PERSONAL quarterly 1/2020

38 NEUE FORSCHUNG _EIGNUNGSDIAGNOSTIK PERSONALquarterly 01/20 1 2 3 4 5 verteilt. Bei der Befragung wurden den Teilnehmenden kurze Beschreibungen von eignungsdiagnostischen Instrumenten vorgelegt (vgl. Abb. 1). Die Teilnehmenden an Studie 1 wurden gebeten, auf einer Skala von 1 – 5 einzustufen, inwiefern sie (a) dieses Instrument im Rahmen eines Auswahlverfahrens bearbeiten würden und (b) inwiefern sie dieses Instrument noch vor der eigentlichen Bewerbung auf eine Position bear- beiten würden, um eine unverbindliche Rückmeldung zu ihrer Passung auf die Position zu erhalten. Dabei wurden die Instru- mente in zufälliger Abfolge präsentiert, um Reihenfolgeeffekte auszugleichen. Die Teilnehmenden an Studie 2 sollten einstu- fen, inwiefern sie persönlich die genannten eignungsdiagnos- tischen Instrumente einsetzen würden. Ergebnisse Frage 1: Wie akzeptiert sind die neuen Instrumente der Eignungs- diagnostik im Vergleich zu den klassischen Instrumenten? Das persönliche Interview, gefolgt von der Arbeitsprobe, sind die beliebtesten Auswahlinstrumente bei den Bewerbenden. Unter den neuen Verfahren der Personalauswahl schneidet das Online-Persönlichkeitsinventar am besten ab. Am wenigsten beliebt ist die automatische Sprach- und Stimmanalyse. Frage 2: Welchen Einfluss hat Selbst- und Fremdselektion auf die Präferenz der Instrumente? Wie aus Abbildung 3 ersichtlich ist, erfahren die einzelnen Instrumente eine signifikant höhere Präferenz, wenn sie als Selbsttest eingesetzt werden und geringere, wenn sie als Aus- wahlinstrument genutzt werden. Eine Ausnahme bildet das persönliche Interview, welches sich als Auswahlinstrument ei- ner höheren Beliebtheit erfreut. Bei den Instrumenten Assess- ment Center, Arbeitsprobe und zeitversetztes Videointerview sind die Unterschiede nicht signifikant. Frage 3: Welchen Einfluss haben Zielgruppenmerkmale auf die Präferenz der Instrumente? Zur Analyse der Präferenzen potenzieller Zielgruppen wur- den die Merkmale Alter, Geschlecht (weiblich und männlich) und Beschäftigung (hier: Arbeitnehmende und Studierende) untersucht. Für das Alter wurden Zusammenhänge mit Präfe- renzen, für die Variablen Geschlecht und Beschäftigung wur- den Unterschiede der Präferenzen zwischen den genannten Gruppen untersucht. Alter: Insgesamt finden sich keine statistisch bedeutsamen Zu- sammenhänge zwischen Alter und der Präferenz für eignungs- diagnostische Instrumente. Ein geringer signifikant negativer Zusammenhang besteht mit der Präferenz für Online-Persön- lichkeitstests im Selbsttest. Das heißt, mit steigendem Alter sinkt die Präferenz für Online-Persönlichkeitstests im Selbsttest. Geschlechtsunterschiede: Befragte männlichen Geschlechts zeigen signifikant leicht höhere Präferenzen für Game-Based- Assessments in Selbst- und Fremdselektion. Befragte weib- lichen Geschlechts zeigen signifikant leicht höhere Präferenzen für Online-Persönlichkeitsinventare in Selbst- und Fremdselek- tion sowie für Papier-Bleistift-Persönlichkeitsinventare und die autonome Lebenslaufanalyse in der Selbstselektion. Unterschiede zwischen den Studierenden und Arbeitnehmenden: Im Hinblick auf die Präferenz von eignungsdiagnostischen Instrumenten als Selbsttest zeigten die Studierenden eine statistisch bedeutsame höhere Präferenz für die autonome Lebenslaufanalyse und das Online-Persönlichkeitsinventar. Im Hinblick auf die Präferenz von eignungsdiagnostischen Instrumenten für die Personalauswahl haben Studierende ei- ne stärkere Präferenz als Arbeitnehmende für Interview und Assessment Center. Frage 4: Welche Unterschiede bestehen zwischen Personalver- antwortlichen und Bewerbenden? Aus Abbildung 4 ist ersichtlich, dass die mit der Personal- auswahl beschäftigten Personen eine sehr ähnliche Meinung zu den eignungsdiagnostischen Instrumenten haben wie die Bewerbenden. Auch hier zeigt sich eine deutliche Präferenz für Interviewverfahren und Arbeitsproben, während auch in Abb. 2: Präferenzen für Personalauswahlinstrumente bei Bewerbenden 2,86 Quelle: Eigene Darstellung Papier-Bleistift- Intelligenztest 3,00 Papier-Bleistift- Persönlichkeitsinventar 4,17 Persönliches Interview 3,20 Assessment Center 3,75 Arbeitsprobe 2,67 Autonome Lebenslaufanalyse 2,95 Online-Intelligenztest 3,12 Online-Persönlichkeits­ inventar 2,54 Zeitversetzte Video- Interviews 1,98 Automatische Sprach- und Stimmanalyse 2,81 Game-Based-Assessment Präferenz (1 = niedrig, 5 = hoch); N = 424

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==