PERSONALquarterly 4/2020

23 04/20 PERSONALquarterly in den Briefen an die Aktionäre wurde abgeleitet, wie stark ein Unternehmen unternehmerisch ausgerichtet ist. Die Hybris von CEOs konnte mithilfe der Verhaltensanaly- se, wann CEOs Aktienoptionen ausführen, ermittelt werden (Campbell et al., 2011). Selbstbewusste Manager beschäftigen sich gern mit schwie- rigen Aufgaben, diese Aufgaben sind nicht nur anspruchsvoller sondern auch riskanter. Dadurch erfordern diese Aufgaben ein stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein, um dieses höhere Risiko einzugehen. Unternehmertum erfordert es, sich mit un- sicheren und riskanten Gegebenheiten wohl zu fühlen und Entscheidungen zu treffen. So trägt Hybris dazu bei, dass Ent- scheidungen schneller und pragmatischer getroffen werden, anstatt auf detaillierte Analysen zur Untermauerung einer Ent- scheidung zu warten. Geschwindigkeit ist ein Wettbewerbs- vorteil gegenüber Konkurrenten, neue Ideen werden nicht nur schneller ausprobiert, sie kommen auch zügiger in den Markt, was sich auf den Umsatz auswirkt. CEOs mit gering ausge- prägtem Selbstbewusstsein verwenden tendenziell mehr Zeit auf Analysen (z. B. Marktanalyse) und Abstimmung. In einer Innovationssituation gehen Unternehmen so zwar ein gerin- geres Risiko ein, sie verlieren aber auch wertvolle Zeit. Top-Manager mit einer gesunden Portion Hybris versprü- hen Optimismus, sind visionär und überzeugend. Dies kann sich positiv auf die Mitarbeiter eines Unternehmens auswir- ken. Mitarbeiter werden in diesem Umfeld ermutigt, neue Lö- sungen zu entwickeln und verlieren die Angst vor „falschen“ Entscheidungen. Dies ist ein guter Nährboden für CE. Hat der CEO allerdings ein gering ausgeprägtes Selbstbewusstsein und strahlt Unsicherheit und Angst vor Fehlern aus, wirkt sich dies gleichermaßen auf die Mitarbeiter aus. Diese übernehmen das vorsichtige und dadurch langsamere Agieren des Vorgesetz- ten – das Silicon-Valley-Ideal „fail fast and fail often“ ist so nur schwer zu erreichen. Daher kann es für Unternehmen von Vorteil sein, CEOs mit stark ausgeprägtem Selbstbewusstsein für CE einzusetzen. Die Ergebnisse aus Studie 1 weisen allerdings auch darauf hin, dass es einen Sättigungspunkt bei der Persönlichkeits- eigenschaft Hybris gibt – denn zu viel Selbstvertrauen kann bei CEOs zu einer verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit führen und dadurch sogar nachteilig sein. Anders ausgedrückt, hat Hybris einen abnehmenden Grenznutzen. Im Extremfall ei- ner sehr stark ausgeprägten Hybris ist zu erwarten, dass CEOs Entscheidungen komplett ohne interne Abstimmungen treffen, kritische Informationen übersehen oder Mitarbeiter von zu vie- len neuen Ideen und Chancen überfordert sind. Studie 2 Narzissmus: Der Begriff Narzissmus geht auf die griechische Mythologie zurück, als Narziss sich in sein eigenes Spiegelbild in einem Teich verliebte und als Folge seiner großen Selbstliebe ertrank. Narzissmus geht über Hybris hinaus, es beschreibt ein be- sonders stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein bis hin zur Ei- telkeit. Diese Persönlichkeitseigenschaft ergibt sich aus einer Kombination genetischer Faktoren und frühkindlicher Erfah- rung (Campbell et al., 2002). Narzissten erwarten konstant Aufmerksamkeit und Bewunderung und stehen gerne im Mit- telpunkt. Studie 2 (Engelen et al., 2016) analysiert empirisch den Ein- fluss von Narzissmus auf den Zusammenhang zwischen CE und der Unternehmensperformance mithilfe eines Datensatzes von 41 CEOs in US-Unternehmen. Narzissmus von CEOs kann durch eine Kombination aus unterschiedlichen Faktoren ge- messen werden (Chatterjee/Hambrick, 2007): Größe des Fotos im Jahresabschluss, Häufigkeit der Erwähnung in Pressemit- teilungen, Höhe des Einkommens (relativ zum am zweitbesten bezahlten Executive im Unternehmen), Nutzung des ersten Personalpronomens in Interviews (z. B. „ich“, „mein“). Die Ergebnisse von Studie 2 in Abbildung 2 zeigen: Wenn CEOs narzisstisch sind, verschlechtert dies den positiven Zusammenhang zwischen CE und der Unternehmensperfor- mance (gemessen durch Tobin‘s Q). Allerdings wird bei einem bestimmten Marktumfeld, einer hohen Marktkonzentration oder einer hoher Marktdynamik dieser Effekt umgedreht (vgl. Abb. 3). Das heißt, narzisstische CEOs verstärken dann den positiven Einfluss von CE auf die Unternehmensperformance (Drei-Wege-Interaktion). Für narzisstische CEOs ist es wichtig, im Mittelpunkt zu stehen und Aufmerksamkeit zu erlangen. Dies kann insbeson- dere durch neue und originelle Entscheidungen gesichert wer- ABSTRACT Forschungsfrage: Welchen Einfluss haben Hybris und Narzissmus in der Person der CEOs auf Corporate Entrepreneurship in etablierten Unternehmen? Methodik: Zwei empirische, sekundärdatenbasierte Studien von CEOs in US-amerikanischen S&P 500 Unternehmen 2005-2007 Praktische Implikationen: Es wird deutlich, dass Hybris und unter bestimmten Umständen auch Narzissmus Corporate Entrepreneurship bzw. den darauffolgenden Unternehmenserfolg positiv beeinflussen können. Die CEO-Persönlichkeit sollte bei der Auswahl von CEOs in Unter- nehmen mit bestimmten Marktbedingungen berücksichtigt werden.

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