Personal Quarterly 2/2021

37 02 / 21 PERSONALquarterly ABSTRACT Forschungsfrage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Erwartungen und An- forderungen in Bezug auf Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), der arbeitsbezogenen IKT-Nutzung außerhalb der Arbeitszeit und der Work-Life-Balance von Führungskräften? Methodik: Es wurde eine Fragebogenstudie mit 85 Führungskräften durchgeführt. Praktische Implikationen: Hohe Erreichbarkeitserwartungen gehen mit hoher IKT-Nutzung außerhalb der Arbeitszeit einher. IKT-bedingte Arbeitsbelastung und arbeitsbezogene Smartphone-Nutzung am Feierabend gehen mit niedriger Work-Life-Balance einher. forderungen identifiziert (Day/Paquet/Scott/Hambley, 2012): (1) Erwartungen an die Reaktionsgeschwindigkeit, (2) Erwar- tungen, rund um die Uhr verfügbar zu sein, (3) technische Pro- bleme bei der IKT-Nutzung wie bspw. Computerabsturz oder schlechte Internetverbindung, (4) IKT-Lernerwartungen wie Erwartungen an kontinuierliche Fortbildung und (5) durch IKT bedingte Arbeitsbelastung. IKT-Anforderungen und „Technostress“ Im digitalen Zeitalter werden Informationen fast in Echtzeit aus- getauscht. Zum einen erhöht die ständige Flut von Informationen die Zahl der Unterbrechungen bei der Arbeit, was dazu führt, dass Aufgaben über den Tag verteilt werden und die Arbeitenden schneller und länger arbeiten müssen, um Termine einzuhalten (Ninaus et al., 2015), was wiederum den Arbeitsfluss unterbricht und zu einer Überlastung führen kann (Day et al., 2012). Hiervon sind vor allem Führungskräfte betroffen, die laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company (2014) im Schnitt 30.000 E-Mails pro Jahr erhalten. Zeitgleich sind Beantwortungs- zeiträume deutlich verkürzt, Arbeitende fühlen sich verpflichtet, teilweise innerhalb von Sekunden oder Minuten auf E-Mails von Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeitern und Kunden zu antworten (Syrek/Apostel/Antoni, 2013), da diese an sofortige Reaktionen gewöhnt sind. Man spricht hierbei auch von sozialem Druck oder von wahrgenommenen Arbeitsplatznormen in Bezug auf Reakti- onszeiten (Barber/Santuzzi, 2015). Dies bewirkt, dass Arbeitende ständig ihre E-Mails überprüfen, was zu der paradoxen Situation führt, dass IKT einerseits Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und -ort ermöglichen, andererseits Druck erzeugen, ständig erreich- bar zu sein und schnell zu reagieren (Ter Hoeven et al., 2016) – sog. „Technostress“ entsteht. Technostress kann zu Burn-out, krankheitsbedingten Fehl- zeiten und niedriger Schlafqualität führen, kann also vielfäl- tige negative Konsequenzen für die Betroffenen haben (Barber/ Abb. 1: IKT-bedingte Arbeitsanforderungen und Work-Life-Balance Informations- und Kommunikationstechnologie-Anforderungen Erwartungen an Reak- tionsgeschwindigkeit Erwartungen an ständige Erreichbarkeit IKT-bezogene Lernerwartungen IKT-bedingte Arbeitsbelastung Technische Probleme Quelle: Eigene Darstellung Arbeitsbezogene Informations- und Kommunikationstechnologie-Nutzung außerhalb der Arbeitszeit E-Mail-Beantwortung … Smartphone-Nutzung am Feierabend am Feierabend am Wochenende im Urlaub bei Krankheit Work-Life-Balance + – –

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