Personal Quarterly 3/2021

19 03 / 21 PERSONALquarterly tet, dass nur fragmentarisches Anwendungswissen statt eines ganzheitlichen Verständnisses der Arbeitstätigkeiten erwor­ ben wird (Clark, 1992). Trotz der aktuell steigenden Verbreitung von EPSS fehlt es an empirischen Untersuchungen zu den Effekten verschiedener Ansätze. Dies gilt insbesondere für die Unterstützung des infor­ mellen Lernens amArbeitsplatz. Es gibt nur wenige empirische Studien, die allerdinges auf einen positiven Zusammenhang hindeuten. Im Rahmen des mehrstufigen Forschungsprojekts „Workplace Learning Support“ (WLS) untersuchen wir gemein­ sam mit Praxisexpertinnen und -experten der SAP AG und der tts GmbH Effekte von EPSS auf das informelle Lernen am Arbeitsplatz. In diesem Beitrag berichten wir aus einer zwei­ teiligen Fragebogenstudie zur Verfügbarkeit und wahrgenom­ menen Nützlichkeit unterschiedlicher Informationsquellen bei ERP-bezogenen Problemen am Arbeitsplatz aus Sicht von 652 ERP-Nutzenden sowie zur Einschätzung von Lerntrends und EPSS-Merkmalen aus Sicht von 301 HR-Mitarbeitenden und HR-Verantwortlichen. Ergebnisse einer Befragung von ERP-Nutzenden An der ersten Fragebogenstudie nahmen 652 ERP-Nutzende teil, von denen 44 % (284) weiblich waren. Die Teilnehmerin­ nen und Teilnehmer verteilen sich relativ ausgewogen auf die Altersspannen zwischen 20 und 69 Jahren (20 bis 29 Jahre: 172 Personen; 30 bis 39 Jahre: 179 Personen; 40 bis 49 Jahre: 114 Personen; 50 bis 59 Personen: 108 Personen; 60 bis 69 Jahre: 73 Personen) und gaben eine durchschnittliche Berufserfah­ rung von 17,5 Jahren an. Zu Beginn der Befragung wurden sie gebeten, sich einem von vier unterschiedlichen ERP-User- Typen zuzuordnen (vgl. Abb. 3). Im Rahmen des Fragebogens wurden die ERP-Nutzenden u. a. gebeten, anhand einer Fünf-Punkt-Likert-Skala von 1 = „stimme gar nicht zu“ bis 5 = „stimme voll zu“ zu beurteilen, ob ihnen bei einem Problemmit dem ERP-System verschiedene Informationsquellen (gem. Abb. 1) grundsätzlich zur Verfü­ gung stehen. Haben die Befragten angegeben, dass ihnen eine Informationsquelle zumindest teilweise zur Verfügung steht, wurde zudem erfragt, wie häufig sie diese nutzen (vgl. Abb. 4). Die Ergebnisse zeigen, dass viele der Informationsquellen bei Problemen mit dem ERP-System mindestens teilweise zur Verfügung stehen und dann auch genutzt werden. Das Nachfragen bei Kolleginnen und Kollegen steht am häufigsten zur Verfügung und wird auch am häufigsten genutzt. Danach werden die Möglichkeiten genannt, intensiv über das Problem nachzudenken und Kolleginnen und Kollegen zu beobachten, die ähnliche Probleme lösen. Mit Blick auf das Nachdenken ist natürlich anzunehmen, dass in allen Problemfällen nach­ gedacht wird und die Abgrenzung zu intensivem Nachdenken als Verzicht auf weitere Informationsquellen hier sicher flie­ ßend ist und auch für die Befragten schwer einzuschätzen war. 1 2 3 4 5 Abb. 4: Verfügbarkeit und Nutzungshäufigkeit von Informationsquellen bei Problemen mit dem ERP-System Quelle: Eigene Darstellung Nachfragen bei Kollegen/-innen Intensives Nachdenken Beobachten von Kollegen/-innen EPSS external (unternehmensinterne Informati- onsquellen, z.B. Firmen-Wiki, Help Desks, Communities, FAQs, Foren) EPSS extrinsisch (z.B. ins ERP-System integrierte Handbücher, Dokumentationen, Tutorials vom Hersteller des ERP-Systems) Ausprobieren Nachfragen bei Vorgesetzten EPSS intrinsisch innerhalb UI (integrierte Hilfesysteme, die innerhalb des UI des ERP-Systems angezeigt werden und gezielt beim aktuellen Problem unterstützen) EPSS intrinsisch neben UI (integrierte Hilfesysteme, die neben dem UI des ERP-Systems angezeigt werden und gezielt beim aktuellen Problem unterstützen) Verfügbarkeit 3,54 3,53 3,38 3,32 3,26 3,21 2,92 2,89 3,87 3,65 3,52 3,56 3,50 3,35 3,41 3,22 3,40 3,43 Nutzungshäufigkeit

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==