Personal Quarterly 1/2021

PERSONALquarterly 01/21 26 SCHWERPUNKT _FUTURE WORK: DIE ROLLE DES BÜROS lerdings hauptsächlich auf der richtigen Zusammenstellung der Teammitglieder oder der sozialen Interaktionen. Dabei hat neben der sozialen Komponente auch die physische Arbeitsum- gebung erwiesenermaßen einen hohen Einfluss auf die Perfor- mance und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden (Jurecic et al., 2017). Die genauere Betrachtung von Arbeitsumgebungen für Teams ist daher ein wichtiger Baustein zur erfolgreichen Zusammenarbeit im Team. Die TEAMAS-Studie des Fraunhofer IAO beschäftigt sich mit Erfolgsfaktoren für die Gestaltung einer teamorientierten Ar- beitswelt. Ziel ist die Definition von Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Gestaltung von teamunterstützenden Ar- beitsumgebungen, die Teamarbeiten positiv beeinflussen. Die empirische Grundlage der Studie bildet eine Onlineumfrage des Fraunhofer IAO im Rahmen des Verbundforschungsprojekts „Office 21“. Grundlage der Ergebnisse sind die Daten von rund 1.200 Befragten, die im Zeitraum von Mai bis Oktober 2019 in anonymisierter Form an der Befragung teilgenommen haben. Um Kriterien für eine teamorientierte Arbeitsumgebung zu entwickeln, musste zunächst eine Definition von Teamerfolg ge- funden werden. Zur Beurteilung des Erfolgs eines Teams wurden vier unterschiedliche Dimensionen bestimmt: Qualität der Team- arbeit (Wie gut arbeitet das Team auf ein gemeinsames Ziel hin?), Team-Performance (Wie effizient und effektiv ist ihre Arbeit?), Agilität des Teams (Wie anpassungsfähig ist das Team hinsicht- lich Veränderungen im Umfeld und der Zielsetzung?) und Krea- tivität des Teams (Wie ideenreich ist die Teamarbeit?). Folgende Definition für „Teamarbeit“ wurde für die Studie festgelegt: „Ein Team besteht aus mehreren Personen, die interagieren, vonei- nander abhängig sind und zusammen an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten, um ein festgelegtes Ziel zu erreichen.“ Bei der Festlegung von Handlungsempfehlungen für eine teamunterstützende Arbeitsumgebung wurden zwei Team­ arten in den Fokus gerückt und miteinander verglichen: Agile und nichtagile Teams. Ein agiles Teams wurde dabei in der Studie wie folgt definiert: „Ein Team, das seine Ziele mithilfe von wiederkehrenden Planungs- und Ausführungszyklen, vielen präsentierten Zwi- schenergebnissen, Kunden- und Nutzerfeedback sowie agilen Projektmanagementmethoden erreicht.“ Agile Teams haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Es wird angenommen, dass die Integration von agi- len Teams in Unternehmen auch in Zukunft stark zunehmen wird, da diese besonders flexibel und anpassungsfähig sind. Daher fokussierte sich die TEAMAS-Studie nicht nur auf Ar- beitsumgebungen für Teams im Allgemeinen, sondern auch auf Arbeitsumgebungen speziell für agile Teams. Vielfältigkeit und Flexibilität Bereits die Ergebnisse der Studie Office-Analytics zeigen, dass die Nutzung unterschiedlicher Arbeitsorte und Arbeitsplatz­ situationen sich positiv auf die Performance der Mitarbeiten- den auswirkt und auch zum Wohlbefinden beiträgt. Personen, die unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten nutzen, z. B. an einem Gruppenarbeitsplatz (Workbench), in einem Einzel- rückzugsraum, in einem Projektraum, im Außenraum oder in informellen Kommunikationszonen wie einer Lounge oder Kaffeeküche, sind nicht nur leistungsfähiger, sondern auch in- formierter und generieren vermehrt neue Ideen und Lösungen. Die Vorteile eines vielfältigen Arbeitsumfelds konnten auch für Teams beobachtet werden. Die Ergebnisse der TEAMAS-Stu- die zeigen einen Zusammenhang der Qualität der Teamarbeit und einer vielfältig gestalteten Arbeitsumgebung (Korrelation 0,593**). Außerdem hat der Grad der Vielfältigkeit einen si- gnifikanten Einfluss auf die Zufriedenheit der Teams mit ihrem Umfeld (Korrelation 0,714**). Eine „Teamlandschaft“ sollte idealerweise sowohl kollaborative Flächen als auch genügend Rückzugsmöglichkeiten sowie diverse Räume zum informellen Austausch beinhalten. Teamarbeit wird häufig lediglich mit kommunikativen Tätigkeiten gleichgesetzt. Dabei arbeiten Teams in bestimmten Prozessschritten zu einem großen Anteil in Einzelarbeit. Laut der Analyseergebnisse verbringen Team- mitglieder sogar mehr Zeit mit konzentrierten Tätigkeiten (circa 60 %) als mit kommunikativen. Die Berücksichtigung von „Deep Work“ gerät bei der Konzeption von Arbeitsumge- bungen häufig in den Hintergrund, obwohl die Bereitstellung von ausreichend Rückzugsmöglichkeiten zur Bearbeitung von konzentrierten Tätigkeiten ein entscheidender Erfolgsfaktor für eine teamorientierte Arbeitsumgebung ist. Nur wenn ein schneller Wechsel zwischen Einzel- und Gruppenarbeitsplatz- situationen ermöglicht wird, kann der Teamerfolg durch sein Umfeld maßgeblich gesteigert werden. Agile Teams benötigen darüber hinaus eine Arbeitsumgebung, die sich schnell und flexibel ihren Bedürfnissen anpassen lässt. Agile Teams bearbeiten ihre Aufgaben in der Regel in kurzen Zeitintervallen mit kurzzyklischen Feedbackschleifen. Sie rich- ten ihre Prozessschritte immer wieder neu aus und setzen häufig interaktive Projektmanagementmethoden wie Scrum, Kanban oder Design Thinking ein. Das heißt, sie gehen ständig neuen Aktivitäten nach, von der selbstständigen Erarbeitung von Teil­ inhalten bis hin zum kollaborativen Austausch innerhalb des Teams und mit Externen. Um diese Interaktionen in agilen Teams zu unterstützen, bedarf es Raumkonzepten, die diese Dynamik erlauben und sich den immer neuen Gegebenheiten flexibel anpassen können. Unsere Befragungsergebnisse zeigen, dass die Möglichkeit zur flexiblen Gestaltung der Arbeitsumgebung, je nach Arbeitsablauf, signifikant positiv mit der Qualität der Teamarbeit zusammenhängt (Korrelation 0,455**; vgl. Abb. 1). Bei agilen Teams ist diese Ausprägung durch ihre Arbeitsweise sogar noch erheblicher. Dabei kann die Flexibilität sowohl die Raumstruktur als auch die Ausstattung betreffen. Verschiebbare Wandsysteme sowie multifunktionale Möblierungen können den

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