Personal Quarterly 2/2021
13 02 / 21 PERSONALquarterly der Einfluss auf das Lernen von und mit anderen lag bei .36. Die Unsicherheitsvermeidung als kulturelle Einflussvariable zeigte sich ebenfalls als signifikanter Einflussfaktor: Es zeigte sich ein direkter Einfluss auf die Zufriedenheit ( β = .14) und ein direkter Einfluss auf das Lernen von und mit anderen ( β = .25). Ebenfalls konnte ein mediierender bzw. indirekter Einfluss über die Zufriedenheit auf das Lernen durch andere Medien ( β =.09) gezeigt werden. Die deskriptiven Ergebnisse sowie die Korrelationen für alle untersuchten Variablen finden sich in Abbildung 3. Diskussion und Schlussfolgerung Die Zufriedenheit mit formellem Lernen trägt entscheidend zum Aufkommen aller drei Formen des informellen Ler- nens (praktische Anwendung, Versuch, ein Problem durch zwischenmenschliche Hilfe zu verstehen, oder die Nutzung nicht-personeller Quellen; vgl. Abb. 1) bei. Diese Ergebnisse bestätigen die getroffenen Annahmen über die Bedeutung der Zufriedenheit für das Aufkommen von informellem Lernen. Bei der differenzierten Analyse der Daten hat sich außerdem gezeigt, dass kulturelle Faktoren (in diesem Falle die Unsi- cherheitsvermeidung als das Maß, wie man bspw. mit neuem Wissen umgeht und dieses bei Wissenslücken erweitert oder nicht) ebenfalls miteinbezogen werden müssen, um ein tief- ergehendes Verständnis für das Aufkommen von informellem Lernen nach einer formellen Trainingseinheit zu erhalten (vgl. Abb. 2). Erstens zeigte sich eine klare Reihenfolge der Einflussgrö- ße: So wurde das informelle Lernverhalten des Weiterlernens durch andere Quellen (bspw. Fachbücher oder die Recherche im Internet) am höchsten beeinflusst, gefolgt vom Einfluss auf die praktische Anwendung und dem Einfluss auf das Lernen von und mit anderen. Woran könnte dieser signifikant positive Einfluss liegen? Zufriedenheit mit einer Situation oder einer Sache hat das Potenzial, dass weiterführendes Interesse an den Inhalten des vorangegangenen Trainings entstehen kann. Im Fall unseres fachlichen Trainings hat dieses Interesse dazu geführt, dass sich die Lernenden im Nachgang vermehrt auf die gelernten Inhalte einließen und sich mit diesen beschäfti- gen wollten. Dieses Interesse wird im Fall der hier befragten Probanden vor allem durch das Selbststudium verfolgt. Ein agiles Weiterlernen nach einem formellen Lernformat kann also durch die affektive Zufriedenheit mit einem Training an- geregt werden. Zweitens: Kultur macht den Unterschied! Denn in dieser Stu- die konnten wir zeigen, dass die Zufriedenheit mit einem Trai- ning zwar sehr wichtig für das informelle Lernen nach einer Weiterbildung ist, jedoch müssen diese Ergebnisse vor einem heutzutage globalisierten Hintergrund genauer differenziert werden: Es zeigte sich, dass die Unsicherheitsvermeidung, al- so die Tendenz, Unsicherheiten zu verringern, einen Einfluss darauf hat, wie Lernende mit Wissenslücken oder Problemen umgehen, auf der anderen Seite aber auch einen signifikanten positiven Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem Training an sich hat. Dies bedeutet, dass in Ländern mit einem höheren Grad an Unsicherheitsvermeidung (bspw. Griechenland, Gu- atemala, Uruguay, Belgien, Portugal, Russland und Spanien), die Lernenden im Allgemeinen zufriedener mit den durch- geführten Trainingsmaßnahmen sind. Dies könnte darauf zu- rückzuführen sein, dass Personen aus einem Land mit hoher Unsicherheitsvermeidungstendenz die vermittelten Inhalte als wichtig erachten, da sie unabhängig vom Gehalt des Inhalts zu einer Reduzierung von Unsicherheit führen. Eine solche kann bzgl. eines Wissensgegenstands oder eine künftige Herausfor- derung oder Aufgaben entstehen. In diesem Fall werden die Inhalte eines formellen Trainings als Hilfe zur Reduzierung von Unsicherheit gesehen und senken somit eine mögliche Unsicherheit, die besteht oder aufkommen könnte. Hieraus resultiert also die Tendenz zu einer von vornherein höheren Zufriedenheit mit formellen Trainings, da jegliches Wissen zu einer Reduzierung von Unsicherheit führen kann. Schluss- 1 CFI (Comparative Fit Index): Dieser Index kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen und vergleicht die Anpassung eines Zielmodells mit der Anpassung eines unabhängigen/nicht vorhandenen Modells. Umso näher der berechnete Wert an 1 heranreicht, umso besser ist die Modellanpassung. 2 RMSEA (Root Mean Square Error of Approximation): Dieser Index kann Werte zwischen 0.00 und 0.08 annehmen und gibt an, wie gut die Daten mit dem dargestellten Modell reproduziert werden können. Je geringer der Wert an .00 annähert, desto besser die Aussagekraft des Modells. 3 SRMR (Standardized Root Mean Square Residual): Dieser Index beschreibt die Differenz zwischen der beobachteten Korrelation und den vorhergesagten Korrelationen. Werte kleiner oder gleich .05 sind als gut anzusehen und weisen auf eine geringe Differenz der Einschätzung und der tatsächlichen Ergebnisse hin. Abb. 2: Einfluss der Zufriedenheit und Unsicherheits- vermeidung auf informelles Lernverhalten Quelle: Eigene Darstellung Formelles Training Zufriedenheit Lernen durch Ausprobieren Lernen durch an- dere Materialien Lernen von und mit anderen Unsicherheits vermeidung
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