Personal Quarterly 3/2021
23 03 / 21 PERSONALquarterly W issensmanagement hat u. a. das Ziel Wissensar- beiterinnen und -arbeiter in Organisationen zu unterstützen, sodass diese ihr Wissen optimal zum Einsatz bringen können. Gerade angesichts einer Pandemie mit Homeoffice-Pflicht, Lockdown-Perioden und ständiger Online-Arbeit kommt dabei einer ganzheitlichen Arbeits- und Lebensgestaltung eine besondere Bedeutung zu. Wissensmanagement bedeutet in dieser erweiterten Deutung auch ein Management der verschiedenen (intellektuellen) Res- sourcen einer Person. Um dies zu unterstützen, liefert das Ge- biet des Life Designs grafische Methoden, welche die Reflexion und die mittelfristige Planung von Wissensarbeit wirkungsvoll unterstützen können. In diesem Beitrag beschreiben wir daher kurz die Philosophie hinter diesem Ansatz sowie drei exempla- rische Methoden und wir liefern Daten zu deren Wirksamkeit. Damit reichern wir die Disziplin des Wissensmanagements um wesentliche Elemente an, die nicht nur individuell höchst relevant sind, sondern gerade im Kontext neuer Arbeitsformen auch für die Gesamtorganisation ein Schlüssel für Innovation und Erfolg sein können. Wissensmanagement für Vitapreneure Neben dem betrieblichen Wissensmanagement ist auch das persönliche Wissensmanagement eine (nicht mehr ganz so junge) Disziplin (vgl. z. B. Wright, 2005, Reinmann/Mandl, 2000, oder Reinmann/Eppler, 2008), die mit dem steigenden Anteil an Wissensarbeit in der Wirtschaft stark an Bedeutung gewonnen hat. In einer sog. Gig-Economy muss jeder und jede das eigene Wissen unternehmerisch bewirtschaften und sozu- sagen als Vitapreneur lebenslang die eigenen Kompetenzen reflektieren und à jour halten. Der Personalabteilung kann dabei eine wichtige – sich jedoch aktuell stark wandelnde – Rolle zukommen. Eine Personalabteilung kann heute nicht mehr einfach jedes Jahr ein mehr oder minder attraktives Weiterbildungspaket schnüren und dieses dann den eigenen Mitarbeitern vorschla- gen oder gar verordnen. Sie muss gerade in Zeiten starken Wandels und hoher Unsicherheit ihre Wissensarbeiter und -ar- beiterinnen darin unterstützen, relevante Wissensmärkte (und die entsprechende Wissenskonkurrenz) stetig zu beobachten Visualisierungsmethoden für das Wissens- management: Ansätze aus dem Life Design Von Prof. Dr. Martin J. Eppler und Prof. Dr. Sebastian Kernbach (Universität St. Gallen) und die eigenen Fähigkeiten entsprechend dieser Trends (und entsprechend der eigenen Werte, Erfahrungen und Ambiti- onen) kontinuierlich zu erweitern. So kann sie die Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, selbst ihre eigenen Wissenscoachs zu werden und sich situativ Support und Aus- tausch zu organisieren. Um für sich selbst ein Wissenscoach zu sein, gibt es glückli- cherweise ein ganzes Portfolio nützlicher visueller Methoden, von denen wir im Folgenden drei (inklusive ihrer Evaluati- on) genauer vorstellen möchten. Diese grafischen Ansätze für das eigene strategische Wissensmanagement beruhen auf der Design-Thinking-Innovationsmethodologie und helfen dabei, nicht nur in der Wissensdiagnostik zu verharren, sondern die eigene Wissensagenda auch stetig voranzutreiben (Kernbach/ Eppler, 2020). Im nächsten Abschnitt resümieren wir zunächst kompakt die Kernprinzipien hinter dieser „Life Design“ genannten Philosophie. Im Hauptteil des Beitrags stellen wir dann drei ausgewählte Methoden aus diesem Ansatz vor. Im vierten Teil schließlich berichten wir von den bisherigen Resultaten hin- sichtlich der Wirkung dieser Methoden. Im abschließenden Absatz stellen wir diese Methoden dann in den Kontext neuer Arbeitsformen und beleuchten ihr Potenzial im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen und die neue Rolle der Personal- abteilung. Philosophie des Life-Design-Ansatzes Der Life-Design-Ansatz kombiniert die Innovationsmethode Design Thinking mit den Erkenntnissen aus der positiven Psychologie und dem Nudging-Ansatz aus der Verhaltens- ökonomie. So kann man als sein eigener Wissenscoach die Methoden und Tools auswählen, die helfen, sich der eigenen Stärken bewusst zu werden und diese zu fördern. Zudem hilft der Nudging-Ansatz das eigene Unterbewusstsein zu hacken, um sich selber nicht nur bewusst, sondern auch unbewusst zu besseren Entscheidungen zu verhelfen. Die Philosophie des Life-Design-Ansatzes lässt sich in acht griffigen Prinzipien zusammenfassen: (1) Life Designer denken nicht nur dichotomisch in entweder-oder (z. B.: „Bin ich Experte oder Generalist?“), sondern versuchen möglichst differenziert
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