55 04 / 22 PERSONALquarterly Quellen 1 https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/vier-tage-woche-als-pilotprojekt-ingrossbritannien-18086606.html 2 https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/vier-tage-woche-es-funktioniert-nach-dem100-80-100-modell/28442982.html 3 https://www.tagesspiegel.de/politik/grossbritannien-erprobt-die-vier-tage-woche-freitag-istder-neue-samstag/28435036.html 4 https://doi.org/10.1037/0021-9010.84.4.496 5 https://doi.org/10.1108/ER-02-2021-0056 einem Deckeneffekt bei der Selbsteinschätzung liegt – es war nicht mehr viel Luft nach oben bei der zweiten Selbsteinschätzung). - Die Ergebnisse zur komprimierten Arbeitszeitgestaltung wiederum zeigen keinen Anstieg von Produktivität, wohingegen die Leistung von den Führungskräften positiver eingeschätzt wurde (Diskrepanzen zwischen objektiven und subjektiven Schätzungen zu Produktivität und Leistung treten in der Forschung häufig auf). 3 Bisher liegt noch keine Metaanalyse dazu vor, wie sich eine Viertagewoche im Vergleich zur Fünftagewoche auf Produktivität auswirkt. Ein Beitrag von Delaney und Casey (2022)5 weist kritisch darauf hin, dass allgemein wenig untersucht wird, wie eine Viertagewoche-Initiative, die durch das Management eingeführt wurde, Mitarbeitende im Arbeitsalltag beeinflussen würde. Der Minimalkonsens: 3 Die Viertagewoche kann ein Mittel sein, um die effizientere Gestaltung von Arbeitsprozessen anzuregen. Drei offene Fragen: 3 Treten unterschiedliche Effekte auf die Produktivität auf je nach dem, wie die Viertagewoche realisiert wird? Wird bspw. dafür Sorge getragen, Prozesse so zu optimieren, dass gleichbleibende Arbeitslast bewältigt werden kann oder wird die Arbeitslast direkt mit reduziert? 3 Bestehen Unterschiede in den Effekten auf die Produktivität zwischen verschiedenen Branchen (z. B. Produktion versus Pflege), wenn eine Viertagewoche eingeführt wird? 3 Wie wirkt sich die Viertagewoche auf das individuelle Stressempfinden und die Gesundheit von Mitarbeitenden aus? Fazit Prof. Dr. Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung an der Uni Regensburg, ist der Meinung: „Die Viertagewoche sollte für diejenigen möglich sein, die sie wollen.“ Entscheidend sei es, eine positive berufliche Entwicklung in allen Arbeitszeitmodellen zu ermöglichen. Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability und Professorin für Allgemeine BWL mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, wiederum versteht den individuellen Wunsch nach mehr Balance in der Arbeits- und Lebensgestaltung. „Gleichzeitig verschärft der demografische Wandel die Arbeitsmarktsituation für Arbeitgeber. Schon jetzt fällt es in einigen Branchen schwer, genügend qualifiziertes Personal zu finden.“ Wenn in dieser prekären Situation auch noch flächendeckend Arbeitszeitreduktionen eingeführt würden, drohe nicht nur auf Organisationsebene das Wegfallen von dringend nötiger Arbeitskraft, die nicht durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz gänzlich aufgefangen werden könne. Auch gesamtwirtschaftlich seien geringere Steuerannahmen zu erwarten, da sie es für eher unwahrscheinlich hält, dass branchenübergreifend die Produktivität auf gleichem Niveau bliebe, wenn die Arbeitszeit um 20 % kürzer ausfiele. Der deutlich vielversprechendere Ansatz sei es, gesunde und wertschätzende Arbeitsbedingungen zu schaffen, in denen sich die Beschäftigten individuell entwickeln und motiviert ihre Arbeit erledigen können – Anpassungen von Arbeitszeiten für einzelne Lebensphasen nicht ausgeschlossen. Ob an vier oder fünf Tagen in der Woche: Im Mittelpunkt sollten gesunde und wertschätzende Arbeitsbedingungen stehen – mit individuellen Anpassungen für einzelne Lebensphasen.
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