PERSONALquarterly 4/2019

41 04/19 PERSONALquarterly greifen, ziehen aber, bedingt durch den eigenen Coping-Stil, meist gleiche oder ähnliche Coping-Strategien heran. In der wissenschaftlichen Literatur existieren verschiedene Ansätze, Coping-Strategien zu klassifizieren: (1) Problemorientiertes vs. emotionsorientiertes Coping: Wäh- rend problemorientiertes Coping das Ziel hat, den Stres- sor zu beenden, zielt emotionsorientiertes Coping auf das Verändern der durch Stress herbeigeführten Emotionslage (vgl. Dewe/O‘Driscoll/Cooper, 2010, S. 41-42). (2) Approach vs. Avoidance Coping: Approach Coping beinhal- tet das Durchführen einer konkreten Gegenreaktion, wäh- rend Avoidance Coping das Ausweichen vor dem Stress beschreibt (vgl. Aldwin, 2007, S. 185). (3) Proaktives vs. reaktives Coping: Proaktives Coping hat das Ziel, Stress vorab entgegenzuwirken, während reaktives Coping nach einer Stressreaktion stattfindet (vgl. Aldwin, 2007, S. 120). Diese Klassifizierungen von Coping schließen sich nicht gegen- seitig aus. Vielmehr kann eine Coping-Strategie mehreren Di- mensionen zugeordnet werden und z. B. sowohl proaktiv als auch emotionsorientiert sein. Das parallele Anwenden mehre- rer (gegensätzlicher) Strategien ist möglich, das heißt, es kann bspw. eine emotionsorientierte Strategie in Kombination mit ei- ner problemorientierten Strategie angewandt werden. Neben den Ausprägungen, die eine Coping-Strategie aufweisen kann, wird der Kontext des Copings fokussiert. Mit Blick auf Arbeitsstress findet auch die Frage, wie Coping in der Freizeit stattfindet, zu- nehmend Interesse. Dies bezeichnet man als Leisure Coping (vgl. Dewe/Cooper, 2017, S. 152). Der Kontext verändert die Möglich- keiten des Copings. Problemorientiertes Coping ist bspw. in der Freizeit nur bedingt möglich, da die Stressoren ggf. erst während der Arbeit auftreten. Neben individuellen Coping-Strategien kön- nen Individuen kollektive Coping-Strategien verfolgen. Diese be- zeichnet man auch als soziales Coping (vgl. Dewe/Cooper, 2017, S. 150). Der Coping-Stil eines Individuums kann sehr speziell (es findet z. B. primär emotionsorientiertes Coping statt) oder sehr flexibel sein (das Individuum verfügt über ein breites Repertoire an Coping-Strategien aus verschiedenen Kategorien). Es gibt keine grundsätzlich überlegene Strategie, mit Stress umzugehen. Entscheidend ist der sog. „goodness-of-fit“ (vgl. Bengel/Lyssenko, 2012, S. 81). Dies bedeutet, dass Strate- gien, die in dem einen Kontext zur Stressbewältigung beitra- ABSTRACT Forschungsfrage: Welche Stressbewältigungstypen lassen sich in pflegenden Berufen identifizieren? Methodik: Qualitative Interviewstudie Praktische Implikationen: Die identifizierten Stressbewältigungstypen können bei der Gestaltung von Maßnahmen im Rahmen der Verhaltensprävention von Stress helfen. Durch die Reduktion der Komplexität bilden sie eine Grundlage zu einem umfassenden Verständnis von individueller Stressbewältigung, das für die Gestaltung von Maßnahmen hilfreich ist. Quelle: Eigene Darstellung Abb. 1: Zusammenhang Coping und Resilienz erfolgreich Resilienz t1 Stressor t1 Stressreaktion t1 Stressbewältigung t2 Coping t1 Resilienz t2 Stressreaktion t2 Coping t2 nicht erfolgreich erfolgreich ... ... nicht erfolgreich

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