 Führungskräfte, 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter · 12 Akademiker, 10 Nichtakademiker · 12 männlich, 10 weiblich · Altersdurchschnitt von 43,18 Jahren

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