PERSONALquarterly 4/2019
60 ESSENTIALS _REZENSIONEN PERSONALquarterly 04/19 Versuch’s mal mit ... Musik am Arbeitsplatz Karen Landay (University of Alabama) & Peter D. Harms (University of Alabama): Whistle while you work? A review of the effects of music in the workplace. Human Resource Ma- nagement Review, Volume 29, Issue 3, September 2019, Pages 371-385. Für die organisationale Praxis verdeutlichen die Er- gebnisse, dass insbesondere die Faktoren der autonomen Auswahl von Musik am Arbeitsplatz sowie die Aufgabenkom- plexität einen moderierenden Einfluss auf die Aufgabener- füllung haben. So können HR-Manager die Vorgesetzten ermutigen, insbesondere bei routinemäßigen Aufgaben (z. B. E-Mails zu kontrollieren), Musik nicht nur zuzulassen, sondern auch zu fördern, sei es individuell oder in Arbeits- bereichen. Besprochen von Kian Malucha , Lehrstuhl International Busi- ness, Universität Paderborn S pitzensportler wie Usain Bolt und Michael Phelps tei- len nicht nur die Leidenschaft für den Sport – auch die Liebe zur Musik, insbesondere vor wichtigen sportlichen Ereignissen, eint sie. Die menschliche Faszination für Musik ist unbestritten und hat einen Ein- fluss auf Faktoren wie Stimmung und Emotionen. So wur- de kürzlich nachgewiesen, dass das Hören von Mozart die Hirnstromaktivitäten von Menschen beeinflussen kann. Ob- wohl die Wirkung von Musik bereits in verschiedenen For- schungsbereichen untersucht wurde, besteht nur begrenztes Wissen darüber, wie Musik die Performance oder das Lern- verhalten des Einzelnen am Arbeitsplatz beeinflusst. Dieser Thematik nehmen sich die beiden Autoren Landay und Harms an. Sie führen eine interdisziplinäre Überprü- fung der bestehenden Literatur über die Auswirkungen von Musik auf den Arbeitsplatz durch. Dabei stellen sie fest, dass die am häufigsten untersuchten arbeitsrelevanten Ergebnis- variablen die Aufgabenerfüllung, das freiwillige Verhalten am Arbeitsplatz (OCB) sowie die Erleichterung des Lernens (z. B. Trainings) betreffen. Das daraus entwickelte theore- tische Modell veranschaulicht, was heute über die Effekte von Musik am Arbeitsplatz bekannt ist. Anders als bisherige Studien zeigen die Ergebnisse, dass die Wirkung von Musik am Arbeitsplatz am ehesten als vermittelnde Wirkung erklärt werden kann. Das Hören von Musik beeinflusst also nicht direkt die genannten Ergeb- nisvariablen, sondern vielmehr indirekt. Der Effekt wird über die Stimmung und Emotionen des Einzelnen vermit- telt. Faktoren wie die Komplexität der Aufgabenstellung und die Entscheidung darüber, Musik zu hören bzw. sie auch selbst auszuwählen, moderieren das Verhältnis zwischen Musik, Stimmung und Emotionen. So wurde gezeigt, dass die Bereitschaft, Musik am Arbeitsplatz zu hören, sinkt, wenn die Komplexität der Aufgabenstellung zunimmt. Weiterhin argumentieren die Autoren, dass die Möglichkeit, die Musik selbst auszuwählen, zu positiven Emotionen führt, wohin- gegen mangelnde Auswahlmöglichkeiten Gegenteiliges zur Folge hat. Dementsprechend sind diese Moderatoren auch für den indirekten Effekt von Musik auf die genannten Er- gebnisvariablen relevant.
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