PERSONALquarterly 4/2020
49 04/20 PERSONALquarterly SERVICE _READER‘S DIGEST Mortalität im Management und prosoziales Verhalten Guoli Chen, Craig Crossland, Sterling Huang : That Could Have Been Me: Director Deaths, CEO Mortality Salience, and Corpo- rate Prosocial Behavior. Management Science. Advance online publication (2019) https://doi.org/10.1287/mnsc.2019.3348. Unternehmen mit einer Kontrollgruppe, die ähnliche Charak- teristiken aufweisen (z. B. Firmenerfolg, Firmengröße, durch- schnittliches Direktorenalter). Alle Hypothesen können nach der Kontrolle von Firmen und Industrievariablen bestätigt werden. Die Autoren zeigen, dass durch externe Umstände die Priorisierung von Unterneh- mensstrategien beeinflusst werden kann, und zwar in einer spezifischen Domain: den CSR-Aktivitäten. Während frühere Studien Alternativerklärungen für steigende CSR-Aktivitäten durch das Studiendesign nicht vollständig ausschließen kön- nen, ermöglicht der quasi-exogene Ansatz den Ausschluss von alternativen Erklärungen (z. B. erfolgreiche Unternehmen engagieren sich vermehrt in CSR). Die Betonung und Sicht- barmachung menschlicher Sterblichkeit gegenüber Unterneh- menslenkern könnte daher ein effektives Mittel sein, um die Identifikation mit Mitmenschen zu steigern („Das könnte ich gewesen sein“) und demnach prosoziales Verhalten zu stei- gern. Auch könnten andere persönliche negative und positive Umstände im privaten Umfeld (z. B. die Geburt eines Kindes des Vorstands) Einfluss auf die die strategische Priorisierung und Allokation von Unternehmensentscheidungen haben. Besprochen von Johannes Brunzel , Lehrstuhl für Organisation und Führung, Technische Universität Braunschweig H R-Praktiker und Corporate-Governance-Experten sind seit jeher daran interessiert, Maßnahmen zu finden, die prosoziales Verhalten der Mitarbeiten- den, vor allem des Top-Managements, stimulieren. Kann die wahrgenommene Mortalität im Management einen Einfluss auf prosoziale Unternehmensstrategien ausüben? Die Autoren Chen, Crossland und Huang gehen dieser Frage nach. Kaum eine Erfahrung ist für Menschen traumatischer als der Tod. Mortalität, das Bewusstsein der Unumgänglichkeit des Todes und der eigenen Sterblichkeit ist eine über Kulturen, Nationen und Religionen hinweg oft beschriebene, machtvolle und traumatische menschliche Erfahrung. Die Autoren hypo- thesieren, dass Traumata individuelle, höher gelagerte Wer- tesysteme herausfordern und hinterfragen. Als Konsequenz solcher Erfahrungen engagieren sich Individuen vermehrt in Selbstreflexion, hinterfragen die Allokation von Zeit und anderen Ressourcen und bevorzugen vermehrt kooperatives Verhalten. Eine Folge der veränderten Denkweise könnte eine höhere Betonung von prosozialem Verhalten sein. Nach den Autoren könnte das Bedürfnis, anderen Individuen zu helfen, persönliche Beziehungen zu verstärken und der Gesellschaft einen höhen Beitrag zukommenzulassen, wachsen. Der Direktortod des Aufsichtsrats in der gleichen Firma („peer death“) führt zum Bewusstsein des eigenen Todes und als Folge zu höheren finanziellen Allokationen hinsichtlich Corporate Social Responsibility (CSR). Verstärkt wird diese hy- pothetische positive Beziehung von zwei Rahmenbedingungen: 1) Wenn der Tod des Direktors innerhalb der Beschäftigungs- dauer (tenure) des Vorstandvorsitzenden fällt. 2) Wenn der Tod des Direktors unmittelbar und ohne Vorauswarnung geschieht (z. B. durch Herzinfarkt). Beide Argumente beziehen sich auf die Unmittelbarkeit des Todes und verstärken nach den Auto- ren das Bedürfnis des Vorstandsvorsitzenden nach proaktivem Verhalten. Die Autoren überprüfen das Modell, indem sie in Daten- banken und Geschäftsberichten nach Stichwörtern und Sy- nonymen von 755 Todesfällen (z. B.,„verstorben“, „Tod“, „von uns gegangen“) in Bezug auf den Direktor (z. B. „Direktor“) in öffentlichen Firmen zwischen 1999 und 2013 identifizieren. Zudem analysieren die Autoren inhaltsanalytisch die Grün- de für das Ableben der Direktoren. Dann vergleichen sie die Folgende internationale Zeitschriften verfolgen wir für Sie regelmäßig: 3 Academy of Management Journal 3 American Economic Review 3 Human Resource Management 3 Human Resource Management Review 3 Journal of Applied Psychology 3 Journal of Labor Economics 3 Journal of Organizational Behavior 3 Journal of International Business Studies 3 Journal of Political Economy 3 Management Science 3 Personnel Psychology 3 Quarterly Journal of Economics 3 Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie Unser Rezensenten-Team wird darüber hinaus an dieser Stelle auch richtungsweisende Veröffentlichungen aus weiteren Publikationen darstellen. Neues aus Top-Journals
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