Personal Quarterly 1/2021
PERSONALquarterly 01/21 24 SCHWERPUNKT _FUTURE WORK: DIE ROLLE DES BÜROS D ie Arbeitswelt verändert sich mit zunehmender Ge- schwindigkeit. Der tiefgreifende Strukturwandel ist u. a. auf die Digitalisierung im Allgemeinen, die Ent- wicklung neuer Informationstechnologien und die Automatisierung von Prozessschritten zurückzuführen. Diese Veränderungen führen letztendlich zu einer neuen Dynamik und steigender Autonomie in der Arbeitswelt. Der Einsatz neuer Technologien und die Entwicklung eines „digitalen Workflows“ sind wichtige Grundlagen für eine selbstbestimmte Arbeits- weise in Raum und Zeit. Wann, wo und wie gearbeitet werden soll, ist heute in vielen Unternehmen längst nicht mehr vorge- schrieben. Der Trend hin zu mehr Entscheidungsfreiheit in der Arbeits- welt hängt allerdings nicht nur mit dem digitalen Fortschritt zusammen, sondern u. a. auch mit den individuellen Bedürf- nissen der Büro- und Wissensarbeiter. Vor allem die jungen Generationen verlangen einen neuen Grad an Freiheit für die Gestaltung ihres Arbeitslebens und ein partizipatives Umfeld mit Mitspracherecht sowie Transparenz und Offenheit für an- dere und neue Ideen. Beschleunigung des Wandels in der Büro- und Arbeitswelt durch Covid-19 Ein weitgreifender Wandel in der Büro- und Arbeitswelt bahnt sich – wenn auch teilweise unterschwellig – bereits seit Jah- ren an. Dazu gesellte sich jedoch in den letzten Monaten eine schlagartige Veränderung: Covid-19 löste einen weltweiten Wandel aus. Nicht nur das private Leben, sondern vor allem der berufliche Alltag wurde von heute auf morgen auf den Kopf gestellt, konstante Prozesse und Strukturen verloren an Stabi- lität. Viele Unternehmen, die zuvor zurückhaltend auf digitale Entwicklungen reagiert hatten, mussten sich nun in einer ra- santen Geschwindigkeit mit diesen Themen auseinanderset- zen und unvorbereitet mit einer hohen Flexibilität handeln. Covid-19 wirkte wie ein Brandbeschleuniger auf die Umset- zung von Digitalisierungsstrategien in Unternehmen. Digitale Kommunikationsplattformen wurden von heute auf morgen etabliert und digitale Whiteboards zur virtuellen Zusammen- arbeit bereitgestellt. Viele Mitarbeitende und Führungskräfte gewannen, teilweise das erste Mal, Erfahrungswerte mit einer Teamwork: Erfolgsfaktoren für die Gestaltung einer teamorientierten Arbeitswelt Von Mitja Jurecic und Katharina Dienes (Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO) räumlich verteilten Arbeitsweise. Insgesamt stellte man fest: Homeoffice kann funktionieren! Weiter noch: Homeoffice bietet durchaus einige Vorteile. Nicht nur in Bezug auf eine Zeit- und Kostenersparnis durch die Reduktion von Geschäftsreisen und denWegfall der täglichen Pendelstrecke, sondern teilweise auch durch eine überraschende Leistungsfähigkeit trotz Home- schooling und Kinderbetreuung. Alles in allem führte der Arbeitsalltag zu Hause zu vielen positiven Aha-Erlebnissen. Trotzdem führte die veränderte räumliche Situation auch zu ersten Erkenntnissen von He- rausforderungen und Defiziten. Die fehlenden Face-to-Face- Begegnungen im Büro führten teilweise zu einem schwächeren Informations- und Kreativitätsfluss vieler Mitarbeitenden. Laut den Ergebnissen der Corona-Homeoffice-Umfrage des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) gaben nur rund 40 Prozent der Befragten an, bei ihrer Arbeit zu Hause viele wichtige Dinge mitzubekommen. Dem- nach leidet häufig die Informationsgewinnung – vor allem der spontane Wissensaustausch – im Homeoffice. Zudem waren die Befragten im Vergleich zur Arbeit am Büroarbeitsplatz nur mittelmäßig kreativ. Lediglich bei einem Drittel entstanden zu Hause neue Ideen und Lösungen. Es wurde deutlich, wie wich- tig der direkte Kontakt und eine räumliche Nähe vor allem bei der Entwicklung neuer Ideen und kreativer Lösungsansätze ist. Denn Wissensaustausch und Kreativität als Basis für Inno- vation entsteht meistens nicht in geplanten Meetings oder am Einzelarbeitsplatz, sondern im persönlichen und informellen Austausch mit anderen (Jurecic et al., 2017). Teamarbeit im Fokus Vor allem bei Team- und Projektarbeiten sind diese spontanen Interaktionen im Raum wichtig, um den Informationsfluss zu erhalten. Die Reduzierung von Abstimmungsterminen und Kreativworkshops auf virtueller Ebene kann sowohl zu einer Informationsdiskrepanz als auch einem sinkenden Zu- gehörigkeitsgefühl führen. Auch in einer immer mobileren und zunehmend digitalen Arbeitswelt bleibt die physische Arbeitsumgebung im Unternehmen ein wesentlicher Erfolgs- faktor. Denn es fördert nicht nur den persönlichen Wissens- austausch und die soziale Interaktion, sondern bildet auch eine
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