Personal Quarterly 2/2021

57 02 / 21 PERSONALquarterly PROF. DR. CARSTEN C. SCHERMULY Professor für Wirtschaftspsychologie Vizepräsident Forschung und Transfer SRH Hochschule Berlin carsten.schermuly@srh.de www.srh-university-berlin.de/hochschule/hochschulteam/ schermuly-carsten/ er nicht nur viel, sondern auch leistungsstark lernt, forscht und lehrt. Carsten Schermuly bestritt sein Studium als Sti- pendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Studienstiftung des deutschen Volkes, was exzellente Noten voraussetzt. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde er mit Preisen aus- gezeichnet – allein und im Teammit Kolleginnen und Kollegen. Auf der Liste stehen der Erdinger Coaching-Preis, der Deut- sche Coaching-Preis des Deutschen Berufsverbandes Coaching (DBVC), der Best Paper Award der Henley Business School, der Best Paper Award des European Journal of Work and Organi- zational Psychology und der Best Poster Award der Harvard Medical School. Insgesamt zählt der Autor an die 90 Publika- tionen, darunter fünf Bücher. Auch hier setzt der Akademiker auf Transfer, wenn er sowohl in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht als auch in praxisnahen Fachzeitschriften. Zwar wird der Name Carsten Schermuly aktuell vor allem mit dem gehypten Zukunftsthema New Work verbunden. Doch er selbst sagt: „Als Hochschullehrer bin ich von dem Thema nicht abhängig, kann zeitgleich auch zu den Personalentwick- lungsthemen Diversity und Coaching forschen.“ Nach einem kurzen Moment des Überlegens fügt er an: „Coaching ist fast mein größerer Forschungsblock.“ In Studien untersucht der Forscher Schermuly unerwünschte Effekte und negative Ne- benwirkungen von Coaching sowohl auf den Coach als auch auf die Klienten. Als Ursachen wurden von befragten Coachs bis- her neben Zeitknappheit auch falsche Erwartungen durch den Klienten, fehlendes Problembewusstsein und Motivationspro- bleme benannt. Für Coachings in Organisationen kamen Behin- derungen des Coaching-Prozesses, unklare Voraussetzungen, mangelnde Transferleistungen oder auch Fälle erzwungenen Coachings hinzu. Zwar treten diese störenden Effekte regel- mäßig auf, allerdings mit niedriger Intensität und kurzer Dau- er. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind demnach selten, was die Coachs als positives Ergebnis für ihre Berufsgruppe betrachten können. Die Kausalität der Zusammenhänge zwi- schen Störfaktoren und langfristig negativen Nebenwirkungen muss noch in kontrollierten Studien-Designs erforscht werden. Dennoch empfiehlt Schermuly schon jetzt, Coachs in der Aus- und Weiterbildung für ungewollte Effekte zu sensibilisieren. Die Coachs müssten beständig an ihrer Expertise arbeiten und unbedingt Supervisionen wahrnehmen, um die Qualität für die Klienten zu erhöhen. Dabei sieht er vor allem auch die Coaching-Verbände in der Pflicht, ihre Mitglieder aufzuklären über Risiken und Nebenwirkungen des Coachings. Auch hier führt die Wissenschaft also direkt in die Anwen- dung. Und so ist es auch beim dritten Forschungsschwerpunkt: der Diversity. Carsten Schermuly beobachtet die unterschied- lichen Interpretationen der Studien, nach denen mal homogene Teams leistungsstärker waren, mal diverse Teams. Ihm wurde schnell klar, dass die Zusammensetzung der Teams über die Stärke entscheidet und dass Vielfalt an sich kein Selbstläu- fer für erfolgreiches Arbeiten ist. Für die Praxis gilt folgende Logik: Geschlecht, Alter, Herkunft und andere demografische Merkmale müssen im Team mit Fingerspitzengefühl für die sozialen Prozesse gemanagt und die Bildung von Subgruppen verhindert werden. Dann kann Unterschiedlichkeit das krea- tive Potenzial steigern. Wie bei Carsten Schermuly. Er wohnt im grünen Branden- burg und doch nahe genug an der SRH Berlin. Die Gegend ist eine gute Wahl für einen Familienvater mit zwei Kindern. Ne- ben entspannenden Momenten beim Schmökern historischer Biografien und beim Joggen lebt Schermuly seine beruflichen Vorlieben auch zu Hause aus. Er ist verheiratet mit der Kli- nischen Psychologin Dr. Marie-Luise Schermuly-Haupt. Der fachliche Austausch bringt beiden leidenschaftlichen Psycho- logen Gewinn. Foto: Ivgenia Möbus

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