Personal Quarterly 4/2021
46 STATE OF THE ART _PSYCHOLOGISCHE SICHERHEIT PERSONALquarterly 04 / 21 G oogle ist eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt und gilt als Vorreiter in der Anwendung von People Analytics, Big Data und datenbasierter Personalarbeit. Es ist somit nicht verwunderlich, dass Google als Best-Practice-Unternehmen gilt und die analy- tisch fundierten Projekte wie Project Oxygen zur Effektivität von Führungskräften oder Project Aristotle zur Effektivität von Teams große Beachtung unter Praktikern finden. Im Zuge dieser Projekte bekam „psychologische Sicherheit“ plötzlich die Aufmerksamkeit der Personalpraktiker, weil Google die- se als wesentlichen Einflussfaktor für den Erfolg von Teams identifizierte. Zudem wurde damit ein Faktor identifiziert, der jenseits der individuellen Eigenschaften der Teammitglieder angesiedelt ist: Teamerfolg hängt somit nicht nur von der Auswahl der richtigen Mitglieder oder der Zuweisung von Teamrollen ab. Aber können diese Ergebnisse von Google verallgemeinert werden? Von Prof. Dr. Torsten Biemann (Universität Mannheim) und Prof. Dr. Heiko Weckmüller (Hochschule Koblenz) Psychologische Sicherheit: Erfolgsfaktor für Teamerfolgjenseitsder Teamzusammensetzung Abb. 1: Effekte psychologischer Sicherheit Quelle: Eigene Darstellung aus Frazier et al., 2017, Seite 131 Ergebnisgröße/ abhängige Variable Anzahl Studien Fallzahl/ Befragte (Korrigierte) Korrelation Engagement 4 264 0,44 Arbeitsergebnis 33 2802 0,29 Arbeitszufriedenheit 4 299 0,69 Informationsweitergabe 9 644 0,50 Kreativität 8 841 0,29 Lernverhalten 21 1686 0,52 Abb. 2: Einflussfaktoren auf psychologische Sicherheit Quelle: Eigene Darstellung aus Frazier et al., 2017, Seite 131 Einflussgröße/ unabhängige Variable Anzahl Studien Fallzahl/ Befragte (Korrigierte) Korrelation Transformationale Führung 4 543 0,38 Vertrauen in die Führungskraft 2 297 0,44 Rollenklarheit 7 413 0,51 Aufgabeninterdependenz 6 339 0,40 Unterstützende Arbeitsumgebung (Organisation und Kollegen) 18 1449 0,51 Vor diesem Hintergrund wollen wir uns mit der wissen- schaftlichen Evidenz zur psychologischen Sicherheit be- schäftigen. In der wissenschaftlichen Diskussion wurde psychologische Sicherheit erstmals in den 1960er Jahren ein- geführt (Schein/Bennis, 1965), erlangte allerdings größere Bedeutung erst vor ca. 20 Jahren mit den Arbeiten von Amy Edmondson (1999). Inzwischen liegen viele Einzelstudien vor, wobei der Ausgangspunkt unserer Ausführungen die Metaanalyse von M. Lance Frazier und Kollegen (2017) ist. Dabei wollen wir insbesondere der Frage nach dem Ein- fluss psychologischer Sicherheit auf personalwirtschaft- liche Erfolgsgrößen wie z. B. Teamleistung und Engagement nachgehen und zudem auf Einflussgrößen eingehen, die psy- chologische Sicherheit hervorrufen. Da das Konstrukt psy- chologische Sicherheit in der Personalpraxis wenig bekannt ist, erfolgt zunächst eine Beschreibung und eine Einordnung des Konstrukts.
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