Personal Quaterly 1/2022
29 01 / 22 PERSONALquarterly tieren: Steigt die Arbeitsatmosphäre um eine Einheit auf der verwendeten fünfstufigen Ratingskala, erhöht sich die Wahr- scheinlichkeit für eine Weiterempfehlung um geschätzte 2,3 Prozentpunkte, wenn alle anderen Merkmale konstant bleiben. Die Merkmale Kollegenzusammenhalt, Gleichberechtigung und Arbeitsbedingungen zeigen keine signifikanten direkten Effekte auf Weiterempfehlung. Im unteren Teil der Abbildung sind die Effekte der Arbeits- platzmerkmale auf dieWeiterempfehlung dargestellt. Hier zeigt sich, dass lediglich die drei Merkmale flexible Arbeitszeiten, flexible Nutzung von Arbeitsbereichen und Arbeitsplatzdesign einen direkten Effekt auf die Weiterempfehlung haben. Das Angebot flexibler Arbeitszeiten erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine Weiterempfehlung im Schnitt um geschätzte 1,17 Pro- zentpunkte, wenn alle anderen Merkmale konstant bleiben. Homeoffice, ergonomischer Arbeitsplatz, ungestörtes Arbeiten, technische Ausstattung und offenes Bürolayout zeigen keinen signifikanten direkten Effekt auf Weiterempfehlung. In einem nächsten Schritt soll der Analyse der Wirkket- ten Rechnung getragen werden. Somit wird der Einfluss der Arbeitsplatzmerkmale auf die „vermittelnden Merkmale“ (Mediatoren) Arbeitsatmosphäre, Kommunikation, Arbeitsbe- dingungen und Work-Life-Balance untersucht. Diese Effekte werden in Abbildung 4 dargestellt. Es wurde angenommen, dass ungestörtes Arbeiten, Arbeits- platzdesign, flexible Nutzung von Arbeitsbereichen, offenes Bürolayout sowie Vorgesetztenverhalten und Kollegenzusam- menhalt einen positiven Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre ha- ben. Es zeigt sich, dass sich mit Ausnahme des Bürolayouts alle vermuteten Einflüsse bestätigen. Unter den Arbeitsplatzmerk- malen hat das Arbeitsplatzdesign den stärksten Einfluss. Da der Schätzung ein lineares Modell zugrunde liegt, ist dieser Effekt wie folgt zu interpretieren: Wird die Wahrnehmung des Arbeits- platzdesigns auf einer fünfstufigen Ratingskala um eine Einheit höher eingestuft, steigt die Bewertung der Arbeitsatmosphäre auf einer fünfstufigen Skala um geschätzte 0,2 Einheiten. Un- gestörtes Arbeiten und die Flexible Nutzungsmöglichkeit sind in ihren Effektstärken ähnlich. Das Bürolayout zeigt keinen statistisch gesicherten Effekt. Das Vorgesetztenverhalten und der Kollegenzusammenhalt zeigen erwartungsgemäß deutliche Effekte. Dabei kommt dem Vorgesetztenverhalten der stärkste Einfluss zu. Die Effektgrößen der Arbeitsplatzmerkmale auf die Arbeitsatmosphäre sind moderat, jedoch stellt Arbeitsat- mosphäre die stärkste Einflussgröße auf die Weiterempfehlung dar, sodass die Effekte der Arbeitsplatzmerkmale entsprechend über die Mediation übertragen werden. Die vermuteten Einflüsse auf den Mediator Kommunikation bestätigen sich ebenfalls teilweise. Flexible Nutzung von Ar- beitsbereichen zeigt hier mit einemKoeffizienten von 1,87 einen ganz maßgeblichen Einfluss auf Kommunikation. Der Einfluss des offenen Bürolayouts ist verschwindend gering und negativ. Die vermuteten positiven Einflüsse von ergonomischen Ar- beitsplätzen, technischer Ausstattung und flexibler Nutzung von Arbeitsbereichen auf die Arbeitsbedingungen bestätigen sich allesamt. Das offene Bürolayout zeigt hier erneut einen diesmal deutlichen negativen Einfluss. Da, wie oben bereits dargestellt, die Arbeitsbedingungen jedoch keinen signifi- kanten Einfluss auf die Weiterempfehlung haben, werden die Effekte der Arbeitsplatzvariablen nicht auf die Weiterempfeh- lung vermittelt und sind somit für die weitere Betrachtung nicht relevant. Flexible Arbeitszeiten und das Angebot von Homeoffice ha- ben deutliche positive Effekte auf die Work-Life-Balance. Da- bei zeigen die flexiblen Arbeitszeiten einen deutlich stärkeren Effekt. Die Work-Life-Balance zeigt ebenso eindeutige Effekte auf die Weiterempfehlung, sodass die Effekte der Arbeitsplatz- merkmale entsprechend vermittelt werden. Schlussfolgerungen aus der quantitativen Analyse Eingangs war die Forschungsfrage aufgeworfen worden, wel- che Arbeitgeber- und Jobmerkmale die Weiterempfehlungsbe- reitschaft beeinflussen. Die Auswertung der Bewertungsdaten zeigt, dass die Arbeitsatmosphäre den deutlich stärksten Ein- fluss auf die Weiterempfehlung ausübt. Auch das Vorgesetz- tenverhalten und die Kommunikation sind auf Rang 2 und 3 deutliche Treiber. Gehalt zeigt auf dem siebten Rang einen wesentlich geringeren Einfluss. Somit scheinen es vor allem die weichen Faktoren zu sein, die Mitarbeiter in Bezug auf ihr Weiterempfehlungsverhalten beeinflussen. Die zweite Forschungsfrage adressierte die Rolle der Arbeits- platzmerkmale im Hinblick auf die Weiterempfehlung. Hier lassen sich vor allem die deutlichen Effekte von flexiblen Ar- beitszeiten, flexibler Nutzung von Arbeitsbereichen und dem Arbeitsplatzdesign hervorheben. Die direkten Effekte von fle- xiblen Arbeitszeiten liegen auf Rang 5 imGesamtvergleich und somit sogar vor dem Gehalt. Die drei genannten Arbeitsplatz- merkmale haben über die Wirkketten ebenfalls deutliche indi- rekte Effekte auf die Arbeitsatmosphäre, die Kommunikation und die Work-Life-Balance. Somit entfalten sie in gewissem Sinne eine doppelte Wirkung. Besonders hervorzuheben sind hierbei die starken Effekte und somit die zentrale Bedeutung von flexiblen Arbeitszeiten und flexiblen Nutzungsmöglich- keiten. Dieses Ergebnis ist ein deutlicher Hinweis auf das Potenzial der Arbeitsplatzgestaltung im Hinblick auf die Wei- terempfehlung: Wird die Arbeitsplatzgestaltung ganzheitlich angegangen, kann über die Summe der Gestaltungsmerkmale eine deutliche positive Beeinflussung gelingen. Das Bürolayout zeigt keine nennenswerten Wirkungen – weder direkt noch indirekt. Dies könnte auf zwei Gründe zurückzuführen sein: Zum einen könnten sich die eingangs erwähnten positiven und negativen Effekte von Bürolayouts aufheben. Um dies herauszufinden, müsste eine Befragung
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