Personal Quarterly 3/2021

PERSONALquarterly 03 / 21 34 NEUE FORSCHUNG _DIGITALISIERUNG D urch die zunehmende Digitalisierung von Unterneh­ men stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor neuen Herausforderungen. Sie müssen sich nicht nur an wandelnde Arbeitsumgebungen anpassen, sondern auch den veränderten Qualifikationsanforderungen gerecht werden. In einer Umfrage der NewWork SE und Statis­ ta (2015) gaben über 60 % der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, sie müssten „sich ständig weiterbilden, um mithalten zu können“ (New Work SE und Statista, 2015). Die Covid-19-Pandemie treibt die Digitalisierung zusätzlich voran. Im Pandemiekontext sind Unternehmen teils gezwun­ gen, ihren Normalbetrieb zeitweise herunterzufahren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderweitig die Möglichkeit zu geben, ihrer Arbeit nachzukommen (Bundesministerium für Gesundheit, 2020). Arbeitsmodelle, die ein zeitlich und örtlich flexibles Arbeiten ermöglichen und allgemein unter dem Begriff Flexwork zusammengefasst werden, werden hier unterstützend herangezogen. So können bspw. viele Mitar­ beiterinnen und Mitarbeiter aus dem Homeoffice heraus ar­ beiten. Erste Umfragen zeigen, dass auch nach der Pandemie voraussichtlich vermehrt im Homeoffice gearbeitet werden wird (vgl. ZEW, 2020). Neben der steigenden Zahl an Homeoffice-Arbeitsplätzen fordert auch die Zunahme an globalen Teams eine verstärk­ te digitale Kommunikation (vgl. Mockaitis/Zander/De Cieri, 2018). Um eine gute Kommunikation im Team auch ohne phy­ sischen Kontakt zu ermöglichen, stehen den Unternehmen verschiedene Tools und Softwarelösungen zur Verfügung. Die effiziente Gestaltung der Online-Arbeitswelt erfordert ausge­ prägte digitale Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitar­ beiter. Von den sich verändernden Anforderungen werden vor allem die jüngeren Kohorten der Gesellschaft betroffen sein, die gegenwärtig teils noch in Schulen oder Hörsälen sitzen. Die auch als Digital Natives bezeichneten jungen Kohorten bilden das Potenzial für künftige Fach- und Führungskräfte. Im Forschungskontext werden den Digital Natives oftmals be­ stimmte Eigenschaften und Fähigkeiten, wie eine ausgeprägte Digitalfähigkeit oder der routinierte Umgang mit digitalen Medien, unterstellt – deren empirische Belegung unterbleibt jedoch weitestgehend. Daher stellt sich die Frage, wie aus­ geprägt die typischen Charakteristika der Digital Natives in Deutschland im internationalen Vergleich sind. Um diese Frage zu beantworten, wurde eine Untersuchung mithilfe der Digital Natives Assessment Scale (DNAS) durch­ geführt, bei der Studierende befragt wurden, die ebenjener Generation angehören. In der Studie soll zum einen ermittelt werden, ob die Eigenschaften, die aus der Selbsteinschätzung der Studierenden resultieren, mit den ihnen zugeschriebenen Eigenschaften übereinstimmen. Zum anderen sollen die Merk­ male der Digital Natives zwischen Befragten aus Deutschland und aus den USA verglichen werden, um Schlussfolgerungen zum Ausprägungsgrad in einer Vergleichsbetrachtung ziehen zu können. Durch einen Vergleich mit Referenzstudien soll die Einordnung in einen intergenerationellen Kontext gelingen. Dazu werden im folgenden Abschnitt zunächst das Konzept des Digital Natives und die Grundlagen des DNAS kurz skiz­ ziert. Anschließend werden die Forschungsmethodik und die Ergebnisse der Studie genauer beschrieben. Zum Schluss wer­ den die Ergebnisse mit den sich verändernden Anforderungen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammengeführt. So wird erläutert, ob die Digital Natives den neuen Anforderun­ gen entsprechen und wie die Fähigkeiten optimal eingesetzt werden können. Theoretische Fundierung: Das Konzept des Digital Natives und des Digital Natives Assessment Scale Der Begriff der Digital Natives wurde vom US-Amerikaner Marc Prensky geprägt. Nach Prensky ist die Altersgruppe der Digital Natives die erste Generation, die mit der Digitalisie­ rung aufgewachsen ist und somit ein Leben ohne die neuen Technologien, wie bspw. Videospiele oder das Internet, nicht kennt. Prensky äußert, die Digital Natives seien es gewohnt, Informationen schnell zu erhalten und sie seien eher fähig zum Multitasking. Bei der Aufnahme neuer Informationen zö­ gen sie Grafiken den zugehörigen Texten vor. Außerdemwären sie bei der Arbeit stark durch Befriedigung und Belohnungen getrieben (vgl. Prensky, 2001). Um diese den Digital Natives zugeschriebenen Eigenschaf­ ten und digitalen Fähigkeiten empirisch zu belegen, hat Teo Grad der Digital Nativeness von Studierenden: Empirische Vergleichsstudie Von Prof. Dr. Torsten Klein (Technische Hochschule Köln), Christian Geyer (FernUniversität in Hagen) und Sophie Meinerzhagen (Tech- nische Hochschule Köln)

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