Personal quarterly 4/2022

40 PERSONALquarterly 04 / 22 NEUE FORSCHUNG_HYBRIDES ARBEITEN dererseits können auch mehrere Gruppen in verschiedenen Räumen und von unterschiedlichen Orten aus teilnehmen. Das führt dazu, dass es im Gegensatz zu klassischen Präsenz- oder rein virtuellen Meetings nicht das eine Zusammensetzungsformat für hybride Meetings gibt. Hybride Meetings lassen eine Vielzahl verschiedener Kompositionen zu und bieten so unterschiedliche Kommunikationsnetzwerkmöglichkeiten (Reed/Allen, 2022). Diese Neuerung deutet an, dass hybride Meetings grundlegende Veränderungen in der Zusammenarbeit und Führung nach sich ziehen (Neumayr et al., 2021). Hybride Zusammenarbeit beschreibt, dass sich im hybriden Arbeitsumfeld (z. B. hybride Meetings) die Arbeitspraktiken und dadurch auch die Interaktionen verändern. Denn in hybriden Meetings muss die Zusammenarbeit so gestaltet werden, dass weder die Remote-Teilnehmenden noch die Präsenzteilnehmenden in irgendeiner Art und Weise vernachlässigt werden (Neumayr et al., 2018). Dementsprechend funktionieren einstudierte und routinierte Interaktionsmechanismen nur noch eingeschränkt. Denn im Vergleich zu Präsenz- oder virtuellen Meetings führen hybride Meetings zu unterschiedlichen Startvoraussetzungen der Teilnehmenden (Bspw. kann ein im Präsenzraum an der Wand angebrachtes Whiteboard oder ein Flipchart nur von den vor Ort anwesenden Teilnehmenden aktiv genutzt werden). Daher ist es Teil der hybriden Zusammenarbeit, einen gemeinsamen Interaktionsraum zu gestalten, welcher dafür sorgt, dass die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmenden minimiert werden. Der gemeinsame Interaktionsraum besteht aus zwei verschiedenen Räumen: (1) dem virtuellen (Daten-)Raum und (2) dem Präsenzraum. Um Interaktionsmechanismen reibungslos stattfinden lassen zu können, gehört die bestmögliche Ausgestaltung des virtuellen Raums (z. B. durch Software) genauso dazu wie die Ausgestaltung des Präsenzraums (z. B. durch Raumausstattung). Diese verschiedenen Faktoren beschreiben Veränderungen von Präsenz- und virtuellen zu hybriden Meetings und bergen daher neue Abb. 2: Unterschiede zwischen Präsenz-, virtuellen und hybriden Meetings Quelle: Eigene Darstellung Kategorie Präsenz-Meetings Virtuelle Meetings Hybride Meetings Interaktionsproxemik Gleiche Bedingungen für alle Teilnehmenden und einheitlicher Interaktionsraum Gleiche Bedingungen für alle Teilnehmenden und einheitlicher Interaktionsraum Unterschiedliche Bedingungen für die Teilnehmenden und gemischter Interaktionsraum Einheitlicher Datenraum (alles Präsenz) mit denselben Visualisierungsmöglichkeiten (z. B. Flipchart) Einheitlicher Datenraum (alles virtuell) mit denselben Visualisierungsmöglichkeiten (z. B. Mural1) Unterschiedlicher Datenraum und unterschiedliche Visualisierungsmöglichkeiten (z. B. Whiteboard nur virtuell/ präsentisch nutzbar Einheitliche technische Infrastruktur Größtenteils einheitliche technische Infrastruktur (z. B. Internetqualität) Substanzielle Unterschiede in der technischen Infrastruktur (z. B. Qualität Meeting-Raum) Informelle Kommunikation Ausreichend Möglichkeiten vor oder nach dem Meeting sind für alle gleichermaßen vorhanden Limitierte Möglichkeiten sind über die Chat-Funktion für alle gleichermaßen vorhanden Unterschiedliche Möglichkeiten existieren für die verschiedenen Gruppen von Teilnehmenden Gruppenatmosphäre Für die Meeting-Leitung sehr gut greifbar Für die Meeting-Leitung schwierig greifbar Für die Meeting-Leitung teilweise greifbar, stark von der Meeting-Konstellation abhängig (z. B. Positionierung der Meeting-Leitung) Fokus Für die Meeting-Leitung sehr gut sichtbar Für die Meeting-Leitung kaum sichtbar Für die Meeting-Leitung teilweise sichtbar, stark von der Meeting-Konstellation abhängig (z. B. Anzahl der remote Zugeschalteten) 1 Mural ist ein interaktives Whiteboard

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