PERSONALquarterly 4/2020

PERSONALquarterly 04/20 16 SCHWERPUNKT _INTRAPRENEURSHIP M itunternehmertum bezeichnet unternehme- risches Verhalten von Mitarbeitern. Es wird auch als Intrapreneurship bezeichnet. Mitunterneh- mer bleiben Angestellte eines bereits bestehen- den Unternehmens. Sie setzen dort neue Geschäftsideen bzw. Innovationen um (Parker, 2011, S. 19). Dabei können sie am Eigenkapital dieses Unternehmens beteiligt sein oder nicht. Mitunternehmertum hilft bestehenden Unternehmen, inno- vativer zu werden, neue Geschäftsfelder zu erschließen und organisatorischen Wandel umzusetzen. Der Grundgedanke besteht darin, dass die Mitarbeiter nicht auf Anweisungen von Führungskräften warten, sondern von sich aus aktiv werden, um aus unerfüllten Kundenbedürfnissen oder aus verfügbaren Technologien heraus neue Geschäftsideen für das Unterneh- men zu generieren (Antoncic/Hisrich, 2003, S. 9). Mitunternehmertum kann auf allen Hierarchieebenen statt- finden. Die Möglichkeiten zur Umsetzung von neuen Geschäfts- ideen sind oft besser für leitende oder sogar geschäftsführende Angestellte, die wir im Folgenden (geschlechtsneutral) als Ma- nager bezeichnen werden. Vorschläge für neue Geschäftsideen und Innovationsanregungen kommen aber häufig auch von Mitarbeitern unterer Hierarchieebenen, die in engem Kontakt mit Kunden oder neuen Technologien stehen. Das mittlere Management hat dann die Aufgabe, von Mitarbeitern vorge- schlagene Ideen weiterzuentwickeln und die Ressourcen zur Realisierung bereitzustellen. Die grundlegende Annahme aller Theorien des Intrapre- neurship lautet, dass unternehmerisches Verhalten von Mitarbeitern das Innovationsvermögen und damit den Unter- nehmenserfolg fördert. Es sollte daher von der Unternehmens- leitung personalwirtschaftlich und organisatorisch unterstützt werden. Empirische Erkenntnisse über die Praxis der Förde- rung des Mitunternehmertums in Großunternehmen liegen bisher jedoch nur vereinzelt vor (vgl. Zahra/Covin, 1995; Lump- kin/Dess, 1996; Parker, 2011, S. 21.). Merkmale von Mitunternehmertum und Intrapreneurship Auf der Ebene einer Organisation wird unternehmerisches Ver- halten bzw. „entrepreneurial orientation“ durch die Dimensi- onen Autonomie, Innovativität, Risikoübernahme, Proaktivität Mitarbeiter als Mitunternehmer – Instrumente zur Förderung des Intrapreneurship Von Prof. Dr. Peter Witt (Bergische Universität Wuppertal) sowie aggressives Verhalten gegenüber Wettbewerbern gemes- sen (Lumpkin/Dess, 1996). Die Dimension Autonomie bezieht sich darauf, inwieweit Organisationsmitglieder (einzelne Mit- arbeiter oder Teams) das Recht und die Möglichkeit haben, eine Geschäftsidee eigenverantwortlich zu entwickeln und um- zusetzen. Innovativität bedeutet, dass sich eine Organisation bemüht, neue Produkte bzw. Dienstleistungen, neue Verfahren und neue Geschäftsmodelle zu realisieren. Risikoübernahme beschreibt die Bereitschaft einer Organisation, trotz beste- hender Unsicherheit Projekte zu bewilligen und dann auch entsprechende Ressourcen für deren Umsetzung bereitzustel- len. Die Dimension Proaktivität bezeichnet die Fähigkeit, zu- künftige Kundenbedürfnisse zu antizipieren und rechtzeitig Änderungen der technologischen Möglichkeiten zu erkennen. Die Dimension aggressives Verhalten gegenüber Wettbewer- bern steht schließlich für die Neigung eines Unternehmens, seine Wettbewerber direkt und intensiv herauszufordern, z. B. durch Preissenkungen oder durch juristische Maßnahmen wie Patentverletzungsklagen. Zwischen der unternehmerischen Orientierung einer Orga- nisation und dem unternehmerischen Verhalten einzelner Mit- arbeiter gibt es klare Parallelen. Intrapreneurship beinhaltet das individuelle Abweichen von bestehenden Arbeitsabläufen und das Verfolgen von neuen Geschäftsideen. Mitunternehmer bzw. Intrapreneure zeigen Innovationsstreben, Risikobereit- schaft und Proaktivität (vgl. Ma et al., 2016, S. 117). Sie sind neu- gierig, suchen von sich aus nach innovativen Geschäftsideen, auch außerhalb der bisherigen Aktivitäten des Arbeitgebers, und zeigen eine gewisse Bereitschaft, bestehende Abläufe so- wie Regeln zu umgehen. Sie verhalten sich möglicherweise auch aggressiv gegenüber Vorgesetzten und Kollegen, die sich ihren Geschäftsideen in den Weg stellen (Parker, 2011, S. 19; Antoncic/Hisrich, 2003, S. 9-10). Mit solchen Verhaltenswei- sen gehen Intrapreneure natürlich potenzielle Karriererisiken ein. Ihnen drohen bei Fehlschlägen und Regelverletzungen Sanktionen des Arbeitgebers bis hin zur Entlassung. Individuelle Handlungsautonomie ist eine wesentliche Voraussetzung unternehmerischen Verhaltens. Sie umfasst Entscheidungsbefugnisse, frei verfügbare Zeit und Zugriffs- möglichkeiten auf betriebliche Ressourcen, die dann abseits

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