Personal Quarterly 4/2021
41 04 / 21 PERSONALquarterly Transkripte kodiert, indem die Aussagen der Teilnehmer drei vorgegebenen Kategorien zugeordnet wurden, die den drei For- schungsfragen entsprechen. Innerhalb der drei vorgegebenen Kategorien wurden bei Bedarf induktiv Unterkategorien ge- schaffen. Um die Reliabilität der qualitativen Auswertung zu erhöhen, führten der erste Autor und die zweite Autorin dieses Artikels die qualitative Analyse getrennt durch. Anschließend verglichen die Autoren die Zuordnung der Aussagen zu den Kategorien sowie die Formulierung zusätzlicher Unterkate- gorien, diskutierten die wenigen Diskrepanzen und erzielten einen Konsens. Für die Darstellung in diesem Artikel wurden die wörtlichen Zitate zum Teil grammatikalisch geringfügig angepasst, um ein leichteres Lesen zu ermöglichen. Ergebnis 1: Bedeutung des „Faktor Mensch“ in M&A-Trans- aktionen Die Aussagen der befragten Managementberater bezüglich Erfolgsfaktoren von M&A-Transaktionen ließen sich zwei Ka- tegorien zuordnen. Zum einen sind dies rein wirtschaftliche Faktoren, die insbesondere in der Deal-Bewertung während der Pre-Merger-Phase eine große Rolle spielen. Die zweite Katego- rie betrifft den „Faktor Mensch“. Beiden Kategorien wurde in allen Interviews eine hohe Bedeutung attestiert. Dieser starke Konsens war insbesondere bei der zweiten Kategorie überra- schend. Die hohe Bedeutung des „Faktor Mensch“ bei M&A- Transaktionen galt vor allen in der Post-Merger-Phase, wobei viele der Interviewteilnehmer der Ansicht waren, dass auch in der Pre-Merger-Phase dieser Faktor nicht vernachlässigt wer- den sollte (vgl. Abb. 1). Ergebnis 2: Berücksichtigung des „Faktor Mensch“ in M&A- Transaktionen Interessanterweise waren sich die Experten auch darin einig, dass der „Faktor Mensch“ in M&A-Transaktionen trotzdem häufig vernachlässigt wird. Dies wurde fast ausschließlich der Auftraggeberseite zugeschrieben. Viele Berater betonten, dass sie Maßnahmen der kulturellen Integration und/oder der Mit- arbeiterbeteiligung in ihre Angebote aufgenommen haben oder aufnehmen möchten, die Kunden jedoch nicht bereit sind, für solche Leistungen zu zahlen (vgl. Abb. 2). Ergebnis 3: Gründe für Vernachlässigung des „Faktor Mensch“ in M&A-Transaktionen Die Berater nannten fünf Gründe für die Kluft zwischen der wahrgenommenen Bedeutung und der wahrgenommenen Be- rücksichtigung des „Faktor Mensch“ bei M&A-Projekten: Die Abb. 1: Beispielhafte Zitate der Interviewteilnehmer zur Forschungsfrage 1 # Interview Zitat [6] Also letztendlich […] ist für mich eigentlich der größte Risikofaktor tatsächlich, wenn zwei Unternehmenskulturen nicht zusammenpassen. [11] Also ich glaube, dass der Faktor Mensch oder ich würde es mal eher nennen Unternehmenskultur ein sehr, sehr wichtiger Faktor ist, der von vielen unterschätzt wird. [12] Das heißt, um es jetzt zu veranschaulichen, wir hatten ein Projekt bei einem deutschen Unternehmen in der Spezi- alchemie und die haben eine französische Firma gekauft und da […] gab es einen festen Integrationsplan, Integra- tionsziele, es ist strukturiert abgelaufen. Aber auf der menschlichen Ebene hat das Ganze nicht gut geklappt. […] also der Käufer in diese Transaktion geht mit dem Mindset da rein und sagt, gut, wir integrieren das ganze jetzt in unsere Firma, ihr seid das Target, ihr habt sowieso nichts zu sagen und ihr müsst einfach unsere Kultur und unsere Prozesse übernehmen. Das kann schon zu Problemen führen, weil dann verliert man die Leute auf der Reise. [1] Was eigentlich passieren muss vor jedem einzelnen Closing, und das ist jetzt meine persönliche Meinung, da muss auf jeden Fall eine Cultural Due Diligence stattfinden oder ein Cultural Assessment. [9] Aber sobald der Deal konkreter wird und zwei Unternehmen gehen zusammen, da sollte man sehr sehr früh schon Mitarbeiter in das Projekt miteinbinden oder auch sehr viel darüber berichten und dann kann es sogar dazu helfen, dass Mitarbeiter motiviert sind, noch mehr zu geben, um einfach nach dem Deal eine bessere Position zu bekommen. Da ist es auf jeden Fall ein Erfolgsfaktor. [10] Also, der Faktor Mensch in der Pre-Merger und auch in der Merger Phase, also ich finde, der Faktor Mensch ist eher gering bis mittel wichtig. Hier geht es meiner Meinung nach eher auf der Ebene, um die Vertrauensbildung für die Transaktion. Ich halte den Faktor Mensch selber sehr viel wichtiger dann in der Post-Merger-Phase. Quelle: Eigene Darstellung
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