Personal Quarterly 1/2021

33 01/21 PERSONALquarterly wird er in Abbildung 2 als Teil des Inkubatorprogrammes dar- gestellt. Da die Forschungsfrage allerdings gezielt auf die Kol- laboration mit externen Akteuren abzielt, wird das Innovation Lab in der Übersicht der aktuellen Kollaborationsvehikel in Abbildung 3 nicht aufgelistet. Auch wenn Corporate Accelerator aus Corporate Incubator hervorgegangen sind, so gibt es doch klare Unterschiede. Cor- porate Accelerator sind wesentlich kürzer, häufig sogar auf nur drei Monate begrenzt und richten sich vor allem an Start-ups in frühen Entwicklungsphasen. Das Programm findet zyklisch, ein bis zweimal im Jahr, statt. Ziel ist nicht nur die Förderung, son- dern vor allem die Beschleunigung der Entwicklung der Start- ups (Acceleration). Daher durchlaufen die Programmteilnehmer nach einem Bewerbungsprozess in Gruppen, den sog. Kohorten, ein Bootcamp, in welchem sie systematische und professionelle Unterstützung erhalten (z. B. Kapital, Räume, Know-how, Men- toring, Feedback etc.). Innovationsziel sind Produkt- und Dienst- leistungsinnovationen in neuen Geschäftsfeldern. Corporate Company Builder (CCB) sind als Hybrid aus Corpo- rate Incubator und Corporate Accelerator entstanden, konzen- trieren sich jedoch über einen Zeitraumvon zwei bis fünf Jahren auf die langfristige Entwicklung, Vermarktung und Skalierung von Start-ups in strategisch relevanten Geschäftsfeldern. Ziel ist es, diese anschließend in Form von neuen Geschäftseinheiten, Spin-offs oder Mehrheitsbeteiligungen in die Strukturen des Unternehmens zu integrieren. Es gibt eher intern orientierte CCBs mit Mitarbeitern und Experten, die sich am Kerngeschäft des Unternehmens orientieren, und eher extern orientierte CCBs, die zusammen mit Unternehmen aus anderen Branchen oder Start-ups zielgerichtet neue Geschäftsfelder suchen. Der sog. Corporate Makerspace hat mit der Umsetzung von Ideen in Prototypen und physischen Produkten ein sehr kon- kretes Ziel und grenzt sich dadurch von den anderen Kollabora- tionsvehikeln ab. Grundsätzlich ist der Corporate Makerspace ein separater Arbeitsraum im Unternehmen, in dem einzel- ne Mitarbeiter, Projektteams oder auch externe Forschungs- partner und Kunden vorübergehend an Ideen und Projekten zur Entwicklung physischer, digitaler, Software- und elektro- nischer Prototypen und Produkte arbeiten können. Er besteht aus mehreren kombinierten Arbeitszonen, z. B. einer Werkstatt mit CNC-Fräsmaschinen und 3D-Druckern, die separiert als Fab Lab bezeichnet werden, oder einem Raum ausgestattet mit Computertechnologie, dem sog. Hackerspace. Alle diese Zonen vereint vor allem die Herstellung von physischen Artefakten. In Abbildung 3 sind die die aktuellen Kollaborationsvehikel etablierter Unternehmen zusammengefasst. Wann die Kollaborationsvehikel wie im Innovationsprozess eingesetzt werden Nach einem Überblick ist es für Innovationsverantwortliche wichtig zu entscheiden, zu welcher Zeit innerhalb des Innova- 208 Verweise sind Quellen wie z. B. Büchern, Tagungsbänden, Internetdokumenten oder grauer Literatur entnommen. Übersicht aktueller Kollaborationsvehikel Die Ergebnisse der ersten Kodierung zeigen, dass der Corporate Innovation Hub als Innovationsökosystem des Unternehmens ggf. auch Teil eines größeren Innovationsökosystems (Innovati- on Ecosystem), wie z. B. dem Silicon Valley, sein kann. Gemäß des Clusterings des Scoping-Reviews kann der Corporate Inno- vation Hub vier Elemente beinhalten (vgl. Abb. 2): Der Corporate Innovation Hub ist ein Innovationsökosystem verschiedenster interner und externer Akteure eines Unter- nehmens, die an einem unternehmensunabhängigen Ort zu- sammenkommen, um Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen auszutauschen. Ziel der Partner ist es, Synergien gemäß Wert- angeboten und Prozessen zu schaffen. Ein Teil eines solchen Ökosystems können z. B. Corporate Co-Working-Spaces sein, die vor allem eine lose Wissensge- meinschaft mit unabhängigen Wissensarbeitern formen. Dort konnen Mitarbeiter und externe Akteure, wie z. B. Start-ups, Freelancer, Kunden oder digitale Nomaden, institutionalisierte Arbeitsorte teilen, sich austauschen und ggf. Innovationsziele bilden. Die Zusammenarbeit kann von reiner Vermietung der Räumlichkeiten über die Schaffung von Synergien bis hin zu Kollaborationen reichen. Co-Working-Spaces sind durch ihr of- fenes Innovationsklima bekannt. Zielgerichteter als Co-Working-Spaces arbeiten Corporate Think Tanks oder Do Tanks, in denen es vor allem um die Schaf- fung von Zukunftsszenarien und -konzepten geht. Corporate Think Tanks werden von Unternehmen genutzt, damit sich in- terdisziplinäre Teams aus Mitarbeitern, Externen oder Kunden aus dem Tagesgeschäft an einen kreativitäts- und innovations- fördernden Ort zurückziehen können, um sich mit zukünftigen Entwicklungen zu befassen (Think Tanks) und/oder konkrete Konzepte vorzuschlagen (Do Tanks). Corporate Accelerator, Corporate Incubator und Corporate Company Builder sind konkrete Unternehmensprogramme, die vor allem die Zusammenarbeit mit Start-ups und die gemein- sameWeiterentwicklung fördern. Sie sindmittlerweile häufiger Bestandteil von Corporate Innovation Hubs. Ein Corporate Incubator ist ein längerfristiger, meist auf ein bis fünf Jahre befristeter Open-Innovation-Ansatz, der darauf spezialisiert ist, vor allem durch die Förderung von Start-ups Innovationen für die Mutterorganisation hervorzubringen, die innerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen nicht hätten ent- stehen und wachsen können. Im sog. „Brutkasten“ sollen ge- meinsam Innovationen bis zur Marktreife explorativ und ohne Unternehmensrestriktionen entwickelt werden. Der Begriff Innovation Lab wird sehr universell für alle Orte der Innovationsentstehung verwendet, ist aber in seiner ur- sprünglichen Wortbedeutung ein interner Inkubator. Daher

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