Personal Quarterly 1/2021

11 01/21 PERSONALquarterly und dessen Krankheiten auf Molekularebene mit dem Wis- sen über chemische Verbindungen zu kombinieren. Aber auch viele andere Disziplinen – häufig aus der Informationstech- nik – sind in die Medikamentenforschung eingebunden, um bspw. die großen Datenmengen der pharmazeutischen F&E auszuwerten (z. B. Bioinformatiker) (Dougherty/Dunne, 2012). Um sich diese notwendigen Kompetenzen anzueignen, baut die pharmazeutische F&E vor allem auf Open Innovation und M&A-Aktivitäten. Dies führt allerdings zu immer komplexeren Organisationsstrukturen und hohen Koordinationskosten. Um Grenzen zwischen Organisationen und Disziplinen zu über- winden, spielt die informelle Face-to-Face-Kommunikation von Forschern und Entwicklern eine Schlüsselrolle. Wie arbeiten Forscher und Entwickler in der Arzneimittel- forschung? Sie arbeiten am Büroarbeitsplatz (z. B. Literatur- recherche, Berichterstellung, Untersuchung von Grafiken und Daten der Experimente) wie auch im Labor (z. B. Ausführung der Experimente). Gewöhnlich sind die Arbeitsschritte am Büroar- beitsplatz und im Labor voneinander getrennt, sodass der For- scher laufend zwischen Labor und Büro pendeln muss. Typisch für Laborexperimente in der frühen Arzneimittelforschung ist das Arbeitsobjekt im Labor, welches erst durch die Überset- zung in den „Digital Twin“ in numerische Daten wie Tabellen, Chartsoder Grafiken interpretierbar wird (Latour, 1987). Wäh- rend in vielen technischen F&E-Abteilungen der visuelle Zugang zu physischen Prototypen ein Auslöser für informelle Face-to- Face-Kommunikation ist, ist dies in der pharmazeutischen F&E schwieriger und erst dort möglich, wo Daten sichtbar werden. Beschreibung der empirischen Studie Die empirische Untersuchung basiert auf einer Fallstudie eines multinationalen Pharmakonzerns, der 2010 eine Gruppe von Forschern und Entwicklern von Zellenbüros und kleinen La- boren aus unterschiedlichen Gebäuden in ein offenes Multi- ABSTRACT Forschungsfrage: Wie verändern sich Kommunikationsmuster von F&E-Mitarbeitern durch den Umzug von Zellen in offenere Multi-Space-Büros und -Labore? Methodik: Longitudinales hybrides Forschungsdesign: quantitative Beobachtungsdaten und qualitative Interviews und Beobachtungen Praktische Implikationen: Die offenere Arbeitsumgebung unterstützt interdisziplinäre Kommunikation, verschiebt die Diskussionen in andere Raumzonen und erhöht das Wissen über die Verteilung der Expertise in der F&E. Diesen Ergebnissen sollte bei einer aktuellen Homeoffice-Regelung Rechnung getragen werden. Abb. 1: Vergleich der Zellenbüros vor dem Umzug (a) und der Multi-Space-Büros mit integriertem Nasslabor (b) der beobachteten Forscher und Entwickler Quelle: Heinzen et al., 2018 Büroarbeits- platz Korridor Labortisch Kaffee-Ecke Bürozone Laborzone

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