Personal Quarterly 2/2021
39 02 / 21 PERSONALquarterly möglich werden. Analog wurde zur Vorhersage von WLB durch die fünf IKT-Anforderungen vorgegangen. In einer weiteren Regressionsanalyse zur Vorhersage von WLB wurden die zwei Indikatoren zur IKT-Nutzung außerhalb der Arbeitszeit als Prä- diktoren aufgenommen. Die Ergebnisse der Analysen finden sich fur die abhängigen Variablen der arbeitsbezogenen IKT-Nutzung außerhalb der Arbeitszeit in Abbildung 2, fur die abhängige Variable WLB in Abbildung 3. Hinsichtlich der Kontrollvariablen zeigen sich nur für die Vorhersage der arbeitsbezogenen Smartphone-Nutzung am Feierabend Effekte: Es besteht ein signifikanter, negativer Zu- sammenhang zwischen Alter und Smartphone-Nutzung, wonach ältere Führungskräfte das Smartphone seltener am Feierabend für arbeitsbezogene Zwecke verwenden. Es besteht zudem ein positiver Zusammenhang zwischen Anzahl der Mitarbeitenden und arbeitsbezogener Smartphone-Nutzung am Feierabend. Die IKT-Anforderungen wirken folgendermaßen: IKT-bezo- gene Lernerwartungen stehen nicht in Zusammenhang zur arbeitsbezogenen IKT-Nutzung außerhalb der Arbeitszeit. Überraschenderweise hängen auch wahrgenommene Erwar- tungen an die Reaktionsgeschwindigkeit nicht mit der IKT- Nutzung außerhalb der Arbeitszeit zusammen. Anders ist es mit Erwartungen an die ständige Erreichbarkeit: Diese sagen IKT-Nutzung (E-Mail-Beantwortung am Feierabend, am Wo- chenende, im Urlaub und bei Krankheit sowie arbeitsbezogene Smartphone-Nutzung am Feierabend) signifikant positiv vor- her. Das bedeutet, je höher die Erreichbarkeitserwartungen, desto mehr nutzen Führungskräfte E-Mail und Smartphone zu Arbeitszwecken außerhalb ihrer festgelegten Arbeitszeiten. Weiterhin sagen technische Probleme E-Mail-Beantwortung au- ßerhalb der Arbeitszeit positiv vorher, nicht jedoch die arbeits- bezogene Smartphone-Nutzung am Feierabend. Diese hängt allerdings signifikant positiv mit IKT-bedingter Arbeitsbelas tung zusammen, das heißt, je höher die IKT-bedingte Arbeits- belastung, umso mehr nutzen Führungskräfte ihr Smartphone zu Arbeitszwecken nach dem eigentlichen Arbeitsende. IKT-be- dingte Arbeitsbelastung wiederum ist die einzige der fünf IKT- Anforderungen, die in einem signifikanten Zusammenhang mit WLB steht: je höher die IKT-bedingte Arbeitsbelastung, umso niedriger die wahrgenommene WLB. Dieser Zusammen- hang lässt sich über die erhöhte Smartphone-Nutzung am Fei- erabend erklären. Diskussion und Schlussfolgerungen Während Erwartungen an die Erreichbarkeit mit höherer IKT- Nutzung (sowohl E-Mail als auch Smartphone) außerhalb der Arbeitszeit einhergehen, spielt die E-Mail-Nutzung keine Rol- le für die wahrgenommene WLB. Entsprechend findet sich – überraschenderweise – auch kein Zusammenhang zwischen Erreichbarkeitserwartungen und WLB. Von den IKT-Anforderungen hängt nur IKT-bedingte Arbeits- belastung mit WLB zusammen: je höher die wahrgenommene durch IKT bedingte Arbeitsbelastung, desto niedriger die wahr- genommene WLB. IKT-bedingte Arbeitsbelastung sagt zudem positiv die arbeitsbezogene Smartphone-Nutzung am Feier abend vorher, welche wiederum negativ mit WLB in Zusam- menhang steht und entsprechend den Effekt von IKT-bedingter Arbeitsbelastung auf WLB vermittelt. Dieses Ergebnis steht in Einklang mit der generellen Forschung, die zeigt, dass hohe Arbeitsbelastung dazu führt, dass Personen entweder länger am Arbeitsplatz bleiben, um ihre Aufgaben zu schaffen, was zu Zeitkonflikten zwischen Arbeits- und Privatleben beiträgt, oder aber, wie sich hier zeigt, Arbeit mit in den Feierabend genommen wird, was ebenfalls einer Balance zwischen Ar- Abb. 2: Vorhersage von arbeitsbezogener IKT-Nutzung außerhalb der Arbeit Quelle: Eigene Darstellung Abhängige Variable: Arbeitsbezogene ... E-Mail-Beantwor- tung außerhalb der Arbeitszeit Smartphone- Nutzung am Feierabend Kontrollvariablen Alter n.s. - Geschlecht n.s. n.s. Anzahl Mitarbeiter n.s. + Prädiktorvariablen: IKT-Anforderungen Erwartungen an die Reaktionsgeschwindigkeit n.s. n.s. Erwartungen an ständige Erreichbarkeit + + IKT-bezogene Lernerwartungen n.s. n.s. I KT-bedingte Arbeitsbelastung n.s. + Technische Probleme am Arbeitsplatz + n.s. Anmerkungen: + = positiver, signifikanter Zusammenhang: „je mehr, desto höher“ - = negativer, signifikanter Zusammenhang: „je mehr, desto niedriger“ n.s. = nicht signifikant: kein nennenswerter Zusammenhang
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