PERSONALquarterly 4/2020
40 SCHWERPUNKT _INTRAPRENEURSHIP PERSONALquarterly 04/20 der bereits beschäftigten Mehrheit und potenzielle Verände- rungsanstöße werden weder geäußert noch initiiert oder mit- getragen. Wo digitale Transformation gewünscht ist, müssen auch Veränderungen erwünscht sein. Ohne eine wiederholte informative Kommunikation seitens der Unternehmensleitung über die Digitalisierungsstrategie und Führungskräfte, die neue Mitarbeiter über die Anforderungen an sie informieren, wird sich dieser Wandel wohl kaum bewerkstelligen lassen. Selbstverständlich müssen auch gerade jene Mitarbeiter sys tematisch mitgenommen werden, die bereits im Unternehmen sind. Dabei sollte dem Dreiklang „Informieren – Trainieren – Evaluieren“ gefolgt werden. Ein Ansatz kann hier sein, zuerst jene Mitarbeiter zu betreuen, die Vorbildfunktionen als Füh- rungskraft oder Prozessverantwortliche haben. Diese können als Multiplikatoren dienen und damit die meist große unent- schiedene Masse der Kollegen mitnehmen. Unter Informieren ist zu verstehen, dass digitale Transfor- mation nicht nur ein Schlagwort in der recht abstrakt formu- lierten und langfristig angelegten Unternehmensstrategie und dem Employer Branding ist, sondern die Ziele, einzelnen Schritte und Auswirkungen der unternehmenseigenen Di- gitalisierungsstrategie heruntergebrochen und fortlaufend kommuniziert werden. Hier sind Unternehmensleitung und Führungskräfte ebenso gefragt wie Prozesseigner. Wie bereits erwähnt, lassen sich Defizite in den Digitalisierungskompe- tenzen, also dem Können, durch Trainings und Schulungs- maßnahmen ausgleichen. Durch diese Maßnahmen können eventuell sogar bislang verborgene Potenziale gehoben wer- den. Allerdings ist dabei auch zu berücksichtigen, dass ein robustes Prozessverständnis und Softwarewissen nicht nur bedeuten, zu wissen, wie Prozesse und Software zu handha- ben sind, sondern auch die implementierte Logik dahinter zu kennen – eigentlich keine neuen Themen, bei denen Mitarbei- ter jedoch immer noch verbreitet Defizite haben. Wenn Mitarbeiter dann noch immer nicht mitziehen, es also amWollen mangelt, steckt häufig Angst vor Digitalisierung da- hinter. Daher gilt es im ersten Schritt herauszufinden, welche Befürchtungen und Ängste unter den Mitarbeitern verbreitet sind. Diese Ängste beziehen sich auf Abstraktes. Viele Mitar- beiter können sich die Veränderungen ihres Arbeitsbereichs durch digitale Lösungen nur schwer vorstellen. Die bereits an- gesprochenen Multiplikatoren sollten dann in eine zielgrup- pengerechte Kommunikation eingebunden werden und so den digitalen Veränderungen ein Gesicht geben. Damit können sich Mitarbeiter an diesen Personen orientieren und lernen zu ver- trauen, dass Veränderungen machbar und sogar sinnvoll sind. Die Evaluation der Digitalisierungseinstellung der Mitarbeiter ist auch nach ersten erfolgreich umgesetzten Projekten noch immer vorzunehmen. Auch dann muss vermieden werden, dass ein fortschreitendes Gefühl der „Zwangsdigitalisierung“ zu Unverständnis, Konfusion oder gar Ablehnung, Vorsicht und in Konsequenz Angst führt. Darüber hinaus sollten Be- denken und Ängste auch immer im Kontext weiterer psycholo- gischer Variablen gesehen werden. Erste Arbeiten zeigen z. B., dass die Medienpräferenz, also bspw. die Frage, ob Personen lieber das persönliche Gespräch oder eine Kommunikation via E-Mail bevorzugen, von Persönlichkeitsmerkmalen wie etwa Extraversion oder emotionaler Stabilität abhängen (Hertel et al., 2008). Und die Akzeptanz und Nutzung von Management- Informationssystemen hängt maßgeblich vom Vertrauen der vorgesehenen Nutzer in die fehlerfreie Funktionsweise des Systems und demGefühl, durch den Einsatz des Systems kaum Einschränkungen zu unterliegen, ab (Meeßen et al., 2020). Wichtig ist immer im Kopf zu behalten: Alle diese Maßnah- men brauchen Zeit. Aufgabe zukunftsgerichteter Personalar- beit ist es dabei, nicht nur Kompetenzen zu erkennen und zu entwickeln, sondern über eine enge Kommunikation mit den Mitarbeitern die digitale Transformation zu begleiten und da- mit frühzeitig Ängste identifizieren und reduzieren zu können.
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