PERSONALquarterly 4/2020
34 SCHWERPUNKT _INTRAPRENEURSHIP PERSONALquarterly 04/20 S chon seit längerem werden mehr und mehr Lebens- bereiche von digitalen Lösungen durchdrungen – ei- ne Entwicklung, die durch die aktuelle Corona-Krise bzw. ihre Auswirkungen sowohl im Privatleben als auch am Arbeitsplatz (z. B. bezüglich Zwangsdigitalisierung in Familienunternehmen als Covid-Folge, Kraus et al., 2020) noch einmal abrupt beschleunigt wird. Digitalisierung ist dabei ein abstraktes Phänomen, das Technologien, Gegenstände und Software beinhaltet und Inhalte, Prozesse, Geschäftsmodelle, Denkprozesse und menschliche Beziehungen verändert (An- toni/Syrek, 2017; Kraus et al., 2019). Diese Veränderungen vollziehen sich sowohl auf gesellschaftlicher Ebene, in Grup- pen und Unternehmen als auch auf individueller Ebene. Je nach Interaktionshäufigkeit und -intensität eines Individuums Sand im Getriebe: Wie Digitality Concerns digitale Prozesse behindern Von Dr. Dr. Carolin Palmer (Justus-Liebig-Universität Gießen), Prof. Dr. Michael Leyer (Universität Rostock) und Assistant Prof. Dr. Johanna Gast (Montpellier Business School) mit anderen Individuen, am Arbeitsplatz oder Angeboten von Unternehmen, sind daher einige Lebensbereiche und manche Personen mehr als andere betroffen. Die Vielzahl von Verände- rungen in der persönlichen Lebenswelt durch Digitalisierung ist einer fortlaufenden Dynamik unterworfen. Ein wesentlicher Trend, der sich dabei feststellen lässt, ist vor allem, dass sich die bisher gekannten Grenzen zwischen Privatheit und Arbeitsplatz nicht lediglich verschieben, sondern auch zunehmend verschwimmen. Den Einzelnen befähigt die digitale Revolution nicht nur dazu, seine Arbeit flexibler und informierter zu gestalten (z. B. im Homeoffice oder als Click- worker), sondern stellt ihn zudem vor einige kritische Heraus- forderungen. Je dichter Job und Privatleben etwa durch den Gebrauch von Smartphones, Tablets und anderen Portables ver- Quelle: Korunka/Hoonakker (2014), S. 208; eigene Übersetzung. Ebene Herausforderungen Mögliche positive Ergebnisse Mögliche negative Ergebnisse Individuelles Level • Bedarf an IKT-bezogenen Kompetenzen • Adäquate Erholung von der Arbeit • Erreichen einer persönlichen Arbeits-Alters-Balance • Verfügbarkeit und leichter Zugang zu einer breiten Palette von Informationen • mehr Unabhängigkeit durch bessere Information • Techno-Belastung • Techno-Abhängigkeit • Entfremdung Job • Arbeitsintensivierung • Arbeitsunterbrechungen • Mangel an Training • Frustration aufgrund technischer Probleme • Mehr und besseres Feedback • Viele neue Lernmöglichkeiten • Burn-out Organisation • „Überkontrolle“ • Bedürfnis, Vertrauen zu entwickeln • Permanente Adaptionsbedürfnisse • Bessere Servicequalität • Kostenreduktionen • IKT-Abhängigkeit: komplexe Abhän- gigkeiten zwischen Subsystemen von Organisationen Arbeitsfamilie • Adäquates Telearbeits-Design • Gesteigerte Produktivität • Mehr „Quality Time“ • Weniger Privatsphäre Gesellschaft und spezifische Risiko- gruppen • Bedarf an neuen Formen des Lernens • Entwicklung von Möglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen • Überbrückung von Entfernungen • Inklusion aller Minoritätsgruppen • IKT-Abhängigkeit Abb. 1: Beispiele für Herausforderungen und mögliche positive und negative Ergebnisse im Zusammenhang mit IKT
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