PERSONALquarterly 3/2020

27 03/20 PERSONALquarterly Eine wichtige Frage, die sich an diese Befunde anschließt, ist: Was hilft Menschen, sich morgens besonders gut erholt zu fühlen und somit ein höheres Engagement bei der Arbeit zu zeigen? Wenig überraschend ist, dass an den Tagen, an denen Menschen gut und ausreichend lange geschlafen haben, sie sich morgens erholter und weniger erschöpft fühlen (Lanaj/ Johnson/Barnes, 2014). Darüber hinaus zeigte sich, dass auch spezifische Erfahrungen am Vorabend mit einem hohen Aus­ maß an Erholtheit am Morgen zusammenhängen. Vor allem Entspannung am Vorabend und das gedankliche Abschalten von der Arbeit hängen positiv mit Energie und – in der Ten­ denz – auch mit der erlebten Erholtheit am Morgen zusammen (Niks/Gevers/De Jonge/Houtman, 2016; ten Brummelhuis/ Bakker, 2012). Ein ähnliches Muster zeigt sich auch für die Erholung am Wochenende: An den Wochenenden, an denen Arbeitende besser entspannen und von der Arbeit abschalten, erleben sie ein höheres Ausmaß an Erholtheit zu Beginn der nächsten Arbeitswoche (Binnewies/Sonnentag/Mojza, 2010). Studien zeigten darüber hinaus, dass sich die Zusammen­ hänge zwischen Erholungserfahrungen (das heißt Abschalten von der Arbeit, Entspannung) und der Erholtheit nicht nur auf der Tages- und Wochenebene abspielen, sondern dass sie auch als Unterschiede zwischen Personen deutlich werden. So be­ richteten bspw. Steed, Swider, Keem und Liu (2019) in einer Metaanalyse, dass Menschen, die während der arbeitsfreien Zeit gut von der Arbeit abschalten und sich auch gut entspannen, ein höheres Ausmaß an Erholtheit erleben als Menschen, die weniger gut abschalten und nur wenig Entspannung erleben. Die Erholungsaktivitäten und Erholungserfahrung am Vor­ abend sind nun nicht nur für die Erholtheit am Morgen von Bedeutung. Sie stehen auch inZusammenhangmit demArbeits­ engagement. So konnte bspw. gezeigt werden, dass Arbeitende besonders engagiert bei der Arbeit waren, nachdem sie amVor­ abend viel Zeit für sportliche Aktivitäten aufgewendet hatten und gut entspannt und von der Arbeit abgeschaltet hatten (ten Brummelhuis/Bakker, 2012). In einer weiteren Studie wurden einzelne Erholungserfahrungen nicht isoliert, sondern in Kom­ bination betrachtet (Chawla/MacGowan/Gabriel/Podsakoff, 2020). In dieser Studie wurde deutlich, dass eine Kombination von günstigen Erholungserfahrungen (Entspannung, Abschal­ ten, Selbstbestimmung, sowie Erfolgs- und Lernerfahrungen) mit einem höheren Ausmaß an Arbeitsengagement einherging. Nach Abenden mit ungünstigen Erholungserfahrungen sowie nach Abenden mit fehlenden Erfolgs- und Lernerfahrungen war das Arbeitsengagement deutlich niedriger ausgeprägt. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass gute Erholung nicht nur Passivität und Entspannung bedeuten muss. Erfolgs- und Lernerfahrungen gehören ebenso zu einer guten Erholung und scheinen für das Arbeitsengagement auch förderlich zu sein. Betrachtet man den Zeithorizont von Studien zum Zusam­ menhang zwischen Erholung und Arbeitsengagement genauer, so wird deutlich, dass Erholung nicht nur auf der Tagesebene, sondern auch auf der Wochenebene eine wichtige Rolle spielt (Binnewies et al., 2010; Park/Haun, 2017). Längsschnittliche Untersuchungen, die die Zusammenhänge zwischen Erholung und Arbeitsengagement über bspw. zwölf Monate analysiert haben, deuten jedoch darauf hin, dass eine gute Erholung für das längerfristige Arbeitsengagement nicht ausreicht (Kinnu­ nen/Feldt, 2013; Sonnentag/Binnewies/Mojza, 2010). Eine gu­ te Erholung scheint zwar die negativen Effekte von zu hohen Belastungen abfedern zu können, langfristig scheinen darüber hinaus aber Ressourcen bei der Arbeit für ein hohes Arbeits­ engagement essenziell zu sein. Die Rolle des Arbeitsengagements für gute Erholung Wenngleich sich die Forschung bislang auf die Frage fokussiert hat, wie eine gute Erholung zu einem hohen Arbeitsengage­ ment beitragen kann, so gibt es erste Hinweise, dass auch eine gute Erholung durch ein hohes Arbeitsengagement begüns­ tigt sein könnte. So fand sich bspw. in einer Untersuchung, in der Arbeitende über eine Woche lang mehrmals täglich Fra­ gebögen ausfüllten, dass ein hohes Engagement während des Arbeitstags mit besseren Erholungserfahrungen – unter ande­ rem mehr Entspannung, besserem Abschalten von der Arbeit, mehr Erfolgs- und Lernerfahrungen – zusammenhing (Mc­ Grath/Cooper-Thomas/Garrosa/Sanz-Vergel/Cheung, 2017). Umgekehrt heißt dieses Ergebnis, dass an Tagen, an denen das Arbeitsengagement eher gering ausgeprägt war, auch die Erholungserfahrungen beeinträchtigt waren. Eine Erklärung für dieses Ergebnis könnte sein, dass ein hohes Arbeitsengage­ ABSTRACT Forschungsfrage: Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, wie Erholungsprozesse, die in der Freizeit stattfinden, mit dem Engagement bei der Arbeit zusammenhängen. Methodik: Literaturreview, in das empirische Studien mit unterschiedlichen Untersu- chungsdesigns einbezogen wurden. Praktische Implikationen: Sowohl eine gute Erholung als auch ein Wiedereinstimmen auf die Arbeit am Morgen sind wichtige Schlüssel zu einem hohen Arbeitsengagement.