PERSONALquarterly 4/2019

44 PERSONALquarterly 04/19 NEUE FORSCHUNG _GESUNDHEITSMANAGEMENT es nötig, die Anzahl und Schwerpunkte der Merkmalsräume festzulegen (vgl. Kuckartz, 2010, S. 557). Für die Typenbildung wurden, basierend auf den Interviews, fünf Merkmalsräume herangezogen: Resilienz, emotionsorientiertes Coping, prob­ lemorientiertes Coping, soziales Coping und Coping in der Freizeit (Leisure Coping). Ergebnisse der empirischen Studie Aus der Studie ergeben sich vier Typen: 1. Der Resiliente Individuen dieser Gruppe zeichnen sich insbesondere durch eine hohe Stressresistenz aus. Zwar geben die Befragten dieser Gruppe an, den gleichen Stressoren (z. B. Zeitdruck, Probleme mit Patienten und Angehörigen) wie die anderen Gruppen aus- gesetzt zu sein, allerdings empfinden sie dabei selten oder sogar nie Stressreaktionen. „Also da muss ich halt sagen: Zeitdruck ist auf jeden Fall da, sage ich schon, aber ich kann damit ganz gut umgehen. Also ich fühle mich jetzt nicht erschlagen davon.“ (KP4, S. 4) Von Stressreaktionen erholen sich die Resilienten verhältnis- mäßig schnell. Dabei findet das Coping, wenn nötig, auf emoti- onsorientierter Ebene, z. B. durch eine positive Neubewertung, statt. Vereinzelt geben Teilnehmer dieser Gruppe an, proaktiv zu copen und bspw. angehende Probleme zu antizipieren und sich geistig darauf vorzubereiten oder bereits Handlungen durchzuführen, die das Problem gar nicht erst auftreten lassen. 2. Der Bewältigende Die diesem Typen zugeordneten Individuen nehmen Stress in- tensiver wahr und erfahren häufiger Stressreaktionen. Meist verfügt die Gruppe der Bewältigenden über eine größere Stress­ toleranz und hat gelernt, Stress in gewissem Maße zu ertragen. Im Hinblick auf verschiedene Stressoren kann diese Gruppe oft Lösungen entwickeln und geeignete Coping-Strategien fin- den. Häufig passen die Bewältigenden ihre Coping-Strategie an den Stressor an und können Stressreaktionen, wenn sie nicht problemorientiert beendet werden können, später emotions- orientiert bewältigen. Einige Befragte gaben an, Stress in der Dienstzeit zu bewältigen und Probleme auf der Arbeit zu lassen. „Also ich versuche das immer sehr auf der Arbeit zu lassen. […]. Wo ich mich ausgestempelt habe, bin ich echt so „Schranke runter, jetzt ist Arbeit vorbei“. Und dann versuche ich auch, da jetzt nicht drüber nachzudenken.“ (KP3, S. 11) Weiterhin beschäftigen sich die Befragten geistig mit Stress und reflektieren ihr eigenes Verhalten. Dadurch entwickeln sie ihre Fähigkeiten regelmäßig weiter. Individuen dieses Typs be- sitzen die Fähigkeit, sich an ihr Umfeld anzupassen und Stress schnell erfolgreich zu bewältigen. 3. Der Distanzierte Im Gegensatz zu den Bewältigenden und Resilienten gelingt es Teilnehmern, die diesem Typen zugeordnet werden, nicht, Stress an sich abprallen zu lassen oder sich von diesem schnell zu erholen. Daher wird versucht, Stressoren entgegenzuwir- ken und diese zu reduzieren. Die primäre Coping-Strategie ist problemorientiert-reaktiv und äußert sich bspw. in häufigeren Auseinandersetzungen mit Patienten oder im Reduzieren der eigenen Arbeitsqualität, um die wahrgenommenen Stressoren zu minimieren. „[…] Zum Beispiel die Körperpflege, da wurde dann statt eine komplette Ganzkörperwaschung einfach nur, jetzt mal im Volksmund, eine Katzenwäsche gemacht.“ (KP1, S. 11) Der Resiliente Der Bewältigende Der Distanzierte Der Vulnerable Resilienz hoch mittel mittel gering Problemorientiertes Coping gering (proaktiv) mittel (adaptiv) hoch (maladaptiv) mittel (aktiv) Emotionsorientiertes Coping gering (adaptiv) hoch (adaptiv) gering (aktiv) mittel (maladaptiv) Soziales Coping gering (neutral) mittel (neutral) hoch (adaptiv) hoch (maladaptiv) Leisure Coping gering (proaktiv) mittel (proaktiv) hoch (neutral) hoch (maladaptiv) Quelle: Eigene Darstellung Abb. 4: Übersicht der Typen

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