Personal Quarterly 3/2021

24 PERSONALquarterly 03 / 21 SCHWERPUNKT _WISSENSTRANSFER ABSTRACT Forschungsfrage: Inwieweit können Design-Thinking-Ansätze im Bereich des Lebensdesigns Wissensarbeiter in Zeiten einer Pandemie und darüber hinaus fruchtbar unterstützen? Methodik: Visueller Ansatz zur strategischen Gestaltung der eigenen Wissensarbeit und Bewertung der Auswirkungen solcher Methoden durch Kohortenlängsstudien unter Teilneh- menden von Interventionen zur Lebensgestaltung Praktische Implikationen: Wissensarbeiter können ihre Wissensarbeit besser bewerten und planen, wenn sie einfache, iterative und visuelle Techniken verwenden, die ihnen helfen, ein visuelles Bewusstsein für ihre intellektuellen Ressourcen zu erreichen. HR-Abteilungen können als Coachs bei der Bereitstellung und Erleichterung solcher Tools fungieren. Quelle: Eigene Darstellung Abb. 1: Sabbatical-Sankey-Diagramm WARUM wollen Sie das machen? WAS wollen Sie machen? WIE wollen Sie es machen? 2. Gründe und Sehnsüchte 1. Ideen und Wünsche 3. Konkrete Aktionen (wo, wann, mit wem?) Zeit zum Nachdenken Mich verwirklichen Spaß haben Buch schreiben Weiterbildung Hobby widmen Roadtrip Homeoffice in Stockholm für 3 Monate Stanford Campus besuchen Atelier einrichten herauszufinden, was hinter Herausforderungen oder Visionen steckt („Was ist es genau…?“); (2) Life Designer versuchen Ent- scheidungen nicht auf Basis von Annahmen zu treffen, sondern diese Annahmen durch kleine Erlebnisse (z. B. Job Rotation) zu verifizieren, was zu besseren Entscheidungen verhilft; (3) Life Designer versuchen keine drastischen oder gar hero- ischen Veränderungen herbeizuführen, sondern ersetzen diese durch geringes Risiko in Bezug auf Geld, Zeit und Emotionen; (4) Life Designer begegnen Herausforderungen oder Visionen von sich selbst oder anderen statt mit Skepsis und Kritik mit Neugierde und Wertschätzung („Erzähl mir mehr…“); (5) Life Designer wollen möglichst rasch vom Denken ins Handeln kommen, um die sog. Knowing-Doing-Gap (Pfeffer/Sutton, 1999) zu überwinden („Welche neue Realität möchte ich schaf- fen?“); (6) Life Designer wollen nicht mit einer fixen Haltung in „Gewinnen oder Verlieren“ denken, sondern sich mit einer Wachstumshaltung die Frage stellen: „Was kann ich lernen?“; (7) Life Designer wissen, dass ihre Wissensbewirtschaftung nicht eine einmalige Handlung ist, sondern ein stetiger itera- tiver Lernprozess, und (8) Life Designer wissen, dass es nicht darum geht, alles alleine zu stemmen, sondern mit einem Team oder einer Community eigene Kompetenzthemen anzugehen. Mit diesen Prinzipien können einzelne aber auch Organisati- onen eine innovative und lernförderliche Haltung kultivieren. Personalabteilungen nutzen diesen Ansatz für die Karriere- entwicklung und insbesondere zur Förderung der Karrierean- passungsfähigkeit der Mitarbeitenden, wie z. B. bei der ETH Zürich. Bei der Schweizer Börse wird diese Philosophie für das neu entwickelte Führungskräfteprogramm „Design My Future“ verwendet, um Karriereziele und Leadership-Pläne auf iterative und innovative Weise umzusetzen. Bei der Krea- tivagentur Jung von Matt wird Life Design für die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden und Führungskräfte verwen- det. Das Prinzip der Neugierde und Wertschätzung hat es dort u. a. mit der Aussage „Erzähl mir mehr“ in den Leitfaden des Unternehmens geschafft. Exemplarische Methoden Life Design lässt sich sehr vielseitig anwenden. Die folgenden drei Methoden zeigen die Bandbreite der Einsatzgebiete von

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==