Personal Quarterly 4/2021
PERSONALquarterly 04 / 21 34 NEUE FORSCHUNG _EMPLOYER BRANDING Zusätzlich werden in der Kategorie Indifferent alle Merkmale zusammengefasst, die keine eindeutige Zuordnung in eine der drei oberen Kategorien ermöglichen. Das Kano-Modell hat inhaltliche Überschneidungen mit dem klassischen 2-Faktoren-Modell von Herzberg, in dem nach Hy gienefaktoren undMotivatoren unterschiedenwird.WährendHy- gienefaktoren keine Zufriedenheit des Personals bewirken, aber Unzufriedenheit verhindern können, führt die Erfüllung spezi- eller motivierender Faktoren zu Zufriedenheit der Mitarbeiter. Im Kano-Modell können die Basismerkmale i. w. S. als Hy- gienefaktoren und die Begeisterungsmerkmale i. w. S. als Motivatoren interpretiert werden. Zusätzlich werden Leis tungsmerkmale eingeführt, die tendenziell eine proportionale Veränderung der Zu- und Unzufriedenheit auslösen. Erwartungen der Mitarbeiter an das Unternehmen Westphal (2011) hat eine Vielzahl von mitarbeiter-, arbeits situations- und organisationsbezogenen Erwartungen ermittelt, die eine Bindungsrelevanz aufweisen. In Abbildung 4 werden die verschiedenen organisations-, arbeitssituations- und mit- arbeiterbezogenen Einflussfaktoren mit deren Itemkategorien dargestellt, in denen jeweils funktionale („positive“) und dys- funktionale („negative“) Fragen formuliert und auf fünfstufigen Likert-Skalen (Bsp. 5 = Das würde mich sehr freuen, 1 = Das würde mich sehr stören) bewertet werden. Der Online-Fragebogen wurde in einem Pretest von zehn Probanden überprüft. Anhand des schriftlichen und verbalen Feedbacks wurden Korrekturen hinsichtlich der Randomi- sierung von Items, Rechtschreibung und Formulierung vor- genommen. Nachdem alle Fehler behoben waren, wurde der Fragebogen über ein onlinegestütztes Befragungsinstrument verfügbar gemacht und Probanden, die gemäß ihrem Alter zur Generation Z gehören, zur Teilnahme eingeladen. Ergebnisse Die Zufallsstichprobe reduziert sich nach Bereinigung um un- vollständige Datensätze und zu alte Teilnehmer (arithm. Mittel: 22,78 Jahre; Med.: 23 Jahre) von 118 auf 78 Teilnehmer. Hier sind keine offensichtlichen Verzerrungen vorhanden. Um Basis-, Leistungs- und Begeisterungsmerkmale zu iden- tifizieren, wurden die Ergebnisse der positiven und negativen Items anhand der etablierten Kano-Kreuztabelle einer Kate- gorie zugeordnet: A (Attractive): Leistungsmerkmal; M (Must- be): Basismerkmal; O (One-dimensional): Leistungsmerkmal; I (Indifferent): Uneinigkeit/Nicht relevant; R (Reverse): Nicht erwünscht; Q (Questionable): Fragwürdig, z. B. durch unklar formulierte Fragen. Die Ermittlung der Kategorien wird in Ab- bildung 5 schematisch anhand des Beispiel-Items „Persönliche Entwicklung“ präsentiert. Die Kategorisierung folgt den beiden Entscheidungsregeln nach Lee/Newcomb (1997). Zur Bestimmung der Kategorien- Quelle: Sauerwein et al., 1996, S. 314 Abb. 3: Das Kano-Modell wenig Erfüllungsgrad Leistungsmerkmale Basismerkmale Begeisterungsmerkmale Zufriedenheit völlig unzufrieden begeistert viel vgl. Abb. 2). In der Attraction-Phase leistet ein anziehendes Employer Branding mit positiven assoziierten Werten einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des Rekrutierungsprozesses. Kano-Methode und Fragebogenkonzeption Durch die empirische Untersuchung werden Strukturen in den Erwartungen der Generation Z an einen potenziellen Ar- beitgeber offengelegt, sodass grundsätzlich ein exploratives Forschungsdesign verwendet wird. Aus diesem Grund wer- den keine falsifizierbaren Hypothesen formuliert, um den Forschungsprozess zu leiten, sondern vielmehr Themenfelder eingegrenzt, die relevante Ergebnisse versprechen. Wir ver- wenden die Systematik nach Westphal (2011), um die arbeits-, mitarbeiter- und organisationsbezogenen Erwartungen der Generation Z an einen potenziellen Arbeitgeber zu erheben. Für die Analyse dieser Bereiche wird das etablierte Kano- Modell verwendet, das ursprünglich zur Kundenpräferenz analyse (Qianli et al., 2009) entwickelt wurde, aber auch in der Personalforschung eingesetzt wird. Dessen inhaltlicher Kern ist die Kategorisierung der Ergebnisse in drei unterschiedliche Merkmalsarten (vgl. Abb. 3): 3 B asismerkmale werden bewusst oder unbewusst als selbst- verständlich angesehen. Wenn sie nicht erfüllt werden, entsteht Unzufriedenheit, wobei deren Erfüllung nicht in Zufriedenheit resultiert. 3 L eistungsmerkmale bauen Unzufriedenheit ab oder schaffen Zufriedenheit abhängig vom Erfüllungsgrad. 3 B egeisterungsmerkmale führen zu Zufriedenheit und wer- den unter normalen Umständen nicht erwartet.
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