49 04 / 22 PERSONALquarterly Die Ergebnisse unterstützen eine zentrale Annahme der Selbstbestimmungstheorie, da die verschiedenen Formen der Motivation stark unterschiedlich auf die verschiedenen Ergebnisgrößen wirken, woraus sich wichtige Implikationen für die Personalarbeit ergeben. In einigen Quellen wird die Selbstbestimmungstheorie als Metatheorie beschrieben, da sie aus insgesamt sechs Subtheorien besteht. Für uns wichtig sind hier allerdings lediglich die verschiedenen Formen der extrinsischen Motivation und deren Auswirkungen, entsprechend stellen wir nicht die gesamte Theorie vor (vgl. Gagné/Deci, 2005, oder Ryan/Deci, 2000, für einen Gesamtüberblick über die Selbstbestimmungstheorie). Verschiedene Formen der Motivation zwischen Fremdbestimmung und Autonomie In der Selbstbestimmungstheorie werden innerhalb der extrinsischen Motivation vier qualitativ unterschiedliche Typen unterschieden (vgl. Abb. 1). Zusammen bilden sie ein Kontinuum ab, das von fremdbestimmt bis autonom verläuft. Eine Handlung wird als fremdbestimmt wahrgenommen, wenn eine Handlung vor allem aufgrund äußerer Einflüsse wie z. B. Belohnungen oder Bestrafungen aufgenommen wird, sie also stark von außen kontrolliert wird. Autonom ist eine Handlung dagegen, wenn ein Individuum wahrnimmt, die Handlung freiwillig und aus eigenem Antrieb aufgenommen zu haben. Im Folgenden beschreiben wir dieses Kontinuum zwischen fremdbestimmt und autonom anhand der vier Formen extrinsischer Motivation, da diese Formen die Grundlage für die empirischen Ergebnisse im anschließenden Abschnitt sind. Die externe Regulierung (external regulation) ist die am stärksten fremdbestimmte Form der Motivation, da eine Handlung nur (nicht) ausgewählt wird, weil andere hierfür Belohnungen und Bestrafungen festgelegt haben. Bspw. könnten Mitarbeiter sich nur für ein zusätzliches Projekt interessieren, weil daran Bonuszahlungen oder Beförderungsmöglichkeiten geknüpft sind. Diese Form der Motivation entspricht am ehesten dem gängigen Verständnis von extrinsischer Motivation, die sich über das vielzitierte Konzept von Zuckerbrot und Peitsche skizzieren lässt. Die zweite Form im Kontinuum der extrinsischen Motivation ist die introjizierte Regulierung (introjected regulation), bei der sich Individuen für Handlungen entscheiden, weil sie zu positiven Gefühlen oder einer Stärkung des Selbstwerts führen. Ein Mitarbeiter im Unternehmen könnte sich bspw. in einem Projekt engagieren, weil dadurch die eigene Reputation gestärkt wird, selbst wenn das Projektziel keine persönliche Bedeutung für den Mitarbeiter hat. Ähnlich wie auch bei der externen Regulierung fühlt man sich noch überwiegend fremdbestimmt, hier allerdings stärker getrieben durch innere Bedürfnisse. Drittens wird bei der identifizierten Regulierung (identified regulation) eine Handlung ausgewählt, weil die Ergebnisse als persönlich bedeutsam und sinnvoll gesehen werden. Bspw. könnte sich eine Mitarbeiterin in einem Projekt zur Entwicklung der HR-Strategie des Unternehmens vor allem deswegen engagieren, weil sie es als wichtiges und zukunftsweisendes Projekt sieht. Auf dem Spektrum zwischen fremdbestimmt und autonom erreichen wir nun bereits einen Bereich, der als eher autonome Motivation bezeichnet wird, das Individuum also weniger stark äußere Zwänge als Handlungsgrund wahrnimmt. In der Selbstbestimmungstheorie wird die integrierte Regulierung (integrated regulation) als vierte und der intrinsischen Motivation ähnlichste Form beschrieben. Hier werden Gründe für eine Handlung nicht nur als bedeutsam angesehen, sondern spiegeln darüber hinaus das Wertesystem des Individuums wider. Eine Initiative zu Sustainability könnte für einige Mitarbeiter in der Organisation auch ohne weitere Belohnungen durch die Organisation interessant sein, weil sie selbst sehr ähnliche Wertvorstellungen haben. Diese Form der Motivation ist aber immer noch extrinsisch, weil nicht die Tätigkeit selbst Spaß macht, sondern die Handlung als Instrument zur Zielerreichung dient. Ganz rechts auf dem Kontinuum von Fremdbestimmung und Autonomie in Abbildung 1 ist die intrinsische Motivation dargestellt. Diese Form der Motivation ist vorherrschend, wenn eine Handlung vor allem deshalb gewählt wird, weil sie Spaß macht und man Interesse an der Tätigkeit selbst hat. Eiρ0,6 0,4 0,2 0 -0,2 -0,4 Amotivation Extern Introjiziert Identifiziert Integriert Intrinsisch Abb. 2: Formen der Motivation und deren Folgen Quelle: Eigene Darstellung, vgl. Van den Broeck et al. , 2021, S. 251 Erwünscht Unerwünscht
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