Personal quarterly 4/2022

33 04 / 22 PERSONALquarterly teilweise in die Büros zurückgekehrt. Der relativ lange Lockdown im Winter/Frühjahr 2021 führte dann dazu, dass vom Homeoffice wieder deutlich mehr Gebrauch gemacht wurde. Der überwiegende Teil der Befragten arbeitete im öffentlichen Dienst (ca. 89 %) und war weiblich (ca. 68 %). Das Alter der Probanden lag im Durchschnitt bei rund 41 Jahren und die Betriebszugehörigkeit bei etwas über 11 Jahren. Mehr als die Hälfte aller Befragten (ca. 57 %) hatte vor der Pandemie noch keine Erfahrung mit der Arbeit im Homeoffice. Entwicklung der wahrgenommenen Produktivität Die Produktivität kann sowohl von ökonomischen als auch von sozialen Faktoren beeinflusst werden. Ihre Erhöhung führt in der Regel dazu, dass der Unternehmenserfolg gesteigert werden kann. Da die Messung einer objektiven Produktivität bei wissensintensiven Tätigkeiten nur bedingt möglich ist, wurde im Rahmen der vorliegenden Erhebung eine wahrgenommene Selbsteinschätzung erfragt. Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, gaben die Beschäftigten zu Beginn der Pandemie (T1 in der Abbildung) imDurchschnitt einen wahrgenommenen Produktivitätsrückgang um rund 9 % imVergleich zur zuvor üblichen Arbeitssituation an. Die große Mehrheit der Befragten arbeitete zu diesem Zeitpunkt im Homeoffice. Der von ihnen wahrgenommene Produktivitätsrückgang könnte zum einen darin begründet sein, dass viele der Befragten über keinerlei Vorerfahrung mit der Arbeit im Homeoffice verfügten. Zum anderen war auch die technische Infrastruktur in einigen Unternehmen nicht auf die dauerhafte Arbeit im Homeoffice ausgerichtet. Bis zum zweiten Messzeitpunkt im Sommer 2020 ist die selbsteingeschätzte Produktivität der Befragten wieder um über 7 Prozentpunkte angestiegen und hat sich somit fast an das Vorkrisenniveau angenähert. Bis zum April 2021 kam es zu einem weiteren marginalen Anstieg der wahrgenommenen Produktivität. Der Anstieg könnte auf Gewöhnungseffekte in Bezug auf die Arbeit im Homeoffice zurückzuführen sein. So ist es wahrscheinlich, dass sich Beschäftigte mit der Zeit an die Arbeit imHomeoffice gewöhnen und entsprechende Routinen entwickeln, um produktiver zu sein. Außerdem ist davon auszugehen, dass sich vor allem die weitreichenden Schulschließungen, aber auch die damals grundsätzlich ungewohnte Situation zu Beginn der Pandemie produktivitätsmindernd ausgewirkt haben. Die Ergebnisse der Erhebung zeigen außerdem den etwas überraschenden Befund, dass Beschäftigte, die im Sommer 2020 wieder vollständig ins Büro zurückgekehrt waren, eine signifikant niedrigere selbsteingeschätzte Produktivität aufwiesen als Personen, die weiterhin im Homeoffice arbeiteten. Dieser Effekt könnte darauf zurückzuführen sein, dass Beschäftigte im Homeoffice unter erhöhtem Erreichbarkeitsdruck stehen und durchschnittlich mehr arbeiten (Schmoll, 2019). Einer amerikanischen Studie zufolge sind dies durchschnittlich 48 Minuten pro Tag (DeFilippis u. a., 2020). Eine ProduktivitätsABSTRACT Forschungsfrage: Inwieweit haben sich die selbst eingeschätzte Produktivität und andere arbeitsbezogene Wahrnehmungen während der Covid-19-Pandemie verändert? Methodik: Online-Fragebogenstudie Praktische Implikationen: Wenn möglich sollten Unternehmen Homeoffice auf freiwilliger Basis einführen und dabei individuelle Präferenzen berücksichtigen. Dies erfordert neue Kommunikations- und Führungsroutinen, eine auf Vertrauen basierende Kultur und neue Wege für den digitalen Austausch. 120 115 110 105 100 95 90 85 80 T1 T2 T3 0-200% im Vergleich zu vor Coronapandemie Abb. 1: Entwicklung der wahrgenommenen Produktivität Quelle: Eigene Darstellung 91,17 97,81 98,55

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