PERSONALquarterly 4/2020
53 04/20 PERSONALquarterly PROF. DR. THOMAS RIGOTTI Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie Psychologisches Institut Fachbereich Sozialwissenschaften, Medien und Sport Johannes Gutenberg-Universität Mainz rigotti@uni-mainz.de www.aow.psychologie.uni-mainz.de sie anschließend in allen Schritten theoretisch beschreiben und im Idealfall mit Kooperationspartnern, etwa in der Poli- zeihochschule, diskutieren oder erproben. „Manchmal reicht das Semester nicht für eine intensive Praxisphase“, so Rigotti. „Dann werden die Themen im Master vertieft.“ Mit der Reform des Studienangebots wird es die Arbeits- und Organisations- psychologie ab dem Wintersemester 20/21 sogar als eines von fünf eigenständigen Schwerpunktmasterprogrammen geben. Doch bevor Thomas Rigotti ab 2013 seine Energie in die JGU Mainz steckte, zog es den gebürtigen Bayern im Som- mersemester 2012 zur Stippvisite ins heimische Bundesland. Er übernahm die Vertretung der Professur für Organisati- onspsychologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, folgte dann aber dem Ruf dorthin nicht, sondern übernahm zum Wintersemester 2012/13 die Vertretung der Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2013 wurde der Psychologe zum Professor ernannt. Im gleichen Jahr kamen seine beiden Töchter zur Welt. Die Familie hat Mainz zum Lebensmittelpunkt gemacht – eine gute Basis für einen gelun- genen Ausgleich zwischen Arbeit und Familienleben. Die praktische Nähe zum Untersuchungsgegenstand, dem Menschen, bewegt den Psychologen Rigotti in der Lehre wie in der Universitätsforschung, aber auch außeruniversitär. Seit zwei Jahren ist der 45-Jährige Sprecher der Fachgruppe Ar- beits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie in der Deut- schen Gesellschaft für Psychologie (DGPs). In der Fachgruppe wollen die AOW-Psychologen einerseits die Bedeutung ihres Know-hows für Zusammenhänge zwischen Individuen und Arbeitskontexten öffentlich bekannter machen, damit z. B. psychische Belastungen bei der Gefährdungsbeurteilung evi- denzbasiert ermittelt werden können. Andererseits stellen sie wissenschaftlich wirtschaftspsychologische Fragestellungen zum Verhalten und Erleben der Menschen in den Zusammen- hang zu ihren Rollen als Konsument oder Steuerzahler, Ar- beitnehmer oder Bewerber. Kopplung von Feld- und Laborforschung Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist Rigotti hier wie auch als stellvertretender Sprecher der Gutenberg- Akademie ein wichtiges Anliegen. Zudem ist Professor Rigotti seit 2016 Teil einer interdisziplinären Forschergruppe, die als Deutsches Resilienz Zentrum 2014 zunächst an der Uni Mainz verortet, dann 2016 eine eigenständige medizinische Betriebs- einheit der Universitätsmedizin wurde und sich 2018 schließ- lich ausgründete. Seit Januar 2020 wird die Einrichtung unter demNamen Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) durch Bund und Länder gemeinsam gefördert. Thomas Rigotti setzt mit seiner Forschung im LIR neue Ak- zente zur Resilienz im Arbeitskontext. Drittmittelprojekte zur Resilienz befinden sich in der Akquisephase. Praxisnah unter- sucht er zurzeit mit zwei Promovierenden Themen rund um die Frage, wie Menschen mit Belastungen umgehen. In einer Arbeit werden Schulleitungen und Lehrerinnen und Lehrer zu Stressoren befragt – vom Schülerlärm über Elternanforde- rungen bis zu Konflikten im Kollegium. Ziel ist es, Aspekte einer gesundheitsfördernden Führung herauszuarbeiten. Zum anderen sind Behördenmitarbeiter eine Klientel, die zu wiederholten Terminen zu Stresssituationen befragt und im Labor untersucht werden. Ihre Selbsteinschätzung und die medizinisch messbaren Werte wie Herzrasen bei Bewerbung und Vorstellung oder bei Matheaufgaben lassen Schlüsse auf die Stressresistenz zu. „Hier ist es besonders spannend, Feld- forschung und Labortests zu koppeln“, sagt Arbeitsgruppen- leiter Rigotti. „Denn so finden wir heraus, ob und wie man Stresssituationen im Arbeitsleben üben kann.“
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