PERSONALquarterly 3/2020
32 PERSONALquarterly 03/20 NEUE FORSCHUNG _EIGNUNGSDIAGNOSTIK chinesischen Teil der Bevölkerung richtete und es zu Unruhen kam, wurde ein Programm zur Stärkung der Identität und der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des malaiischen Teils der Bevölkerung initiiert. Teil dieser New Economic Po licy zur Stärkung der indigenen malaiischen Identität war die Einführung von Bahasa Malaysia, der indigenen Sprache der malaiisch-thailändischen Halbinsel, als Unterrichtssprache an Grund- und weiterführenden Schulen. Die Auswirkungen dieser Veränderung in der Schulausbildung sind noch heu te spürbar, viele Schüler und Studenten sprechen nur mäßig gutes Englisch. Die Online-Zeitung Malay Mail Online berich tete etwa 2015, dass die (Wieder-)Einführung eines obligato rischen Englischtests für Schulabgänger verschoben werden musste, weil das Englisch der Englischlehrer (und folglich auch das ihrer Schüler) nicht gut genug sei. Auch wenn, wie erwähnt, die tägliche Umgangssprache der Manager, die hier untersucht wurden, Englisch ist, mögen mangelnde englische Sprachkenntnisse einen Teil der schlechten Leistung in den kognitiven Leistungstests erklären. Eine weitere historisch bedingte Erklärung für die ver gleichsweise geringen kognitiven Fähigkeiten der malaiischen Manager liegt ebenfalls in der New Economic Policy begründet. Durch die Einführung von ethnisch basierten Quoten wurde verfügt, dass nicht mehr als 10 % der Studenten Non-Bumi putras, also nicht zur Volksgruppe malaiischer Ureinwohner zählend, sein durften. In der öffentlichen Verwaltung und in Staatsunternehmen gelten ähnliche Quoten. In der Folge ver ließen viele begabte indische und chinesische Studenten das Land, um im Ausland zu studieren, und viele dieser Studenten sind nicht nach Malaysia zurückgekehrt. Die Ergebnisse der kognitiven Leistungstests mögen also auch teilweise darauf zurückzuführen sein, dass viele intelli gente Studenten (hauptsächlich indischen und chinesischen Hintergrunds) in den letzten Jahren das Land verlassen haben und wir es mit einer eingeschränkten Stichprobe zu tun haben, da einige der Spitzenleister fehlen. Ein weiterer Erklärungsansatz für die schlechten Ergebnisse der malaiischen Manager in den kognitiven Leistungstests mag die Beförderungspolitik des Unternehmens sein, die sympto matisch für die malaiische Kultur ist, in der Seniorität und Her kunft wichtiger sind als Leistung: Mitarbeiter werden bislang in der Regel nicht aufgrund ihres Führungspotenzials oder ihrer bisherigen Führungsleistung befördert. Im günstigsten Fall basiert die Beförderung als Führungskraft auf fachlicher Kompetenz und der Dauer der Unternehmenszugehörigkeit, im schlechtesten Fall auf Kriterien, die ohne Zusammenhang mit Führungsfähigkeiten stehen (z. B. Religion, Ethnizität). Malaiische Kultur und Persönlichkeit Die malaiische Kultur ist stark islamisch geprägt und gerade in jüngerer Zeit ist eine deutliche Tendenz spürbar, islamische Werte und Gesetze stärker durchzusetzen. So werden zuneh mend auch in entlegenen Dörfern Moscheen gebaut und ein Stufenplan sieht die Übertragung von mehr Entscheidungsge walt an die Sharia-Gerichte vor, welche bislang vornehmlich Schiedsstellen bei Familien- und Nachbarschaftsstreitigkeiten waren. Anhand Hofstedes Kulturdimensionen lassen sich die wesentlichen Unterschiede der malaiischen im Vergleich zur deutschen Kultur aufzeigen (vgl. Abb. 3). In vier Dimensionen erscheinen die Unterschiede zwischen der malaiischen und der deutschen Kultur besonders stark. Malaien haben tendenziell großen Respekt vor Hierarchie (Machtdistanz) und sind bemüht, sich an allgemeine Regeln und Normen zu halten. Konflikte werden – wenn überhaupt – indirekt angesprochen. Innerhalb eines Unternehmens be mühen sich die Mitarbeiter um eine gute Zusammenarbeit und darum, ihrem Vorgesetzten keine Probleme zu machen. Lautstarkes, aggressives oder dominantes Verhalten wird als 0 25 50 75 100 Abb. 3: Hofstedes Kulturdimensionen, Vergleich Malaysia und Deutschland Quelle: Eigene Darstellung, Hofstede, 2019 Machtdistanz Individualismus vs. Kollektivismus Maskulinität vs. Feminität Ungewissheits- vermeidung Langfrist- vs. Kurzfristorientierung Genussorientierung vs. Selbstbeherrschung Malaysia Deutschland
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