Personal Quarterly 2/2021

52 ESSENTIALS _REZENSIONEN PERSONALquarterly 02 / 21 M an weiß, dass sich physische Aktivität positiv auf das allgemeine Wohlbefinden von Menschen auswirkt. Wie sich Sport auf Mitarbeitende und deren Arbeitserfolg auswirkt, ist jedoch wei- testgehend unklar. Die Autoren behandeln das Thema über einen narrativen, systematischen Literaturrückblick, der die Ansichten und empirischen Ergebnisse aus verschiedenen Dis- ziplinen (z. B. Sportwissenschaft, Psychologie oder Medizin) zusammenbringt. Bisherige Studien haben sich vor allem auf ökonomische Aspekte (z. B. Gesundheitskosteneinsparungen) physischer Aktivitäten konzentriert, jedoch wenig auf HRM- relevante Größen wie Job Performance. Zwei Hauptergebnisse können festgehalten werden. Erstens bleiben direkte Effekte auf Job Performance untererforscht. Ein- zelne Studien finden lediglich Korrelate mit relativ entfernten Stellvertretergrößen wie z. B. Konzentration oder Stresswahr- nehmung. Hier gibt es theoretischen und empirischen For- schungsbedarf. Die Autoren identifizieren physische (z. B. niedrigere Herzrate) sowie affektive und kognitive (z. B. ver- besserte Aufmerksamkeit) Ressourcen als mögliche Effekte. Zweitens wirken sich diese Zustände eher indirekt (Mediation) auf Job Perfomance aus. Es können vier Hauptaspekte unter- schieden werden, die die Intensität der Beziehung zwischen physischer Aktivität und physischen, affektiven und kogni- tiven Ressourcen beeinflussen: Intensität und Art des Sports (z. B. aerobe oder anaerobe Sportarten wie Gewichtheben), Mo- tivation und Frequenz. Während einzelne Randbedingungen verstärkend auf psychische, affektive und kognitive Ressour- cen zu wirken scheinen, bleiben die Wirkungsbeziehungen untereinander unklar. Könnte bspw. eine hohe Motivation (feh- lende) Intensität „ausgleichen“? Der Artikel legt einen Rahmen fest, um zukünftig struktu- riert Auswirkungen physischer Aktivität auf HRM-relevante Größen erfassen zu können. Methodische Herausforderungen, wie die vorwiegende Nutzung von Daten zu einem Zeitpunkt und die gleichzeitige Wirkung von physischer Aktivität mit anderen Ressourcen sind Probleme, die es zu lösen gilt. Besprochen von Johannes Brunzel W erden über mehrere Jahre hinweg immer wieder neue Studien zu einem zusammenhängenden Themengebiet veröffentlicht, wird es auch für Experten schnell unübersichtlich. Dann taucht häufig der Wunsch nach Strukturierung durch eine Metaa- nalyse auf. Diese Metaanalysen werden oft als die Königsdis- ziplin in der Forschung bezeichnet, handelt es sich bei ihnen doch nicht nur um eine qualitative Zusammenfassung und Strukturierung der Ergebnisse bereits veröffentlichter Studi- en, vielmehr gehen mit ihnen auch komplizierte empirische Berechnungen einher, die die Ergebnisse der Studien unterei- nander gewichten und damit statistisch vergleichbar machen. Damit gliedern Metaanalysen ein Themengebiet, analysieren Variablen, die die Effekte zwischen zwei Kernvariablen beein- flussen (man spricht dann bspw. von Moderatoren oder Media- toren) und werfen noch zu erforschende Fragen auf. Die hier besprochene Metaanalyse aus 2020 zum Einfluss von durchgeführten Trainings auf die Unternehmensper- formance vergleicht 119 unabhängige Studien. Die Autoren kommen in ihrer Analyse zu klaren Ergebnissen, die für den Personaler in der Praxis nicht nur in Coronazeiten interessant sind: Investitionen in Trainings steigern die Unternehmensper- formance, diese Verbindung ist eindeutig und stark und in den letzten Jahren noch deutlicher geworden. Dabei ist der Nutzen von Investitionen in Trainings in den Ländern höher, in denen wenig Fokus auf Produktivität gelegt wird und die Gehälter ver- gleichsweise niedrig sind. Die Autoren stellen auch fest, dass verschiedene Faktoren bei diesem Zusammenhang statistisch gesehen keine Rolle spielen: bspw. Qualität oder Quantität der Trainings. Es spielt auch keine Rolle, ob es firmenspezifische Trainings oder generalisierte Trainings sind. Auch lassen sich keine Unterschiede zwischen verschiedenen Industrien erken- nen. Und es spielt keine Rolle, wie groß das Unternehmen ist und ob es ein eher durch Technologie getriebenes Geschäftsfeld ist oder nicht. Besprochen von Peter Göhre, Lehrstuhl International Business, Universität Paderborn Physische Aktivität und Leistungsfähigkeit im HRM Calderwood, C. (Virginia Tech) , ten Brummelhuis, L. L. (Simon Fraser University) , Patel, A. S. (Suffolk University) , Watkins, T. (West Texas A&M University) , Gabriel, A. S. (University of Arizona) , Rosen, C. C. (Virginia Tech): Employee Physical Activity: A Multidisciplinary Integrative Review. Journal of Management, 47(1), 144-170, 2021 Die Unternehmensperfor- mance verbessern Garavan, T. (Edinburgh Napier Business School), McCarthy, A. (National University of Ireland), Lai, Y. (Manchester Metropoli- tan University), Murphy, K. (University of Limerick), Sheehan, M. (Edinburgh Napier Business School), Carbery, R. (Univer- sity College Cork): Training and organisational performance: A meta-analysis of temporal, institutional and organisational context moderators, Hum Resour Manag J., 2021;31:93–119

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