Personal Quarterly 3/2021
PERSONALquarterly 03 / 21 36 NEUE FORSCHUNG _DIGITALISIERUNG Wert). Dabei gilt: Je höher der erreichte Wert, desto eher ist die befragte Person als Digital Native einzustufen. Teilnehmerstruktur In der zugrundeliegenden Untersuchung wurden Teilneh mende aus Deutschland und den USA im Zeitraum 2018 – 2020 über ein Online-Tool befragt. Der Fragebogen lag für die US-amerikanischen Teilnehmer in der von Teo (2013) entwi ckelten Originalfassung und damit in englischer Sprache vor, während die deutschen Teilnehmer eine übersetzte Version erhielten. Die Rücklaufquote betrug knapp 90 %. Abbildung 1 gibt Aufschluss über die Teilnehmerstruktur und deren sozio demografische Daten. Alle Teilnehmenden waren Studierende der Wirtschaftswis senschaften oder interdisziplinärer Studiengänge mit einem wirtschaftlichen Schwerpunkt (z. B. Wirtschaftsingenieur wesen oder Wirtschaftsinformatik). Befragt wurden sowohl Studierende an Fachhochschulen wie Universitäten und Col leges sowie amerikanischen Universities. 1 Die Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 18 und 26 Jahre alt sowie weitestgehend Studienanfänger (75 % der Teilnehmer waren während der Datensammlung im 1.-3. Fachsemester). Untersuchungsergebnisse Abbildung 2 zeigt einen Mittelwertvergleich je Faktor der beiden Länder. Außerdem wird der durchschnittliche Wert je Faktor gegliedert nach Geschlecht sowie der durchschnittlich erreichte Gesamtscore je Personengruppe ausgewiesen. Der Vergleich der Mittelwerte zeigt, dass sich die deutschen Teilnehmenden selbst stärker in den Bereichen Technologie nutzung undMultitaskingfähigkeit einschätzen als ihre ameri kanischen Kommilitonen. Auch das Bestreben nach Feedback und Belohnung, also die Gratifikationsneigung scheint von den deutschen Teilnehmenden als wichtiger eingestuft zu wer den. Insgesamt erreichen die deutschen Teilnehmenden somit auch den höheren Score im Quervergleich. Jedoch unterschei den sich die Ergebnisse nicht signifikant voneinander, sodass eine Bewertung hier eher spekulativ erscheint. Vielmehr sol len, die in Abbildung 3 aufgeführten Referenzstudien zur Ein ordnung der vorliegenden Ergebnisse herangezogen werden. Teo et al. (2014) resümierten, dass die teilnehmenden Schü lerinnen und Schüler und Studierenden einen höheren Durch schnittsscore je Kategorie sowie auch in kumulierter Form als die Lehrkräfte und Professorinnen und Professoren erreich ten. Dies entspricht letztlich auch der Erwartungshaltung, die mit dem Konzept des Digital Natives verbunden wird, nämlich dass jüngere Kohorten ausgeprägtere digitale Fertigkeiten be sitzen. Konkrete Werte zu den einzelnen Itemkategorien wer den allerdings nicht dokumentiert. Ein explizites Reporting der Faktoren liefern allerdings Wagner und Acier (2017), die im Rahmen eines Massive Open Online Courses der Univer sität Nantes 590 Teilnehmende befragten. Alle Werte je Kate gorie lagen im Mittel 0,5 Punkte unter den hier dargestellten länderspezifischen Scores. Von den Befragten waren knapp 67 % zwar unter 30 Jahre, jedoch ist dieser Anteil noch zu ge ring, um einen eindeutigen Studienvergleich zu erlauben. Die Ergebnisse lassen hinsichtlich der Altersheterogenität in jener Studie vage Schlüsse auf ebendiese als mögliche Ursache für das vergleichsweise schlechte Abschneiden zu, rechtfertigen aber nicht eine mögliche Schlussfolgerung, dass die deutschen Studierenden den französischen Studierenden deutlich voraus sind. Huang et al. (2019) fanden heraus, dass neben inter generationellen wohl auch intragenerationelle Unterschiede vorliegen können. Dies dokumentiert sich in höheren Scores der von ihnen untersuchten jüngeren Professorinnen und Pro fessoren gegenüber den älteren Kolleginnen und Kollegen. Bei der Betrachtung der zugrundeliegenden Studie kann folglich ein Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Abschnei den beim DNAS festgestellt werden: Jüngere Teilnehmer errei chen höhere Scores. Die Ergebnisse älterer Studien wie die von Teo (2013) oder Yong und Gates (2014), bei denen die Probanden Schüler wa ren, zeigen Ergebnisse, die sich je Kategorie auf einem ähn lichen Niveau, wie bei der vorliegenden Studie befinden. Die Positionierung der deutschen Studierenden in einen Gesamt kontext hinsichtlich der forcierten Altersgruppe und eines Wettbewerbsvorteils aufgrund des besseren Abschneidens Deutschland USA Männlich Weiblich TEC 5,80 5,63 5,63 5,83 MUL 5,73 5,35 5,44 5,78 GRA 4,02 4,06 3,73* 4,31* INS 5,19 4,93 4,91* 5,41* Digital Native 109,39 105,23 104,61* 111,58* Quelle: Eigene Darstellung Abb. 2: Durchschnittliche Scores der Teilnehmenden * sig. p < 0.05 1 Da sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Hintergründe (FH und Universität) sowie zwischen einzel- nen Studiengängen keine signifikanten Unterschiede feststellbar waren, werden sie im weiteren Verlauf nicht berücksichtigt.
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