Personal quarterly 4/2022

48 STATE OF THE ART_MOTIVATION PERSONALquarterly 04 / 22 Wähle einen Beruf, den du liebst, und du wirst nie wieder arbeiten müssen – das hat schon Konfuzius gesagt. Oder Harvey Mackay. Oder doch Michael Scott? Das Internet ist sich da nicht sicher. Einig sind sich aber HR-Forschung und Praxis, dass die Motivation von Mitarbeitern den Erfolg einer Organisation beeinflusst und somit eine wichtige Zielgröße guter HR-Arbeit ist. Im Arbeitskontext beschreibt Motivation die Form, Richtung, Intensität und Dauer, mit der arbeitsbezogene Verhaltensweisen initiiert und verfolgt werden (Pinder, 2014). Sehr gängig ist eine Unterscheidung zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation: Wenn die Handlung selbst interessant ist und Spaß bereitet, ist man intrinsisch motiviert. Sind dagegen vor allem die Ergebnisse einer Handlung von Bedeutung, so spricht man von extrinsischer Motivation. Klassisches Beispiel für extrinsische Motivation in Organisationen ist eine Prämie oder eine andere Art der Belohnung, die Mitarbeitern versprochen wird, wenn sie bestimmte Aufgaben erfüllen oder Ziele erreichen. Aber auch der Besuch einer Fridays-for-Future-Demo ist extrinsisch motiviert, denn nicht der Besuch der Demo ist unbedingt interessant oder macht Spaß, vielmehr Von Prof. Dr. Torsten Biemann (Universität Mannheim) und Prof Dr. Heiko Weckmüller (Hochschule Koblenz) Wie verschiedene Formen der Motivation auf Arbeitsleistung und Zufriedenheit wirken wird die Handlung ausgewählt, weil die damit verfolgten Ziele erstrebenswert scheinen. Diese zwei sehr unterschiedlichen Beispiele zeigen, dass die Dichotomie von intrinsischer und extrinsischer Motivation zu kurz greift, da gerade bei extrinsischer Motivation verschiedene Formen vorliegen. Die Situation wird sogar noch komplizierter, wenn der Besuch einer Demo z. B. deshalb erfolgt, weil dies von Freunden erwartet wird. Die Selbstbestimmungstheorie (engl. Self-Determination Theory) bleibt nicht bei der einfachen Unterscheidung „extrinsischintrinsisch“ stehen. Für die Selbstbestimmungstheorie ist vielmehr die Unterscheidung verschiedener Formen extrinsischer Motivation ein zentraler Baustein, und es werden je nach Form der Motivation unterschiedliche Ergebnisse vermutet. Bspw. könnte der Besuch der Demo zu mehr Zufriedenheit führen als eine Prämie für die Zielerreichung. Wir möchten in diesem Beitrag zunächst auf die verschiedenen Formen der Motivation eingehen, bevor wir über Ergebnisse einer Metaanalyse von Van den Broeck und Kollegen (2021) berichten, welche empirische Zusammenhänge zwischen Formen der Motivation und verschiedenen Ergebnisgrößen wie Arbeitsleistung und Zufriedenheit untersucht. Abb. 1: Kontinuum der Motivation in der Selbstbestimmungstheorie Amotivation Quelle: Eigene Darstellung Extrinsische Motivation Intrinsische Motivation Regulierung Extern Introjiziert Identifiziert Integriert Steuerungsprozesse Belohnung und Strafe durch andere Belohnung und Strafe durch Person selbst persönlicher Wert und Bedeutung Teil der eigenen Identität Spaß und Interesse an der Tätigkeit Keine Motivation fremdbestimmt autonom

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