PERSONALquarterly 4/2019
37 04/19 PERSONALquarterly PERSONALquarterly: Haben Sie mit der Einschränkung, dass die Idee in sechs Monaten bearbeitet werden muss, nicht von vorn- herein mögliche Ideen ausgeschlossen? Kerstin Dähne: So ist diese Beschränkung nicht zu verstehen. Wenn wir merken, dass eine Idee den Rahmen sprengen könnte, entscheiden wir, ob es möglich ist, das Projekt in Teil projekte zu unterteilen – oder es arbeiten mehrere Pioneers an einem Projekt. Bei einer Aufteilung könnte später auch ein anderer Pionier das Projekt weiterführen. Wir sind da recht fle xibel und beschränken uns nicht zwanghaft auf sechs Monate. PERSONALquarterly: Noch eine Frage zu den Ideen: Nach der Zeit, in der die Pioniere an der Idee gearbeitet haben: Wie ist eigent- lich der Prozess der Übergabe der Ideen in die Organisation organisiert? Kerstin Dähne: Die Pioniere haben die Verantwortung, schon wäh rend der Zeit in Berlin Sponsoren für ihr Projekt zu finden. Ein Sponsor muss sich dann bereit erklären, das Projekt im Tages geschäft zu erproben und bei erfolgreicher Testphase zu imple mentieren. Es ist sinnvoll, das Thema zu diesem Zeitpunkt in den Fachbereich zu geben, da mit der Implementierung viele Fragestellungen zusammenhängen, die der Pioneer als in der Regel eher Fachfremder nicht beantworten kann. Außerdem ist dies der Zeitpunkt, zu dem aus einem Projekt ein fester Bestandteil des Unternehmens werden soll, daher ist es auch nach den sechs Monaten nicht mehr die Aufgabe des Pioneers, dieses Thema voranzutreiben. Solange es seine Kapazitäten zu lassen und der Vorgesetzte einverstanden ist, kann der Pionier selbstverständlich noch die Implementierungsphase unterstüt zen. Diesen Prozess machen wir zu Beginn des Programms für jeden Pioneer transparent. PERSONALquarterly: Wer sind eigentlich die Pioniere und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Kerstin Dähne: Grundsätzlich kommen erstmal alle Mitarbeiten den infrage, die schon eine Weile bei uns angestellt sind und eine gewisse Offenheit für innovative digitale Themen und moderne Arbeitsweisen haben. Darüber hinaus suchen wir Mitarbeitende, die sehr selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten können und wollen – schließlich gibt es in Berlin kei nen Vorgesetzten, der die Arbeit verteilt, inhaltliche Vorgaben macht und diese auch nachhält. Wir suchen im Prinzip wirk lich kleine Unternehmer, die für alle Facetten ihres Projekts die Verantwortung übernehmen und das Thema treiben, übrigens auch inklusive der Budgetverantwortung. Die Mitarbeitenden können aus allen Bereichen und Ebenen des Unternehmens kommen. Mitspielen muss dann natürlich noch der jeweilige Vor gesetzte, der den Mitarbeitenden für die Zeit auch freistellt. Weiterhin sind verschiedene Bereiche vertreten, von Support funktionen bis zur Produktion und dem Vertrieb waren Mitar KERSTIN DÄHNE Thyssenkrupp Steel Europe AG www.thyssenkrupp-steel.com Kerstin Dähne arbeitet bei Thyssenkrupp Steel Europe in Duis burg im Human Resource Management und ist verantwortlich für den Bereich People Development. Sie hat schon in ver schiedenen Personalfunktionen gearbeitet und betreut in ihrer aktuellen Position seit Januar 2018 das Smart Steel Pioneers Program, ein Programm zur Verankerung von Corporate Entre preneurship bei Thyssenkrupp Steel Europe. Das Interview führte Peter Göhre, Senior Consultant bei Thys senkrupp Management Consulting und Doktorand im Bereich Transformation, Innovation und Corporate Entrepreneurship.
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