Personal Quarterly 3/2021

37 03 / 21 PERSONALquarterly fällt somit aufgrund fehlender adäquater Referenzstudien mit ähnlicher Probandenauswahl schwer und hätte einen hypothetischen Charakter. Allenfalls lassen sich marginale Unterschiede zwischen den Digital Natives einzelner Länder feststellen. Das Konzept der Digital Natives scheint somit län­ derübergreifend Substanz aufzuweisen. Auffallend und ergiebiger ist der Vergleich zwischen den männlichen und weiblichen Teilnehmenden in der vorlie­ genden Studie. So schätzen die weiblichen Teilnehmenden im Durchschnitt ihren Gesamtscore um knapp sechs Punkte höher ein als die männlichen. Letztlich zeigen sich sowohl beim kumulierten Gesamtscore wie auch bei den beiden Item­ kategorien Nutzung von Grafiken und Bildern zur Kommuni­ kation und Gratifikationsneigung signifikante Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Befragten. Darüber hinaus schätzten sich die Teilnehmerinnen auch in den Kate­ gorien Technologienutzung und Multitaskingfähigkeit stärker ein als die männlichen Befragten. Reflexion und Schlussfolgerung Die Ergebnisse aus der aktuellen Befragung attestieren auf den ersten Blick den angehenden Hochschulabsolventen aus Deutschland eine gute Ausgangsposition, um im digitalen Ar­ beitskontext erfolgreich bestehen zu können. Den Ansatz von Prensky zugrunde gelegt, der die Eigenschaften von Digital Natives entsprechend der vier Untersuchungskategorien der vorliegenden Studie skizziert (vgl. Prensky, 2001), erlaubt das vorsichtige Resümee, die Studienteilnehmenden verfügten im Ländervergleich über ein angemessenes Grundpotenzial, um im digital-kollaborativen Kontext bestehen zu können. Die Studienergebnisse lassen jedoch nicht die Schlussfolge­ rung zu, die Unternehmen in Deutschland könnten aufgrund der im Vergleich soliden Werte auf eine breit aufgestellte Ver­ fügbarkeit an voll digitalfähigen Mitarbeiterinnen und Mit­ arbeitern für die Zukunft vertrauen. Stattdessen kann eher davon ausgegangen werden, dass trotz häufig kritisiertem Mangel an digitaler Bildung die basalen Fähigkeiten der jun­ gen Erwachsenden, die Digital Natives ausmachen, darunter nicht wesentlich gelitten haben. Vielmehr scheint der gesell­ schaftliche und bildungspolitische Grundstein gelegt zu sein, um darauf aufbauend den jungen Arbeitnehmertypus in die zunehmend digitale Arbeitswelt letztlich erfolgreich einfüh­ ren zu können. Die vorliegende Analyse konzentriert sich auf Hochschul­ absolventen wirtschaftlicher und technisch-wirtschaftlicher Fachrichtungen, da dieser Personenkreis im Wesentlichen die Basis für die künftigen Fach- und Führungskräfte der Unternehmen ausmacht. Bei der Erfassungsmethodik der vorliegenden Studie handelt es sich um ein Selbsteinschät­ zungsverfahren der Befragten. Dieses Vorgehen ist eine adäquate wissenschaftliche Methodik; übrig bleibt jedoch ein Interpretationsspielraum, da es sich nicht um ein rein objektives Scoring-Ergebnis handelt. Jedoch gibt es keiner­ lei Anhaltspunkte, dass in Deutschland bei Selbsteinschät­ zungsumfragen die Studienteilnehmenden ihre Fähigkeiten eher über- oder unterschätzt als in den USA. Aufgrund dessen scheinen die Studienergebnisse keineswegs überzogen. Die zugrundeliegenden Referenzstudien lassen letztlich vermuten, dass ältere Generationen weniger gut auf den Ein­ satz digital-kollaborativer Medien bzw. deren Anwendung vorbereitet sind bzw. waren. Für den gelingenden inter­ generationalen Austausch bzw. eine funktionierende digitale Kommunikation unter den Arbeitnehmern wird jedoch das Interagieren auf einem in etwa ähnlich hohen Kompetenz­ Autor Jahr Teilnehmergruppe (Land) Zentrale Erkenntnisse Teo et al. 2016 Schüler und Lehrer/Studenten und Professoren [Türkei] Jüngere Teilnehmende erreichen einen höheren Durchschnitts- score. Wagner/Acier 2017 Teilnehmende eines Massive Open Online Courses (Abk. MOOC) [Frankreich] Je Kategorie und somit auch kumulativ werden im Durchschnitt niedrigere Scores als in der vorliegenden Studie erzielt. Huang et al. 2019 Professorinnen und Professoren [China] Jüngere Professorinnen und Professoren erzielen signifikant bessere Scores als ihre Kolleginnen und Kollegen. Quelle: Eigene Darstellung Abb. 3: Referenzstudien und zentrale Ergebnisse

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