PERSONALquarterly 3/2020
28 PERSONALquarterly 03/20 SCHWERPUNKT _ENGAGEMENT ment meist mit hoher positiver Stimmung einhergeht, die ih rerseits eine bessere Erholung ermöglicht (Culbertson/Mills/ Fullagar, 2012). Bei schlechterer Stimmung ist meist auch das Erholungserleben beeinträchtigt (Sonnentag, 2018) Sich wieder auf die Arbeit einstimmen – ein wichtiger Gegenspieler zum Abschalten von der Arbeit Die empirische Forschung hat recht klar gezeigt, dass Erholung mit dem tages- und wochenspezifischen Arbeitsengagement zusammenhängt: Wenn man sich besser erholt, erlebt man in Folge ein höheres Arbeitsengagement. Kann es dennoch vielleicht sein, dass es ein „Zuviel des Guten“ gibt? Vor allem für das gedankliche Abschalten von der Arbeit wäre das leicht nachvollziehbar: Wenn man in der Freizeit zu viel Distanz von der Arbeit gewonnen hat, ist es vielleicht schwerer, sich wieder voll auf die Arbeit zu konzentrieren und in der Arbeit aufzu gehen. Auch wenn dies noch nicht explizit für das Arbeits engagement untersucht wurde, gibt es erste Hinweise, dass sich der Nutzen eines guten Abschaltens von der Arbeit mit dem steigenden Ausmaß des Abschaltens abschwächt (Fritz/ Yankelevich/Zarubin/Barger, 2010; Ouyang/Cheng/Lam/Par ker, 2019). Dies bedeutet, dass ein sehr hohes Ausmaß des Abschaltens mit einigen Nachteilen verbunden sein könnte. Bspw. könnte es nach einem sehr hohen Abschalten besonders schwierig sein, wieder in den Arbeitsmodus zurückzufinden und sich voll auf die Arbeit einzulassen. Neuere Untersuchungen haben sich somit der Frage gewidmet, ob das gedankliche Einstimmen auf die Arbeit amMorgen positiv mit Engagement im Laufe des kommenden Arbeitstags zusam menhängt. Die Ergebnisse zeigen, dass gedankliches Einstim men auf die Arbeit tatsächlich mit höherem Arbeitsengagement einhergeht (Sonnentag/Eck/Fritz/Kühnel, in press; Sonnentag/ Kühnel, 2016). Wichtig scheint dabei zu sein, dass durch das Einstimmen arbeitsbezogene Ziele reaktiviert werden, sodass man sich bspw. besser auf die Arbeit fokussieren kann und – falls nötig – Ressourcen bereitgestellt werden können. Praktische Konsequenzen Erfahrungen außerhalb des Arbeitsplatzes, insbesondere Erho lungsprozesse, spielen für das Arbeitsengagement eine große Rolle. Somit ist es notwendig, dass Arbeitende auf ausreichende Erholung achten. Welche Aktivitäten erholend wirken, kann natürlich von Person zu Person sehr stark schwanken. Wichtig scheint vor allem zu sein, solche Freizeitaktivitäten zu wählen, die es ermöglichen, gedanklich von der Arbeit abzuschalten, aber auch Entspannung zu finden sowie Erfolgs- und Lerner fahrungen zu machen. Vorgesetzten kann dabei eine wichtige Vorbildfunktion zukommen, indem sie kommunizieren, wie sie selbst die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben setzen (Koch/Binnewies, 2015). Darüber hinaus ist es wichtig, dass Vorgesetzte aufmerksam dafür sind, ob und wie ihre Mitarbei terinnen und Mitarbeiter arbeitsbezogene Technologien in der eigentlich arbeitsfreien Zeit nutzen und klare Erwartungen an die (Nicht-)Verfügbarkeit formulieren (Schlachter/McDowall/ Cropley/Inceoglu, 2018). Schließlich sollte es nicht nur darum gehen, durch das Schaf fen von mentaler Distanz zur Arbeit Erholung zu ermöglichen. Wichtig ist auch, sich mental auf die Arbeit einzustimmen, also nach einer Erholungsperiode wieder eine enge „mentale Verbindung“ zur Arbeit aufzunehmen.
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