PERSONAL quarterly 1/2020
24 PERSONALquarterly 01/20 SCHWERPUNKT _FREIWILLIGENARBEIT Neben derartigen direkten Effekten von EV auf die Arbeitge- berattraktivität sind zudem indirekte Effekte denkbar. Diese liegen darin begründet, dass Bewerber noch nicht zuverlässig einschätzen können, wie attraktiv ein potenziell zukünftiger Arbeitgeber wirklich ist. Daher kommt es aus Unternehmens- sicht darauf an, genau diesen Aspekt zu signalisieren. Bspw. kann EV Autonomie sowie geringere Rollenkonflikte zwischen Arbeits- und Privatleben signalisieren. Von diesen Signal wirkungen können Bewerber anschließend ebenfalls auf eine gesteigerte Arbeitgeberattraktivität schließen. Autonomie meint das Ausmaß, in dem eine berufliche Tätig- keit Freiheit, Unabhängigkeit und Ermessensspielraum zur Ar- beitseinteilung, Entscheidungsfindung und Methodenauswahl erlaubt. Am relevantesten im Kontext dieser Untersuchung ist die Planungsautonomie. Sie steht für die Freiheit in der Arbeitseinteilung. In einen Rollenkonflikt geraten Individuen, wenn unter- schiedliche Bezugsgruppen (z. B. Arbeitgeber und Familie) schwer oder nicht miteinander vereinbare Erwartungen an sie richten. Die wissenschaftliche Literatur setzt sich diesbezüg- lich schwerpunktmäßig mit zeitbasierten Konflikten auseinan- der. Diese nehmen an, dass zeitliche Anforderungen in einem Lebensbereich verhindern, den Anforderungen aus anderen Kontexten nachzukommen. Operationalisierung in zwei empirischen Studien Erste allgemeine empirische Evidenz für eine positive Wir- kung von EV auf Arbeitgeberattraktivität liegt in Form von zwei US-amerikanischen Publikationen (Jones et al., 2014; 2016) bereits vor. In Erweiterung dieser unterscheiden die beiden im Folgenden näher beschriebenen Studien nach ver- schiedenen Arten und Ausprägungen von EV auf der Basis von Abbildung 1. Konkret wird auf unterschiedliche Ausprä- gungen zeitlicher und organisatorischer Unterstützung Be- zug genommen. EV wird demnach durch die Variablen „EV Zeit“, „EV Termin“ und „EV Ort“ unterschieden. Dabei steht EV Zeit für die Unterscheidung, ob ein Engagement während der Freizeit oder mindestens teilweise während der Arbeitszeit stattfindet. Die Relevanz dessen wird sehr gut daran deut- lich, dass Zeitmangel den wichtigsten Grund darstellt, warum sich Arbeitnehmer nicht engagieren. Hintergrund sind häufig noch zu verrichtende sonstige Aufgaben am Arbeitsplatz. EV Termin beleuchtet, ob die Termine, zu denen EV stattfindet, vom Arbeitgeber vorgegeben sind, oder ob Arbeitnehmer frei entscheiden können, wann sie einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen. Schließlich differenziert EV Ort, ob EV bei gemein- nützigen Organisationen stattfindet, die vom Arbeitgeber vor- gegeben werden, oder ob Angestellte frei entscheiden können, wo sie sich engagieren. Abbildung 2 fasst alle vermuteten Zusammenhänge noch einmal in grafischer Form zusammen. Um die positiven und negativen Variablenbeziehungen aufzuzeigen, wurden die Ausprägungen der unabhängigen Variablen numerisch ko- diert. Z. B. würde ein positiver Effekt für die Beziehung von EV Termin auf Planungsautonomie am Arbeitsplatz bedeuten, dass ein vom Arbeitnehmer ausgewählter Termin zu einem hö- heren Ausmaß an Planungsautonomie am Arbeitsplatz führen würde als ein vom Arbeitgeber bestimmter Termin. Quelle: Knappstein, 2019 Abb. 2: Forschungsmodell Planungsautonomie am Arbeitsplatz + + Arbeitgeber attraktivität EV Zeit: Freizeit (1) vs. Arbeitszeit (2) EV Termin: durch Arbeitgeber (1) vs. durch Arbeitnehmer (2) EV Ort: durch Arbeitgeber (1) vs. durch Arbeitnehmer (2) Rollenkonflikte zwischen Arbeits- und Privatleben + – –
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