Personal Quarterly 2/2021
43 02 / 21 PERSONALquarterly ABSTRACT Forschungsfrage: Welchen Einfluss haben Informationen von (Karriere-)Websites und Arbeitgeberbewertungsplattformen auf die Arbeitgeberattraktivität? Methodik: Experiment, Gruppendiskussionen Praktische Implikationen: Eine Mischung aus Informationen von der (Karriere-)Website und aus Arbeitgeberbewertungen wird von potenziellen Bewerber*innen als besonders hilfreich angesehen, da sie ein realistischeres Bild vom Arbeitgeber vermittelt. sitätscampus rekrutierenden Beratungsunternehmen befragt. Sie bekamen dabei entweder die (Karriere-)Website der Organi- sation, die Kommentare zu dieser Organisation auf der Arbeit- geberbewertungsplattform kununu.com oder beide Quellen zu sehen. Um zu prüfen, inwiefern die Reihenfolge der Betrachtung der Quellen eine Rolle spielt, gab es zwei Versuchsbedingungen: In einer wurde zuerst die (Karriere-)Website und anschließend die Arbeitgeberbewertungsplattform angesehen, in der anderen hingegen zuerst die Arbeitgeberbewertungsplattform. Mithilfe von etablierten Skalen (Collins, 2007) vor und nach der etwa zehnminütigen Beschäftigung mit den jeweiligen Informatio- nen beurteilten sie die Reputation und Arbeitgeberattraktivität der Organisation sowie die eigene Intention, sich zu bewerben. Die Studienteilnehmenden wurden zufällig einer der Bedin- gungen zugeteilt und die Daten mit einem generalisierten line- aren Modell und T-Tests für abhängige Stichproben analysiert. In allen vier Versuchsbedingungen kam es beim Vorher- Nachher-Vergleich zu signifikanten Unterschieden in Bezug auf die Reputation, die Arbeitgeberattraktivität und die Intention, sich zu bewerben. Jene Teilnehmer*innen, die nur die (Karrie- re-)Website betrachteten, schätzten danach die Reputation der Organisation als höher ein (t(112) = 1,9, p < 0.05), fanden diese als Arbeitgeber attraktiver (t(113) = 3,6, p < 0,01) und gaben an, sich eher für einen Job bei dieser bewerben zu wollen (t(125) = 1,8, p < 0,05). Ein gegenteiliger Effekt ergab sich, wenn aus- schließlich Arbeitgeberbewertungen angesehen wurden: Hier sank sowohl die Reputation (t(99) = -3,3, p < 0,01, die Arbeitge- berattraktivität (t(98) = -7,5, p < 0,01) als auch die Intention sich zu bewerben (t(104) = -7,1, p < 0,01) (vgl. Abb. 1). Hatten die Teilnehmenden Zugang zu beiden Quellen, zeigten sich ähnliche Effekte wie bei der reinen Betrachtung der Arbeit- geberbewertungsplattform. Reputation (t(65 bzw. 57) = -2,2, p < 0,05), Arbeitgeberattraktivität (t(65 bzw. 58) = -5,1 bzw. -5,4, p < 0,01) und die Intention sich zu bewerben (t(72 bzw. 66) = -3,4, p < 0,01) sanken (vgl. Abb. 2). Dem sequentiellen Studiendesign folgend wurde nach dem Experiment etwa die Hälfte der Studienteilnehmenden aus den jeweiligen Gruppen zufällig ausgewählt, um sich in sechsköpfigen Kleingruppen zu den Erfahrungen (1) mit der (Karriere-)Website, (2) mit den Arbeitgeberbewertungen bzw. (3) zu beiden Quellen auszutauschen 1 . Ein Leitfaden mit all- gemeinen und spezifischen Impulsfragen ermöglichte einen strukturierten und vergleichbaren Gesprächsverlauf. In den Abb. 1: Signale aus einer Quelle und ihre Auswirkungen 6 5 4 3 2 1 0 Reputation* Arbeitgeber attraktivität** Intention für Bewerbung* Nur (Karriere-)Website *: p<0,05; **: p<0,01 T0 T1 *: p<0,05; **: p<0,01 6 5 4 3 2 1 0 Reputation* Arbeitgeber attraktivität** Intention für Bewerbung* Nur Arbeitgeberbewertungsplattform T0 T1 Quelle: Eigene Darstellung 1 Studienteilnehmende aus den experimentellen Versuchsbedingungen 3 und 4 wurden zusammenge- zogen, da die Reihenfolge der im Experiment präsentierten Informationsquellen nicht erheblich war.
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