Personal quarterly 4/2022

PERSONALquarterly 04 / 22 14 SCHWERPUNKT_PEOPLE MANAGEMENT interessant werden, weil sie sie als niedrigschwellige Maßnahme nutzen können, um ihr Unternehmen als attraktiven und modernen Arbeitsplatz zu profilieren. Hier helfen Zertifikate und Siegel, die Betriebe bspw. als Gesundheitsbetriebe auszeichnen und die erfolgreiche Umsetzung von stresspräventiven Maßnahmen bestätigen. Mit diesen Auszeichnungen können Unternehmer/-innen auf ihrenWebsites und in Stellenausschreibungen werben. Folglich spielt die Kommunikation der eingeführten Maßnahmen eine wichtige Rolle. Stressmanagementtrainings können z. B. der Anfang oder eine Ergänzung des Weiterbildungsangebots werden. Alternativ ist die Gefährdungsbeurteilung Psyche nicht nur eine Arbeitsplatzanalyse, um Stressoren zu identifizieren. Vielmehr versteckt sich dahinter ein wichtiges Instrument, mit dem allgemeine Stärken eines Unternehmens herausgearbeitet und gefördert werden können. Indem die positiven Effekte von stresspräventiven Maßnahmen klar kommuniziert werden, werden sie greifbarer und geben Unternehmer/-innen die Möglichkeit bestehenden und künftigen Mitarbeitenden zu zeigen: „Es ist mir wichtig, wie es euch geht. Ich kümmere mich um euch!“ 4. Es geht nicht nur darum, wie und was gesagt wird, sondern wer es sagt Zuletzt zeigen die Interviews, dass Unternehmer/-innen das Thema Stressprävention selten proaktiv angehen oder selbstständig nach geeigneten Maßnahmen suchen. Dies begründen sie einerseits damit, dass es ihnen leichter fällt, auf individuelle Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu reagieren als vorab in präventive Maßnahmen zu investieren. Andererseits betonen die Unternehmer/-innen, dass sie bei der Vielzahl an Angeboten oft unsicher sind, welches Angebot zu ihnen passt und von hoher Qualität ist. Eine Lösungsoption für diese Herausforderung ist die Orientierung an schnell erkennbaren und vertrauenswürdigen Qualitätsmerkmalen, wie z. B. einer Empfehlung oder dem Siegel einer Institution. Inhaltlich eignen sich Institutionen im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz, wie z. B. Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften. Jedoch besteht bei Empfehlungen durch Krankenkassen und Berufsgenossenschaften die Herausforderung, dass diese Institutionen vermehrt von Unternehmer/-innen aufgesucht werden, die bereits von der Thematik überzeugt sind. Unternehmer/-innen, die wenig Erfahrung im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz haben, berichten stattdessen, dass sie diese Institutionen nicht kennen oder ihnen skeptisch gegenüberstehen. Als Alternative nennen die Unternehmer/-innen „neutralere“ Institutionen, wie z. B. die Industrie- und Handelskammer oder die Handwerkskammer, deren Urteil sie vertrauen. Ebenso positiv werden fachliche Netzwerke wie bspw. Innungen hervorgehoben. Ein wichtiger Faktor, der Unternehmer/-innen dazu bringt, Empfehlungen zu vertrauen, ist, wenn sie erkennen können, dass die Institution Erfahrungen mit KKU hat und deren spezielle Bedürfnisse kennt. Nicht zuletzt deswegen nennen die Unternehmer/-innen noch einen weiteren Weg, auf den sie am liebsten und häufigsten zurückgreifen würden, wenn sie eine stresspräventive Maßnahme auswählen müssten: ihr direktes und persönliches Netzwerk. Letztlich glauben und vertrauen Unternehmer/-innen ihren persönlichen Kontakten und Bekannten, wenn diese sagen: „Ich habe hier etwas ausprobiert. Das solltest du auch machen.“ Es reicht also nicht, wenn Maßnahmen zur Stressprävention von externen Institutionen angeboten und empfohlen werden, sondern es ist ebenso wichtig, dass das Thema Stressprävention innerhalb des persönlichen Netzwerks thematisiert und legitimiert wird. Praktisch kann dies so umgesetzt werden, dass aktive und überzeugte Unternehmer/-innen als Change Agents eingesetzt werden und anderen von ihren Erfahrungen mit stresspräventiven Maßnahmen berichten. Dies kann sowohl bei formellen Anlässen wie einem Fachverbandstreffen als auch informell beim Stammtisch stattfinden. Die überzeugten Unternehmer/-innen sollten hierbei nicht nur betonen, wie wichtig es ist, das Thema Stress im Arbeitsalltag gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu besprechen und anzugehen, sondern auch die weiteren Vorteile für den Betrieb betonen. Fazit Stressprävention muss auch für KKU ein Thema sein und umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass alle Unternehmen und ihre Mitarbeitenden ausreichend geschützt sind. Sowohl ökonomische und soziale als auch rechtliche Gründe sprechen dafür, dass sich KKU aktiv mit dem Thema Stress am Arbeitsplatz befassen und stresspräventive Maßnahmen in ihren Unternehmen einführen. Die aktuelle Studie verdeutlicht, dass ein Schlüssel zur besseren Verbreitung von Stressprävention in KKU die Motivation der Unternehmer/-innen selbst ist. Auf inhaltlicher Ebene ist es wichtig, dass sich Unternehmer/-innen besser mit dem Thema Stressprävention vertraut machen, um Vorbehalte und Tabus am Arbeitsplatz zu durchbrechen. Die bisherigen Bemühungen von KKU die Mitarbeitenden zu fördern, sollten anerkannt und genutzt werden, um eine möglichst reibungslose und ressourcenschonende Einführung von stresspräventiven Maßnahmen zu ermöglichen. Stressprävention kann neben dem Verhindern der negativen Konsequenzen von Stress auch positive Folgen für Mitarbeitende und Unternehmen habe. Gerade die positiven Effekte für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden sollten betont werden. Außerdem ist es wichtig, bei der Kommunikation vertraute Netzwerke von Unternehmer/-innen einzubinden, die das Thema Stressprävention thematisieren und Maßnahmen empfehlen. Insgesamt zeigt die vorliegende Studie, wie wichtig es ist, die individuellen Perspektiven und Bedürfnisse von Unternehmer/-innen zu berücksichtigen, um die Verbreitung

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==